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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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löschte die Lampe aus. Einige Augenblicke stand er lauschend in der Finsternis, als könne er Stimmen vernehmen. Es verwirrte ihn, daß er nicht, wie oben in der Blockhütte, imstande war, menschliche Gerüche wahrzunehmen. Aber der Duft nach Boronia war zu stark.
    Für das, was er hier gesehen hatte, mußte es noch eine andere Erklärung geben. Diese Höhle konnte doch nicht nur als Gedenkschrein dienen. Er mußte auf Sadie warten, mußte beobachten, was sie hier trieb, und dann von ihr eine klare und eindeutige Auskunft verlangen, wann und wohin Marvin Rhudder gegangen war. Und dann mußte er sich dem Mann an die Fersen heften, gleichgültig, wohin er sich gewandt haben mochte.
    Der Regen wurde dichter. Australiens Fronttür schimmerte nur noch kaum wahrnehmbar durch den Dunst. Der Wind war schwächer geworden, und das Meer lag grau und lethargisch da - so lethargisch wie der arme Lew.
    »Sie haben sich da unten ein paar schöne Stunden gemacht, Nat«, jammerte er, »und mich lassen Sie hier oben bis auf die Knochen durchweichen.«
    »Aber ich hatte Sie nicht vergessen«, widersprach Bony. »Suchen wir uns eine trockene Stelle. Ich habe ein nettes Geschenk für Sie.«
    »Was? Was haben Sie da unten gefunden?«
    »Ich kann es Ihnen hier nicht zeigen, Lew. Es könnte sonst naß werden.«
    Unter dem großen Teestrauch gab es immer noch ein paar trockene Fleckchen, aber wenn es so weiterregnete, würden auch sie bald vor Nässe triefen. Bony zog aus seinem Hemd eine alte Büchse hervor und öffnete den Deckel. Die schwarzen Augen des Negers leuchteten auf.
    »Tee«, murmelte er.
    »Und Zucker.« Bony brachte eine zweite Dose zum Vorschein. »Machen Sie ein Feuer. Bei diesem Regen können wir es schnell auslöschen, falls das Signal heruntergehen sollte. Unten in der Höhle sind auch noch Kekse. Wir können also getrost den Rest unseres Proviants aufessen. Dazu gibt es einen schönen heißen Tee, und hinterher können wir noch rasch und vorsichtig eine Zigarette rauchen.«
    »Ach, immer müssen wir rasch und vorsichtig rauchen.«
    »Unten in der Höhle können wir überhaupt nicht rauchen«, erwiderte Bony und füllte den Kessel mit dem letzten Wasser.
    »Warum nicht, Nat?«
    »Weil man in der Kirche nicht raucht - deshalb!«

22

    Als der Tag trüb zur Neige ging, ohne daß Sadie Stark die Höhle aufgesucht hatte, war Bony überzeugt, daß sie sich von dem schlechten Wetter hatte abhalten lassen.
    Sie verlegten ihr Lager in die Höhle. Ihre geringe Ausrüstung ließ sich hinter den am Ende der Höhle aufragenden Steinen gut verstecken. Abwechselnd wachten sie am Eingang unter dem überhängenden Felsen, um nicht durch Sadie überrascht zu werden. Der anfängliche Regen war zu einem tropischen Wolkenbruch geworden, um dann abrupt aufzuhören, als der leichte Ostwind nach Norden gedreht hatte und bedeutend heftiger wehte. Danach waren eine Stunde lang Sturmböen von West gekommen, und am Spätnachmittag stürmten schwere, gewaltige Brecher an Australiens Fronttür vorbei gegen den Strand an.
    Lew betrachtete die große Menge angeschwemmten Seetangs. Er vermutete, daß ein Seetangberg zerstört worden sei.
    Nun schwamm der Tang die zerklüftete Küste entlang, doch an der Ostseite von Australiens Fronttür wurde er von den hohen Wogen zur Lagune zurückgetrieben.
    »Es kommt ein schwerer Sturm auf«, stellte Lew fest. »Eine komische Sache mit diesem Seetang. Ich habe das schon einmal gesehen - drüben beim Leuchtturm von Leeuwin. An dem einen Tag war es noch ein riesiger Berg, man hätte Stunden gebraucht, um darum herumzuspazieren, und schon am nächsten Tag wurde alles weggeschwemmt und dann woanders wieder aufgebaut.«
    »Wie sieht die Küste von Leeuwin eigentlich aus?« fragte Bony, nur um das Gespräch in Gang zu halten.
    »Gut! Viel besser als hier. Kap Leeuwin schützt sie. So etwas wie hier gibt es gar nicht. Diese Brecher werden langsam gewaltig, wie?«
    »Ich glaube nicht, daß sie bis hier herauf in die Höhle kommen. Lew. Wir befinden uns doch mindestens dreißig Meter über dem Strand. Aber wie kam der Sand hier herein? Durch den Wind?«
    »Möglich. Vielleicht aber auch durch eine Sturmflut.« Im Augenblick interessierte Lew ein ganz anderes Problem. »Wir sind jetzt hier im Trockenen, und das ist prächtig. Wie wär’s, wenn wir auf dem Primus noch etwas Tee machten? Und dann haben Sie mir doch etwas von Keksen erzählt.«
    Wie für jeden Eingeborenen waren für Lew Bequemlichkeit und ein voller Magen

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