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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Wasser zu füllen. Lew pumpte inzwischen so sehr an dem Kocher, daß Bony schon fürchtete, das Ding würde in die Luft fliegen. Sie warteten, daß das Wasser zu kochen begann. Lew murmelte: »Warum hat sie die Baskenmütze vergraben?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen, Lew.«
    »Was geht hier vor, Nat?« fragte der Eingeborene hartnäckig, und sein Gesicht nahm geradezu einen gequälten Ausdruck an. »Dieses neue Kleid? Und dann kommt sie in einer solchen Sturmnacht hier herunter. Wie sie geweint hat! Und sich so mit Sand zu bewerfen! Sie sagen mir doch, was das alles zu bedeuten hat?« fügte er flehend hinzu.
    »Wir werden es bald herausfinden, Lew. Trinken Sie erst mal Ihren Tee aus«
    Danach holte Bony die alte Schaufel und eine Harpune und ging mit Lew zu dem altarähnlichen Felsbrocken. Er stieß mit der Harpune in den Sand, bis er die Baskenmütze fand. Dann schaufelte er den Sand beiseite und legte die Mütze auf den Altar zurück. Lew gab einen grunzenden Laut von sich. Bony stocherte mit der Harpune tiefer in den Sand, bis er auf einen Widerstand stieß. Er blickte Lew an.
    »Die beiden Leuchter gehören dem alten Jeff, Lew. Er hat sie neulich vermißt und gewaltig getobt deswegen. Er behauptete, Luke habe sie mitgenommen. Vielleicht hat Sadie auch noch andere Schätze von Jeff hierhergebracht. Wir werden es bald wissen. Zünden Sie die Kerzen an, dann haben wir mehr Licht.«
    »In Ordnung, Nat.« Lew nickte.
    Langsam und methodisch begann Bony zu graben. Als er ungefähr einen Meter tief war, erweiterte er das Loch und schaufelte schneller. Gleich darauf fühlte er einen Widerstand, und nachdem er noch etwas Sand abgehoben hatte, kam ein weißes Bettuch zum Vorschein. Vorsichtig grub er weiter. Neugierig näherte sich Lew. Schließlich legte Bony die Schaufel beiseite und kniete nieder. Er tastete im Sand nach dem Saum des Lakens und zog es vorsichtig zurück. Eine große braunweiße Muschel kam zum Vorschein.
    »Aufgepaßt, Lew!« rief Bony, als er die Muschel fortnahm.
    Das Gesicht eines Mannes, über dessen Augen kleine weiße Muscheln gestülpt waren, kam zum Vorschein. Ein breites Gesicht mit gelblichgrün schimmernder Haut. In der hohen Stirn war ein schwarzgerändertes Loch.
    Bony zog das Laken noch weiter zurück. Im weißen Hemd des Toten waren zwei blutgetränkte Stellen - eine unter dem Herzen, die andere an der rechten Schulter.
    Ein gurgelnder Laut entrang sich Lews Kehle.
    »Wer ist das?« fragte Bony und blickte in die weitaufgerissenen schwarzen Augen des Negers. »Sagen Sie mir, wer das ist. Ich muß es wissen.«
    Der Eingeborene wich zurück, ohne seinen Blick von dem Toten lösen zu können.
    »Marvin!« murmelte er schließlich. »Marvin, der Kedic!«
    Dann übermannte ihn das Entsetzen. Er stürzte stolpernd zum Höhleneingang davon. Bony lief hinter ihm her, schrie ihm zu, stehenzubleiben. Er brüllte den Pfad entlang, aber der Sturm erstickte seine Stimme. Nur einmal hörte er in der Ferne einen Schrei: »Der Kedic! Der Kedic!«

23

    Lew tat ihm leid. Dieses Mitleid, das er für einen anderen empfand, half ihm über den eigenen Schock hinweg. Der Sturm blies durch seine leichte Kleidung, die Kälte biß in den Nacken. Er preßte sein Gesicht gegen die Felswand, um einen Schwächeanfall zu überwinden.
    In dem Augenblick, in dem er mit der Harpune einen Widerstand festgestellt hatte, wußte er, was er finden würde. Jetzt wurde ihm auch klar, warum man so reichlich das stark duftende Parfüm in der Höhle verspritzt hatte. Lew allerdings schien nicht geahnt zu haben, was sich unter dem Laken verbarg. Armer Lew! Es war nicht schön gewesen, ihm dies anzutun, aber es hatte sein müssen. Schließlich mußte der Tote einwandfrei identifiziert werden, und der Leichnam lag immerhin schon einige Tage in diesem Höhlengrab.
    Endlich hatte Bony sich wieder so weit gefaßt, daß er sich mit den Problemen befassen konnte, die es jetzt zu lösen galt. Die dunklen Schatten seiner eingeborenen Vorfahren wichen von ihm und machten der Logik des weißen Mannes Platz.
    Er kehrte in die Höhle zurück und kniete neben dem Grab nieder. Er legte die Muschel wieder über das schreckerregende Gesicht, schaufelte das Loch zu und glättete den Sand. Dann blies er die Kerzen aus und setzte sich auf die Truhe. Er war noch immer erregt und aufgewühlt und schob es auf den penetranten Geruch des Boronia. Er wusch sich die Hände in Petroleum, trocknete sie mit Sand ab. Dann trat er vor die Höhle und füllte

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