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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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Spaßvögel waren, moderne
Clowns, die es sich angelegen sein ließen, Schriftsteller zu foppen. Jetzt war
er ein Flüchtling, ein zu allem entschlossener Mann, der Gewalttätigkeit erlebt
wie auch verursacht hatte. Nachdem er von Neuem geflucht hatte, schleifte er
den bewusstlosen Soldaten in den hinteren Teil des Raums und entkleidete ihn
rasch, um sich seine Uniform anzuziehen (die ein bisschen eng war, sonst aber
passte). Seine eigene Kleidung – oder eher die der Höhlenbewohner – legte er
auf den Soldaten, nachdem er diesen in den Aufzug verfrachtet hatte.
    Orphan drückte auf einen Knopf in der Wand, und der Aufzug fuhr
rumpelnd nach unten.
    Es gibt keine andere Möglichkeit, dachte er. Irgendwie hatte er den
Soldaten loswerden müssen. Doch auf diese Weise brachte er die Leute unten –
meine Familie, dachte er bestürzt – in Gefahr.
    Er versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken. Nachdem er das
Gewehr des Soldaten an sich genommen hatte, marschierte er ins Freie.
    Niemand hielt ihn auf. Um sich herum sah er niedrige Gebäude aus
Stein sowie große, runde, zeltartige Gebilde. Offenbar die Quartiere der hier
Beschäftigten. Die wenigen Menschen, denen er begegnete, warfen nur einen
kurzen Blick auf ihn und beachteten ihn nicht weiter, sobald sie die Uniform
bemerkt hatten.
    Vor ihm befand sich die Kanone, die die ganze Umgebung beherrschte.
Das silberne Metall funkelte in der Sonne, die Spitze reichte so weit in den
Himmel, dass sie die Wolken zu durchbohren schien.
    Die Kanone stand auf einem freien Platz. Jenseits des Platzes
schwebten wie zwei Wachtposten die schwarzen, im Boden verankerten Luftschiffe.
    Er musste das Kontrollzentrum ausfindig machen. Oder sollte er zu
der Kanone gehen, um dort aktiv zu werden?
    Nein. Je näher er der Kanone kam, desto mehr Soldaten begegneten
ihm. Er konnte es sich nicht leisten, von ihnen angehalten zu werden. Panik
befiel ihn. Er hatte nur wenig Zeit. Der Soldat, den er außer Gefecht gesetzt
hatte, würde bald wieder zu sich kommen und Alarm schlagen. Man wusste bereits,
dass er sich auf der Insel befand, und war entsprechend misstrauisch. Er musste
sich also beeilen.
    Doch dann blieb er stehen, um die Kanone erneut zu betrachten.
Plötzlich fühlte er sich hilflos und verwirrt. In diesem Moment erblickte er Moriarty.
    Die unbarmherzig vom Himmel knallende Sonne schien dem
Premierminister, einem kleinen, dicklichen Mann, gewaltig zuzusetzen. Sein
Gesicht war mit Schweiß bedeckt, sein Atem ging stoßweise, als er sich mit
raschen Schritten von der Kanone entfernte. Er war von zahlreichen Leuten
umgeben: Wissenschaftlern in weißen Kitteln; Funktionären in fremdartiger
Tropenkleidung, die sich zweifellos irgendein teurer Schneider in der Savile
Row ausgedacht hatte, ohne die geringste Ahnung von tropischem Klima zu haben;
und von Soldaten. Die Gruppe durchquerte den Krater. Orphan folgte ihr in
gebührendem Abstand.
    Es war ein weiter Weg. Die Sonne machte Orphan zu schaffen, der sich
in der Uniform alles andere als wohlfühlte. Wie die Soldaten wohl damit fertig
wurden? Die Gruppe ließ die Gebäude hinter sich und steuerte auf den Rand des
Kraters zu. Wo waren eigentlich die Echsen? Bisher hatte Orphan noch keine
einzige gesehen, weder im Krater noch in den Tunneln. Obwohl dies hier ihr
Zuhause war, der geheime Sitz ihrer Macht, wies nichts auf ihre Anwesenheit
hin. Was sich wohl sonst noch auf der Insel verbirgt?, überlegte Orphan voller
Unbehagen.
    Moriarty und seine Entourage erklommen einen Hügel. Schwitzend
folgte Orphan ihnen. Als er die Kuppe des Hügels erreicht hatte, war die Gruppe
verschwunden.
    Er fluchte von Neuem.
    Am Fuße des Hügels entdeckte er lediglich einen ausgetrockneten
Bach. Als er nach unten blickte, bemerkte er jedoch Fußspuren im Sand. Er
folgte den Spuren, die ihn zu einem riesigen Felsblock führten, wo sie ganz
plötzlich endeten.
    Wo waren die denn alle?
    Er tastete die raue, warme Oberfläche des Felsens ab, weil er
hoffte, einen verborgenen Knopf, irgendeinen Mechanismus zu entdecken. Doch er
hatte kein Glück.
    Fluchend setzte er sich hin. All das ist Teil eines großen,
unsichtbaren Netzes, dachte er. In dessen verborgenem Zentrum die Spinne Faden
um Faden wob, um andere zu verwirren und in die Falle zu locken. Wohin war die
Gruppe verschwunden?
    Er ließ seine Gedanken schweifen. Plötzlich kam ihm all das
überhaupt nicht mehr

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