Bookman - Das ewige Empire 1
sind
langweilig.«
»Moment mal«, sagte Orphan, der ihr kaum zuhörte. »Sie können die
Sonde doch noch gar nicht abschieÃen. Sie müssen warten, bis der Mars nahe
genug ist, und das ist erst â¦Â« Seine Stimme erstarb. Was bin ich für ein
Idiot!, dachte er.
Die Sonde flog ja gar nicht zum Mars. Das hatte er völlig vergessen.
Sie brauchte nur weit genug in den Raum vorzustoÃen, um ein Signal aussenden zu
können. Alles andere â die Zeremonie im Richmond Park, die öffentlichen
Verlautbarungen, die Zeitungsartikel â war Teil dieses Täuschungsmanövers. Und
er musste sofort handeln, sonst wäre Lucy â und vielleicht sogar die ganze
Menschheit â verloren.
»Wie kann ich zu der Kanone gelangen?«, fragte er.
»In den Krater?« Elizabeth sah ihn erschrocken und zugleich
aufgeregt an. »Das geht nicht. Da dürfen wir nicht hin.«
»Aber ihr müsst doch irgendwie mit den Leuten dort in Verbindung
stehen«, sagte Orphan. »Hast du nicht mal was von Küche gesagt?«
»Ja, schon, aber die Küche liegt unter der Erde«, antwortete
Elizabeth.
»Und wie bekommen die Leute im Krater dann ihr Essen?«
»Ãber einen Aufzug, glaube ich«, sagte Elizabeth.
Orphan seufzte. Vor seinem inneren Auge blitzten Bilder aus der
Zukunft auf, die nicht sonderlich verheiÃungsvoll waren.
Der Aufzug erwies sich als kleiner Metallkasten, der nach
abgestandenem Essen stank. Orphan beäugte ihn misstrauisch. Was ihn oben
erwarten mochte, stellte er sich lieber nicht vor.
Er und Elizabeth waren durch die Tunnel gegangen, bis sie zur Küche
gelangten, die in einer groÃen, schlecht beleuchteten, verqualmten Höhle
untergebracht war. Jeder, dem er dort begegnete, blieb stehen und starrte ihn
an, um anschlieÃend näher zu kommen und ihn zu berühren, wie um sich zu
überzeugen, dass es ihn wirklich gab. Das fand Orphan äuÃerst anstrengend.
Ein Pluspunkt war freilich, dass niemand versuchte, ihn aufzuhalten.
Es war, als hätte man diesen Menschen alle Neugier ausgetrieben und ihnen
stattdessen eine Art Dumpfheit eingepflanzt, die alles als gegeben hinnahm.
Elizabeth führte ihn direkt zum Aufzug, der im Moment nicht benutzt wurde, da
das Frühstück bereits vorüber und die Zeit fürs Mittagessen noch nicht gekommen
war.
Orphan kletterte in den Metallkasten.
»Viel Glück«, sagte Elizabeth und drückte auf einen Knopf.
Rumpelnd setzte sich der Aufzug in Bewegung. Orphan kauerte sich in
die Ecke und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen.
Der Schacht, in dem er aufstieg, bestand aus rauem Gestein. Nachdem
Orphan eine Weile durchgerüttelt worden war, gelangte er endlich ans
Tageslicht. Der Aufzug machte halt, Orphan spähte hinaus.
Da niemand zu sehen war, kletterte er vorsichtig aus dem Kasten.
Wie er feststellte, befand er sich in einer Art Speisesaal mit
Reihen langer Tische. In die Wände waren kleine Fenster gehauen, durch die
Sonnenlicht hereinkam. Er ging zu einem der Fenster hinüber und blickte nach
drauÃen.
Vor ihm ragte die Kanone auf, die aus der Nähe noch gigantischer
wirkte. Leute eilten hin und her, die im Vergleich zu der Kanone so klein wie
Ameisen erschienen. Diese Leute waren von einer Geschäftigkeit, einer
Emsigkeit, die ihn erneut an Ameisen denken lieÃ, eine Kolonie von Ameisen. Und
irgendwo musste die Ameisenkönigin sein â oder vielmehr der Premierminister.
Aber wo?
»He, Sie da, Sie dürfen hier nicht â¦!« Blitzschnell fuhr Orphan
herum. Vor ihm stand ein junger Soldat, fast noch ein Kind, in einer zu groÃen,
schmutzigen Uniform und mit geschorenem Kopf. Seine Nase war ihm einmal
gebrochen worden, und jetzt wurde sie ihm von Orphan erneut gebrochen.
Der Junge fasste sich an die blutende Nase und starrte Orphan an,
dann stürzte er sich auf ihn.
Orphan wich zur Seite aus und versetzte dem Jungen einen Schlag auf
den Hinterkopf.
Der Soldat sackte zu Boden. Orphan stieà einen Fluch aus.
Was hast du denn erwartet?, sagte eine Stimme in ihm. Hast du
gedacht, du könntest hier einfach reinspazieren, das Lebenswerk dieser Leute
zerstören und dich dann gemütlich davonmachen?
Trotzdem hasste er, was er tun musste. Er hatte sich verändert. Er
war nicht mehr der junge Mann, dessen gröÃtes Verbrechen darin bestanden hatte,
zu den Leuten aus Porlock zu gehören, die lediglich
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