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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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Stacheln nach oben ragten. Ihre
kahlen Schädel waren – um die Haut eines Lézard nachzuahmen – grünlich-braun
angemalt und mit Streifen in verschiedenen Farben überzogen. Auch ihre
Gesichter waren so bemalt, dass sie denen von Echsen ähnelten, während ihre
zerlumpte Kleidung an Schuppen erinnerte. Sie streiften in kleinen Gruppen
durch die Gegend, und als einer von ihnen den Mund öffnete, um etwas zu sagen,
bemerkte Orphan, dass er sich die Zunge nach Art einer Echse hatte aufschlitzen
lassen.
    Â»Was sind das für Leute?«, fragte Orphan verwirrt.
    Â»Echsenboys«, erklärte Verne und stieß ein verächtliches Schnauben aus.
»Kinder, die spielen. Aber gefährliche und tückische Kinder. Achten Sie einfach
nicht auf sie.«
    Doch das fiel Orphan schwer.
    Sie sausten dahin und ließen die Stadt sowie die seltsamen
Jugendlichen bald hinter sich. Nach einer Weile machten sie vor einer großen
Villa halt, die inmitten eines weitläufigen Grundstücks am Ufer eines breiten
Flusses stand – der Loire, wie Verne mitteilte. Am Ufer war ein großes
Segelschiff festgemacht.
    Â»Willkommen, willkommen«, sagte Verne, während er Orphan durch die
Haustür in ein Wohnzimmer führte, das mit unzähligen Gegenständen vollgestopft
war. Verne klatschte zweimal in die Hände, worauf Licht anging. Ein weiteres
Klatschen bewirkte, dass unsichtbare Heizgeräte ansprangen, um Wärme in den
Raum zu schicken.
    Â»Erstaunlich«, meinte Orphan, als er all die wunderlichen
mechanischen Konstruktionen und Automaten um sich herum in Augenschein nahm: Da
gab es zum Beispiel eine Nachbildung von Vaucansons Ente, die neben einem
Fenster in einem Käfig saß und unablässig dabei war, Futter aufzunehmen und
wieder auszuscheiden. Ein anderer Automat stellte einen kleinen Jungen dar, der
in einem fort etwas auf eine Schiefertafel schrieb. Ansonsten waren dort noch
Rechenmaschinen zu sehen, Spielzeugsoldaten, die auf der Stelle marschierten,
das Modell eines Kugelfisches, das mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks an-
und abschwoll, ein Miniaturflötenspieler, ein Tesla-Gerät, ein Edison-Apparat,
ein mit Dampf betriebenes kleines Schiff, das zusammen mit Fischen aus Metall
in einem Aquarium schwamm und von einem mechanischen Riesentintenfisch
angegriffen wurde, der vergeblich versuchte, es mit seinen Tentakeln zu packen.
Ergänzt wurde dieses Sammelsurium durch Uhren, Schallplatten, Ferngläser,
Mikroskope und Zerrspiegel verschiedenster Art. Und überall, wo in diesem
Kuriositätenkabinett noch Platz war, lagen gleich schläfrigen Museumswärtern
Bücher herum.
    Â»Meine Frau und meine Kinder sind nach Italien gefahren«, sagte
Verne. »Dort gefällt’s ihnen sehr. Und auf diese Weise sind sie eine Zeit lang
aus dem Weg …« Er seufzte. »Die Schlafzimmer sind oben, ebenso Dusche, Bad etc.
Zur Küche geht’s dort entlang. Robur!«
    Â»Sir?« Der kleine Mann tauchte neben Verne auf.
    Â»Mach unserm Gast etwas zu essen.«
    Robur verschwand in Richtung Küche.
    Â»Wie sind Sie denn in all das verwickelt worden, Sir?«, fragte
Orphan.
    Â»Oh, sagen Sie ruhig Jules zu mir«, erwiderte Verne. »Das werde ich
Ihnen zu gegebener Zeit erzählen«, fuhr er mit ernster Miene fort. »Auf dem
Schiff werden wir reichlich Gelegenheit für Gespräche haben.«
    Â»Sie kommen mit mir nach Calibans Insel?«, hakte Orphan nach.
    Das schien ihm heller Wahnsinn zu sein.
    Der Schriftsteller lachte glucksend. »Wer sonst?«, entgegnete er,
sich auf den Bauch klopfend. »Auch wenn ich vielleicht nicht mehr so jung und
gelenkig bin wie früher – zum alten Eisen gehöre ich noch lange nicht, das
können Sie mir glauben! Robur!«
    Â»Sir?«
    Wie aus dem Boden gewachsen stand Robur plötzlich da.
    Â»Hol unserm Gast was zu trinken.«
    Â»Sir.«
    Â»Was darf’s denn sein, junger Freund?«
    Â»Ein Glas Rotwein wäre schön«, erwiderte Orphan leicht benommen.
    Verne lächelte, Robur verschwand wie von Zauberhand, und schon im
nächsten Moment hielt Orphan einen Kelch in der Hand, der fast bis zum Rand mit
Cabernet Sauvignon gefüllt war. Nachdem Orphan einen großen Schluck getrunken
hatte, entspannte er sich ein wenig. Wenn es nicht um Lucy ginge, würde ich
alles daransetzen, um gegen den Bookman zu kämpfen, dachte er bei sich.
Plötzlich fuhr

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