Bookman - Das ewige Empire 1
Mann zeigend.
»Adam Worth«, sagte der Bookman. »Ein raffinierter, skrupelloser
Krimineller. Ich habe ihn vor ein paar Jahren aufgenommen, nachdem er das Bild
der Herzogin von Devonshire gestohlen hatte ⦠Haben Sie dieses Gemälde je
gesehen? Wunderbar! Schon damals verfügte er über eine äuÃerst effiziente
Verbrecherorganisation. Ich glaube, Ihre Freundin bei Scotland Yard hat ihn
einmal als Cäsar des Verbrechens bezeichnet.«
»Meine Freundin?« Orphan überlief ein Frösteln.
»Ach, kommen Sie, Orphan«, sagte der Bookman, »zwischen uns sollte
es keine Geheimnisse geben. Zurzeit ist Inspektorin Adler gerade dabei, den
Eingang von Paynes Buchladen zu beobachten. Sie beschattet Sie, seit Sie das
Krankenhaus verlassen haben. Wussten Sie das etwa nicht?« Der Bookman lachte.
»Natürlich nicht. Sie ist sehr geschickt. Sie hat â völlig zu Recht â
angenommen, dass Sie sie zu mir führen könnten. Doch ihre Rechnung wird nicht
aufgehen. Wenn ihr klar wird, dass Sie nicht mehr herauskommen, wird Sie nach
Ihnen suchen, aber nichts finden.«
Orphan fröstelte noch stärker. »Wie meinen Sie das?«
»Das werden Sie schon sehen«, antwortete der Bookman, eine
Bemerkung, die nicht gerade zu Orphans Beruhigung beitrug.
»Aber warum das alles?«, fragte er. Seine Verwirrung machte ihn
aggressiv. »Warum haben Sie Lucy getötet? Warum haben Sie mich hierher
gelockt?« Dann fiel ihm ein, was der Mann im Anzug â Adam Worth â gesagt hatte.
»Die Marssonde!«, fügte er hinzu.
»Genau.«
»Immer wieder diese Sonde«, sagte Orphan. »Aber warum? Weshalb
musste sie zerstört werden?«
»Weil das keine Sonde war beziehungsweise ist«, erklärte der
Bookman, dessen Stimme jetzt so nahe war, als stünde er unmittelbar hinter
Orphan. Dieser saà reglos da, fast als wollte er den Bookman damit veranlassen,
sich zu entfernen.
»Sondern ein Signal«, fuhr der Bookman fort.
Seine Stimme war leise und sanft und erklang dicht neben Orphans
Ohr. Als etwas Schuppiges und Nichtmenschliches seine Schulter berührte, wäre
Orphan fast vom Stuhl gesprungen.
»Ein Signal«, wiederholte der Bookman, »für den Weltraum bestimmt und
von Menschen entwickelt, die jedoch nicht wissen, welchem Zweck es dienen soll.
Stellen Sie sich eine riesige Kanone vor, Orphan, die mit einem gewaltigen
Knall abgefeuert wird, um ein Geschoss in die Atmosphäre und noch weiter zu
schicken â in die Kälte des Weltraums. Wo es dann einsam zwischen den Sternen
schwebt â ist das nicht poetisch?«
»Ja«, flüsterte Orphan, der von der Berührung des Bookman wie
gelähmt war. Was ist das für eine Kreatur?, zermarterte er sich den Kopf.
Welches seltsame, fremdartige Wesen hatte ihn hierher gelockt, um ihm etwas von
Poesie zu erzählen?
»Die Poesie verfügt über eine Ironie eigener Art«, sagte der
Bookman. »Die Sonde würde zwar in den Weltraum gelangen, aber nicht zum Mars
fliegen, um dessen Sandwüsten und vermeintliche Kanäle zu erkunden. Stattdessen
wird sie Antennen ausfahren, um ein Gedicht zu den fernen Sternen zu funken.
Und zwar in der Sprache jener Kreaturen, die ihr in eurer Unwissenheit Les
Lézards nennt. Wissen Sie, welche Botschaft die Sonde übermitteln wird, Orphan?
Was für ein Gedicht in den Weltraum geschickt werden soll?«
Er spürte den Bookman hinter sich, diesen Schemen, der konkrete
Gestalt angenommen hatte und von einer Bedrohlichkeit war, wie er sie noch nie
erlebt hatte. »Nein«, flüsterte Orphan mit einer Stimme, die er kaum
wiedererkannte.
»Es wird ein Lied von unübertrefflicher Schönheit sein«, erklärte
der Bookman. »Und es wird ein Aufruf sein, der von den Schönheiten dieser Welt
â der Erde â raunt, von blauen Ozeanen und grünen Ländern, von der Fülle des
Lebens, den Reichtümern und Bodenschätzen dieser Welt â einer Welt, die bereits
halb unterjocht ist und bei der man nur noch zuzugreifen braucht.« Etwas wie
eine Echsenzunge â und doch anders â schnellte zischend neben Orphans Ohr durch
die Luft. »Kommt, würde das Gedicht sagen. Kommt, ihr Brüder und Schwestern.
Wir sind lange verschollen gewesen, doch jetzt sind wir wieder da. Kommt in
diese Welt, die wir erobert haben, damit wir zusammen darüber herrschen.«
Die Worte des Bookman hatten
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