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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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des Käfigs öffnete
und ihn hineinführte, wo er auf einen Haufen Stroh sank.
    Aramis verließ den Käfig, machte die Tür hinter sich zu und schloss
ab.
    Das Stroh war weich, trocken und bequem. Der Schmerz in seiner
Schulter ließ nach. Die Augen fielen ihm zu, das Auf und Ab der Wellen lullte
ihn in den Schlaf und verlieh ihm ein Gefühl der Sicherheit … Er versuchte,
noch einen Moment wach zu bleiben, um dieses Gefühl auszukosten, um sich sagen
zu können, dass ihm fürs Erste keine Gefahr drohte und es ihm vergönnt war zu
schlafen.
    Dann stellte sich der Schlaf ein, dem er sich bereitwillig überließ
und der lange traumlos blieb. Als er nach einer Weile anfing zu träumen,
träumte er nur von Lucy.

24
Wyvern
    Die Schiffe lagen unbemannt verfaulend in
der See,
Die Masten barsten Stück für Stück –
Sie schliefen, unter sich die Tiefe,
Die Wellen tot, die Brandung starr begraben.
    Lord Byron, »Finsternis«
    Als die Nacht hereinbrach, wurden sie vereidigt. Ein ganzer
Tag war jetzt seit dem Angriff auf die Nautilus und
der Zerstörung des Schiffes vergangen. Orphan lag unter Deck im Käfig (wo es
bestialisch stank, unter anderem nach verschüttetem Rum) und dachte an Verne.
Er hoffte, dass es ihm irgendwie gelungen war zu überleben. Jedenfalls wehrte
er sich gegen die Vorstellung, die Leiche des fetten Schriftstellers sei auf
den Grund des Ozeans gesunken. Das hätte Verne wahrlich nicht verdient.
    Doch es gab noch viele andere Dinge, die Orphan durch den Kopf
gingen, nachdem er erwacht war und mit den anderen im Käfig wartete. Jetzt lief
alles aufs Überleben hinaus. Der Buchladen im Cecil Court, alles, was er kannte
und was ihm vertraut war, lag weit hinter ihm. Was wusste er denn schon von
Schiffen? Es überraschte ihn, dass Spoons ihn nicht einfach – wie einige der
anderen – hatte über Bord werfen lassen. Stattdessen war er hier. Und war noch
am Leben. Noch .
    Als dann die Nacht hereinbrach und unzählige Sterne wie ein
Piratenschatz am Himmel glitzerten, wurde er zusammen mit den anderen an Deck
gebracht, wo Kapitän Wyvern sie erwartete, der wie ein schuppiges Ungeheuer aus
einem alten Märchen wirkte. Sein einziges Auge glomm wie ein Rubin im
Laternenlicht auf, als er ihnen den Pirateneid vorlas.
    Seine Stimme war klar und kräftig. Er stand in der Nähe des
Hauptmasts, zu seiner Rechten der Bootsmann, der respektvoll Distanz wahrte.
Wie ein Vater, der sich vor seinen ungezogenen Kindern aufbaut, wandte er sich
den Gefangenen zu. Die Mannschaft der Joker hatte
einen Kreis um sie gebildet. Die Augen der Männer funkelten im Licht. Es roch
nach Rauch und ungewaschenen Körpern.
    Kapitän Wyvern sprach die Artikel vor, die Orphan und die anderen
Wort für Wort wiederholen mussten. Der Pirateneid lautete:
    Artikel 1:  Jeder Mann ist
verpflichtet, den Befehlen des Kapitäns zu gehorchen. Der Kapitän erhält
anderthalb Anteile von aller Beute, die gemacht wird. Jedes Mannschaftsmitglied
bekommt einen gleichen Teil der Beute.
    Artikel 2:  Jeder, der versucht
zu desertieren oder der seinen Kameraden etwas vorenthält, wird mit einem
Pulverhorn, einer Flasche mit Wasser, einer Pistole und etwas Munition auf
einer einsamen Insel ausgesetzt.
    Artikel 3:  Wer seine Kameraden
auch nur um eine Dublone bestiehlt, wird ausgesetzt oder erschossen.
    Artikel 4:  Sollten wir
irgendwann auf einen Ausgesetzten (das heißt, einen anderen Piraten) stoßen,
darf dieser Mann sich uns anschließen, ohne dass es der Zustimmung der
Mannschaft bedarf, nachdem ihm die Bestrafung zuteilwurde, die der Kapitän und
die Mannschaft für angemessen halten.
    Artikel 5:  Wer einen anderen
schlägt, solange diese Artikel in Kraft sind, erhält neununddreißig
Peitschenhiebe auf den nackten Rücken.
    Artikel 6:  Wer unter Deck eine
Waffe abfeuert, aus einer Pfeife ohne Deckel Tabak raucht oder mit einer
brennenden Kerze umhergeht, erhält ebenfalls die im vorhergehenden Artikel
erwähnte Strafe.
    Artikel 7:  Wer seine Waffen
nicht in Ordnung hält, um jederzeit kampfbereit zu sein, oder wer seine
Aufgaben vernachlässigt, verliert seinen Anteil an der Beute und wird außerdem
bestraft, wie der Kapitän und die Mannschaft es für angemessen halten.
    Artikel 8:  Wer bei einem
Gefecht einen Finger oder einen Zeh verliert, erhält vierhundert Dublonen;
verliert er

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