Bookman - Das ewige Empire 1
lautes Aufklatschen. Mr. Spoons
blickte in Richtung Heck. »Zieht ihn bis zum Bug und wieder zurück. Lasst ihn
den Kiel spüren. Falls er noch am Leben ist, wenn ihr ihn wieder rausholt, darf
er sich uns anschlieÃen.«
»Jawohl, Sir.«
Die zwei entfernten sich, das Tau â und den daran befestigten Mann â
hinter sich herziehend.
Mr. Spoons schlug dem entsetzten Mohsan Jaffery auf den Rücken.
»Störtebeker! Shi!«
Die gerufenen Piraten kamen anstolziert â zwei massige, brutal
aussehende Männer. Den einen meinte Orphan wiederzuerkennen. Dieses viehische
Gesicht hatte er kurz zu sehen bekommen, als der Entersäbel auf ihn
niedergesaust war â¦
»Bringt Mr. Jaffery unter Deck, bis wir alle vereidigen.«
»Ja, Mr. Spoons.«
Eilig trugen sie Jaffery davon.
Der nicht ein einziges Mal zurückblickte.
Was Orphan rettete â vor dem Kielholen, der neunschwänzigen
Katze und davor, wie einer seiner Kameraden (dessen Namen er noch nicht einmal
kannte) gezwungen zu werden, eine über die Reling ragende Planke
entlangzulaufen und ins Wasser zu springen â, war das ebenso unerwartete wie
unerklärliche Auftauchen des Schiffskochs der Nautilus .
Der junge Mann war nicht gefesselt. Er näherte sich Mr. Spoons und
flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Bootsmann nickte. Dann kam er auf Orphan zu,
den er bisher nicht beachtet hatte. Offenbar wollte er ihn sich bis zuletzt
aufheben, was Orphan äuÃerst beunruhigend fand.
»Sie«, sagte er. »Wofür entscheiden Sie sich? Sind Sie bereit, unter
Kapitän Wyvern zu dienen? Wie mir mein neuer Freund hier mitgeteilt hat, sind
Sie kein sonderlich tauglicher Seemann, können aber gut kämpfen und auch gut
Karten spielen. Wenn Sie sich uns anschlieÃen, kommen Sie bei beidem voll auf
Ihre Kosten.«
Orphan sah den jungen Koch an, der so gelassen wie immer schien und
ihm kurz zunickte. Konnte er ihm trauen?
Hatte er eine andere Wahl?
»Ich schlieÃe mich Ihnen an«, sagte Orphan.
Mr. Spoons nickte. »Das habe ich mir schon gedacht.« Er kniete sich
hin und zog sein Messer.
Das Messer näherte sich Orphans Gesicht, bis die Spitze fast sein
Auge berührte. Dann fuhr Mr. Spoons mit der flachen Seite der Klinge langsam
über Orphans Wange. »Wenn ich das nächste Mal einen Befehl gebe«, sagte Mr.
Spoons, »haben Sie lediglich Ja, Mr. Spoons zu
sagen.«
Orphan versuchte, möglichst flach zu atmen und den Mund nicht mehr
als nötig zu bewegen. Deshalb erfolgte seine Antwort fast im Flüsterton. »Ja,
Mr. Spoons.«
Mr. Spoons entfernte das Messer aus Orphans Gesicht (vor
Erleichterung hätte Orphan fast aufgeseufzt), dann senkte er es wieder, um
Orphan mit einer raschen Bewegung die nackte linke Schulter aufzuschlitzen.
Orphan unterdrückte einen Schrei. Er wagte nur, die Augen
aufzureiÃen. Seine Schulter brannte.
»Wie heiÃen Sie?«, fragte Mr. Spoons.
»Orphan.«
»Denken Sie an das, was ich gesagt habe, Orphan.«
»Ja, Mr. Spoons.«
Der Pirat schnitt ihm die Fesseln durch.
Orphan erhob sich. Takanobu und Garcia zogen gerade den Mann aus dem
Wasser, den sie über Bord geworfen hatten. Seine Kleidung war zerfetzt und
blutig, sein Gesicht kaum noch erkennbar.
»Lebt er noch?«, erkundigte sich Mr. Spoons.
Takanobu prüfte, ob der Puls noch zu spüren war, und schüttelte den
Kopf.
»Dann werft ihn wieder ins Wasser. Macht aber vorher das Tau ab.«
AnschlieÃend drehte er sich dem Schiffskoch zu. »Aramis, bringen Sie
Ihren Freund zu den anderen unter Deck.«
Der Koch â Aramis? Orphan fiel ein, dass er den Namen des jungen
Mannes gar nicht gekannt hatte â nickte und sagte: »Ja, Mr. Spoons.« Dann
bedeutete er Orphan, ihm zu folgen.
»Wer bist du?«, fragte Orphan flüsternd, sobald sie auÃer Hörweite
waren.
Der Koch deutete ein Lächeln an. »Ein Freund? Deine einzige
Hoffnung? Ein Verbündeter?«
»Und was davon trifft zu?«, fragte Orphan.
»Nichts«, erwiderte der Koch. »Beziehungsweise alles zusammen.«
Orphan seufzte. Er war zu erschöpft für Rätsel und merkte, wie der
Rest seiner Energie dahinschwand. Deshalb bekam er kaum mit, dass Aramis ihn
stützte, um ihn unter Deck zu bringen, wo die wenigen Ãberlebenden der Nautilus zusammengekauert in einer Art Tierkäfig saÃen.
Benommen nahm Orphan wahr, dass Aramis die Tür
Weitere Kostenlose Bücher