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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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eine Gliedmaße, bekommt er achthundert.
    Artikel 9:  Wer einer ehrbaren
Frau ohne ihre Zustimmung zu nahe tritt, ist dem Tod verfallen.
    Die Stimme des Kapitäns hallte klar und deutlich durch die
warme Nachtluft. Orphan, der die Worte Wyverns wiederholte, hatte den Eindruck,
als werde er in einen religiösen Orden aufgenommen, einen neuen, fremdartigen
Stamm, eine Welt, die ausschließlich aus Männern bestand.
    Und aus Echsen?
    Â»Wir sind eine geschlossene Gemeinschaft«, erklärte Kapitän Wyvern,
nachdem sie den Eid nachgesprochen hatten, »in der nicht mehr zählt, wer Sie
sind oder wer Sie einmal waren. Unser Leben ist hart und gefährlich, aber auch
gerecht, denn unter uns herrscht Gleichheit«, fuhr er fort, wobei seine Zunge
hervorschnellte, um die Meeresluft zu schmecken. »Ich, der ich Gouverneur hätte
werden oder der ich mich in einer der großen Städte des Empire dem Müßiggang
hätte hingeben können, ich habe mich für dieses Leben unter Ihnen entschieden,
um frei zu sein. Ebendies aber habe ich Ihnen zu bieten: Freiheit. Ein Leben,
das frei ist von Unterdrückung und den Regeln, die ein zivilisiertes
Zusammenleben gewährleisten sollen, deren die herrschende Klasse sich aber nur
bedient, um die Massen in Schach zu halten. Ich wollte kein zivilisiertes
Leben. Ich mache mir nichts aus dem Ruhm, die Welt zu beherrschen, ich wollte
kein Bürokrat werden, der die Angelegenheiten der Menschen zum Nutzen meines
Volkes verwaltet. Ich wollte Freiheit, so hart und gefährlich und kurzlebig sie
auch sein mag. Das ist das, was ich Ihnen heute anbiete: frei zu sein. Nehmen
Sie das Angebot an?«
    Â»Ja«, sagte der Kanonier Mohsan Jaffery, dessen Augen im
Laternenlicht glänzten.
    Â»Ja«, sagte Orphan leise. Es gibt keine andere Möglichkeit, dachte
er – und diese Überlegung machte ihn auf einmal glücklich. Keine Verantwortung
mehr zu haben, die Angelegenheiten der großen Welt, die ihn nichts angingen, zu
vergessen, über das Meer zu segeln, nur auf die eigene Kraft und Schläue
vertrauend, in einer Gemeinschaft zu leben, in der alle ebenbürtig sind und den
gleichen Anteil erhalten …
    Â»Ja!«, riefen die Matrosen der Nautilus im
Chor. Die umstehenden Piraten grinsten und fielen in den Ruf ein, bis die Joker von ihrem Geschrei und dem Stampfen ihrer Füße zu
beben schien.
    Â»Dann schwört!«, sagte Kapitän Wyvern und nickte dem Bootsmann zu,
der sein Nicken erwiderte, um dann mit einem langen geraden Messer in der Hand
auf die Männer zuzutreten.
    Â»Streckt die rechte Hand aus«, forderte Mr. Spoons sie auf.
    Sie gehorchten.
    Als Erster kam Orphan an die Reihe. Mit einer Behutsamkeit, die ihn
überraschte, berührte die Klinge seine Handfläche. Dann wurde das Messer nach
unten gezogen, und Blut trat aus.
    Mr. Spoons nickte und wandte sich dem nächsten Mann zu.
Erwartungsvolle Stille lag über dem Schiff. Bald hatten alle Überlebenden der Nautilus einen Schnitt in die Handfläche erhalten.
    Auf einen kurzen Befehl von Mr. Spoons hin eilten zwei Matrosen
davon und kamen mit einem Fass voller Meerwasser zurück.
    Mit einer Handbewegung forderte er die Männer auf, sich um das Fass
zu versammeln. Als Orphan in das Wasser blickte, sah er sein Spiegelbild,
verschwommen und geisterhaft. Mr. Spoons presste sich das Messer gegen die
offene Hand und ballte die Faust. Dann zog er grinsend das Messer heraus und
tauchte seine blutende Hand ins Wasser.
    Die anderen taten es ihm nach.
    Das Wasser rief ein brennendes, aber keineswegs unangenehmes Gefühl
hervor. Ihr Blut vermischte sich mit dem Wasser, sodass ihre Spiegelbilder wie
durch eine verunreinigte Linse zu sehen waren. Dann stellte sich der Kapitän neben
den Bootsmann und machte etwas, das Orphan noch nie gesehen hatte und das ihn
so schockierte, dass ihm beinahe ein Schrei entfahren wäre: Wyvern kniff das
Auge zusammen und spannte die Gesichtsmuskeln an – und plötzlich spritzte ein
langer Blutstrahl aus seinem Auge (wie Orphan später herausfand, aus dem
Bereich ums Auge), um klatschend in das mit dem Blut der anderen vermischte
Wasser zu fallen.
    Die Piraten brachen in Jubel aus. Mr. Spoons nickte den zwei Piraten
zu, die das Fass gebracht hatten. Vorsichtig hoben sie es an, trugen es zur
Reling und kippten die mit Blut vermischte Flüssigkeit in hohem Bogen über
Bord. Gleich darauf war ein Platschen zu

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