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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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Handgelenk wegschlug, während sie gleichzeitig Sophias Kopfattacke blockte. Dadurch, dass Eliza den Angriff ihrer Gegnerin abwehrte, verlor Sophia ihre Deckung, und Eliza konnte zustoßen, doch die Italienerin wich ihr geschickt aus und stach ebenfalls zu.
    Die beiden Rivalinnen hielten inne und erwarteten, in den Augen der anderen zu sehen, dass sie verwundet war. Doch auf ein dumpfes Geräusch zu ihren Füßen senkten sie den Blick: Ihre Klingen steckten sanft vibrierend im Boden, und dort, wo ihre Nieren aufgespießt worden wären, hielt die Gegnerin lediglich das abgebrochene Heft in der Hand.
    »Wer ist Ihre Schneiderin?«, fragten sie wie aus einem Munde.
    Da keine Antwort kam, stießen sie sich von einander weg und warfen ihre nutzlosen Waffen beiseite. Die frappierenden Gemeinsamkeiten irritierten Eliza ein wenig. Sie teilten nicht nur das Faible für Sprengstoff und die Freude an der Jagd, sondern sie wussten auch beide die Vorteile verstärkter Unterwäsche zu schätzen. Wäre Sophia del Morte eine andere gewesen, hätten sie glatt Freundinnen werden können.
    Als das matte Licht, das sich hinter die Bühne stahl, auf Sophias zweite Klinge fiel, fügte Eliza der Liste ihrer Gemeinsamkeiten »verborgene Waffen« hinzu.
    Das Messer zuckte mehrere Male vor und zurück wie der Kopf eines Mungos bei dem Versuch, eine in die Enge getriebene Kobra zu überwältigen. Als Sophia erneut zustieß, zog Eliza endlich einen Vorteil aus ihrem modischen Stil; sie setzte ihre weiten, gebauschten Ärmel so ein, dass sich Sophias Waffe in den Stoffschichten verhedderte. Die Mörderin wich zurück, verlor das Gleichgewicht, da sie die Klinge nicht loslassen wollte, und fiel nach vorn …
    … gegen Elizas wartende Faust.
    Sogleich riss Eliza ihren Ärmel noch einmal zurück und traf erneut Sophias Nase. Beim dritten Hieb, den die Agentin austeilen wollte, war sie derart im Rausch, dass sie gar nicht bemerkte, wie Sophia den Kopf vorneigte, um damit ihre Unterlippe zu treffen. Bei diesem Angriff löste sich die Klinge aus den Ärmelfalten, doch sofort griff Eliza mit der anderen Hand zu und umklammerte eisern Sophias Handgelenk. Sie rangen um die verbliebene Waffe, zogen sie hin und her, wie zwei Mädchen, die um ein billiges Schmuckstück kämpften. Eliza traf Sophia mit dem Ellbogen am Kinn, und das Messer flog in hohem Bogen durch die Luft, schlitterte unter der seitlichen Kulisse hindurch und hinaus auf die Bühne, wo es zwischen den Füßen des Waldes von Birnam verschwand, der in diesem Moment nahezu ohrenbetäubende Höhen für Verdis großes Finale erreichte.
    Sofort stürzten die beiden Frauen dem Messer hinterher. Eliza packte Sophia an den Haaren, wollte sie zurückreißen, nur um durch ein Knie, das ihr kugelsicheres Korsett traf, selbst das Gleichgewicht zu verlieren. Eliza stieß sich von den Dielen ab, schlang im Flug die Arme um die Italienerin und fluchte leise, als sie in warmes, bernsteinfarbenes Licht geriet.
    Die Aufschreie von Choristen und Zuschauern bestätigten es – ihr Zweikampf hatte sich in den Wald von Birnam verlagert.
    Eliza stieß Sophia zur Bühnenmitte und knurrte – doch dieses Knurren galt nicht etwa ihrer Gegnerin, sondern dem entsetzten Chor um sie herum, der beharrlich das große Finale von Macbeths Untergang schmetterte. Und hier geht die Schau auch immer weiter, dachte sie bei sich, während sie Sophia mit zusammengekniffenen Augen beobachtete.
    Die Italienerin stand, von hinten angestrahlt, mitten auf der Bühne, und plötzlich – die Schreie der Opernbesucher schwollen mit dem Chorgesang auf der Bühne an – ließ sie ihre Röcke fallen. Die zum Vorschein kommende Unterwäsche der Italienerin war ganz aus Leder und ziemlich gewagt. Eliza konnte mühelos die Umrisse der vier kleinen Revolver erkennen, die sie jeweils paarweise an den Oberschenkeln befestigt hatte. Höchstwahrscheinlich waren irgendwo auch noch ein paar Messer versteckt.
    Die Agentin stürzte auf sie zu, doch Sophia – nun in der Lage, sich ungehindert zu bewegen – fuhr herum und verpasste ihr einen gezielten Tritt gegen das gepanzerte Korsett. Unsanft krachte Eliza auf die Bodendielen, direkt neben das Messer. Bevor sie jedoch danach greifen konnte, bekam die Klinge einen Tritt von einem unachtsamen Sänger und schoss quer über die Bühne.
    Ein entrüsteter Aufschrei in unmittelbarer Nähe ließ Elizas Kopf hochfahren. Sie sah Sophia mit einer Pike, die sie vermutlich einem Chorsänger entrissen hatte, zum

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