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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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lächelte. »Ich beabsichtige, dieser Sprengstoffmeisterin meine Aufwartung zu machen.«

Kapitel 18
    In welchem Miss Braun die Bühne betritt und stürmischen Beifall erntet
    Nachdem Eliza die Oper lange genug ertragen hatte, war sie froh, diese Loge und das elende Geträller auf der Bühne schnellstmöglich hinter sich zu lassen. Es blieb ihr ein Rätsel, wie Wellington von diesem glorifizierten Gejaule derart verzaubert sein konnte.
    All ihr Unbehagen ob der Aufführung war jedoch schlagartig verpufft, als sie die Worte der Mörderin hatte anhören müssen. Sie hat Harry getötet. Und für dieses italienische Miststück spielte es keine Rolle, dass er nur noch ein menschliches Wrack in einem Irrenhaus gewesen war. Denn solange Harry lebte, konnte eine Genesung nicht gänzlich ausgeschlossen werden – ganz gleich, wie gering die Erfolgsaussichten sein mochten, jemanden vom Wahnsinn zu heilen. Plötzlich nagten Schuldgefühle an Eliza. Hätte sie ihn einfach aus Bedlam herausholen und auf eigene Faust gesund pflegen sollen? Angesichts ihrer Vergangenheit und um ihres Bruders willen, den sie in Neuseeland zurückgelassen hatte, wäre es ihr eine Freude gewesen, Harry zu umsorgen. Wahrscheinlich hatte sie einzig und allein die Jagd im Sinn gehabt und dabei völlig aus den Augen verloren, warum sie eigentlich hier war.
    Doch Eliza konnte keine Rache nehmen – noch nicht. Zunächst musste allen Hinweisen sorgfältig nachgegangen werden, genau wie Harry es sie gelehrt hatte. Erst dann – und nur dann – würde es zu einer Abrechnung kommen.
    In der gepflegten Atmosphäre des Opernhauses war es stets erforderlich, den Schein zu wahren. Und da diese Situation ohnehin einer gewissen Zurückhaltung bedurfte, unterdrückte Eliza ihren ersten Impuls und stürmte nicht auf den Flur hinaus. Leise, aber bestimmt zog sie die Tür hinter sich zu und überließ es Wellington, sein Gerät allein wieder zusammenzupacken. Wo zum Teufel hatte er dieses Ding überhaupt her? Die Wissenschaftler in der Entwicklungsabteilung waren mit ihren Spielzeugen verdammt knauserig, und Books zählte nun nicht gerade zu ihren Freunden. Sollte dieser Lauschapparat etwa eine weitere Schöpfung von Welly sein, wie die analytische Maschine im Archiv? Sehr seltsam.
    Wie auch immer, dieses kleine Rätsel würde warten müssen – es galt, ein paar Schurken das Handwerk zu legen. Zugegeben, eine Verfolgung im hochmodischen Abendkleid war wenig vorteilhaft, doch wie alle guten Geheimagenten wusste Eliza, dass man sich eine günstige Gelegenheit keinesfalls entgehen lassen durfte. So nah war sie den Leuten, die Harry auf dem Gewissen hatten, noch nie gekommen. Auch wenn dieser Moment noch um einiges schöner gewesen wäre, wenn er hätte hier sein können, um ihn mit ihr zu teilen.
    Nein, ich darf jetzt nicht an Harry denken. Noch nicht.
    Draußen vor der Loge entledigte sich Eliza ihrer hochhackigen Satinpumps und ließ sie neben der Tür stehen. Welly würde gar nicht anders können, als darüber zu stolpern und sie ihr mitzubringen. Und wehe nicht – diese Schuhe hatten sie in Paris eine schöne Stange Geld gekostet.
    Mit gerafften Röcken und gespitzten Ohren schlich sie den Logenaufgang hinunter. Ein Platzanweiser kam ihr entgegen und riss beim Anblick ihrer nackten Waden erschrocken die Augen auf. Aber der junge Mann wurde gar zu gut bezahlt, um das Gebaren der feinen Gesellschaft infrage zu stellen. Nichtsdestotrotz gaffte er sie um einiges länger an, als es der Anstand gebot. Dann blickte er ihr direkt in die Augen, und sie schenkte ihm noch ein schalkhaftes Zwinkern, bevor sie weiter die Treppe hinunterging.
    Als die Tür der Phönixloge aufflog, presste sich Eliza reflexartig flach gegen die Wand der Wendeltreppe. Obgleich ihr Herz raste, zwang sie sich, langsam und gleichmäßig zu atmen, und wartete erst einmal ab, ob sie schleunigst die Treppe würde hinauflaufen müssen oder ob sich die Logengäste anschickten, das Opernhaus über den Flur zu verlassen. Die Schritte entfernten sich jedoch. Nachdem sie ihnen einen Moment Zeit gelassen hatte, huschte sie die letzten Stufen hinunter und spähte nach links, wo der Flur in den Eingangsbereich des Theaters führte. Er war leer.
    Sie fuhr herum und erhaschte einen Blick auf lange schwarze Röcke, deren Säume über den Teppich schleiften. Augenscheinlich waren sich die Verschwörer – wenngleich sie mit dem Einfluss ihres Geheimbundes prahlten – nicht zu gut, nötigenfalls auch sehr verstohlen

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