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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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früh, um Ihren Platz zu verlassen, Madam.« Der leichte Akzent der Italienerin klang im direkten Gespräch noch liebreizender.
    Um sie herum herrschte reges Treiben; Schauspieler machten sich bereit, Bühnenarbeiter eilten zwischen den Requisiten und der Maschinerie für die Kulisse hin und her. Zum Wesentlichen zurückzukehren, wie Eliza sich gerade vorgenommen hatte, wurde zusehends komplizierter.
    »Und ein wenig früh für Todesfälle in der Oper«, konterte sie prompt. Eliza deutete zu den Logenplätzen hinauf, um eventuelle Missverständnisse von vornherein auszuschließen, und zog eine Augenbraue hoch. »Macbeth fällt doch frühestens in fünf Minuten tot um, Sophia.« Da, du Miststück! Ich kenne deinen Namen!
    Das Lächeln der Italienerin wurde schmal und unheilvoll, als Eliza sie beim Namen nannte. »Etwa nicht gebildet genug, um den Fluch des schottischen Stücks zu kennen?« Furchtlos trat sie einen Schritt vor, und Eliza tänzelte schnellfüßig rückwärts, um den Abstand zu wahren. »Nun, dann können Sie ja nicht wissen, dass es Unglück bringt, seinen Namen hinter der Bühne auszusprechen. Doch angesichts Ihres Verhaltens in Charing Cross finden Sie vermutlich Gefallen daran, das Schicksal herauszufordern, was?«
    Es tat doch immer wieder gut, ein gewisses Maß an Anerkennung für sein Tagewerk zu ernten.
    »Warum ziehen wir uns nicht ins Foyer zurück und befreien Sie gleich von diesem Fluch?«
    »Und verpassen das große Finale?« Eliza kicherte. »Unsinn.«
    Die Frau schien vor ihren Augen zu flimmern. Sie war schnell. Verdammt schnell. Unvermittelt wurde Eliza an den modischen Puffärmeln gepackt und kurzerhand in die Flaschenzüge und Seile am Bühnenrand geschleudert.
    Wahrscheinlich würden ein paar Prellungen zurückbleiben, aber so etwas konnte Eliza nicht schrecken. Kraftvoll stieß sie sich von der Wand ab und packte die Meuchelmörderin am Arm. Diesmal war es an Eliza, ihre Gegnerin zu sich herumzureißen. Und mit einer schwungvoll geschmeidigen Armbewegung verpasste sie ihr einen kräftigen Rückhandschlag ins Gesicht. Obwohl der Bereich hinter der Bühne nur schwach beleuchtet war, konnte Eliza die dunkelroten Schrammen ausmachen, die ihre Ringe auf der Wange ihrer Widersacherin hinterlassen hatten. Das erste Blut geht auf mich, dachte sie voller Stolz.
    Dennoch überlief Eliza ein kalter Schauder, als die Frau sie unheilvoll anlächelte, während rote Rinnsale über ihre lädierte Wange liefen; und dann holte sie zu einer Ohrfeige aus.
    Ihr Ring, durchzuckte es Eliza. Teufel noch eins, ihr Ring!
    In letzter Sekunde fing Eliza den Schlag ab, umklammerte Sophias Handgelenk, schleuderte sie herum und drehte ihr den Arm auf den Rücken. Mit einem Ruck riss sie die Hand nach oben, sodass sich Sophias Finger spreizten, und zog ihr den tödlichen Ring vom Finger, sehr wohl darauf achtend, dass sie den kleinen Dorn an der Unterseite nicht berührte. Dann stieß sie Sophia mit solcher Wucht in das Seilwerk der Bühne, dass der Strick, mit dem Macbeths Festung zusammen gehalten wurde, Wel len schlug.
    Durch die Kleider waren beide Frauen in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt, wenngleich das der Italienerin wesentlich schlichter geschnitten war – weniger sperrig, ohne die Puffärmel und Rüschen von Elizas grünem Prachtstück. Während sie einander wachsam umkreisten, taxierte Eliza ihre Gegenspielerin. Jegliche Selbstzweifel erstickte sie noch im Keim. Bisher hatte sie Glück gehabt. Zwar wusste Eliza mittlerweile, dass sie im Nahkampf die Kräftigere von ihnen war, doch ansonsten besaß dieses Frauenzimmer die gleichen Fähigkeiten wie sie.
    Aus ihrer nun leicht zerzausten Frisur zog Eliza das Stilett mit dem Pfauenheft, sich ihres triumphierenden Lächelns sehr wohl bewusst. Aber das Lächeln der Giftmischerin war nicht weniger siegessicher, als sie aus ihrer kunstvollen Haartracht gleich zwei solcher Klingen zückte.
    Am Rande ihres Blickfelds nahm Eliza einen Schatten wahr, doch er bewegte sich von ihnen weg – vielleicht ein davoneilender Inspizient, der Hilfe holen wollte? Ihnen blieb also nur wenig Zeit. Nicht, dass Eliza mehr Zeit brauchte. Noch bevor der Vorhang für den schottischen König fiele, würde er für Harrys Mörderin fallen.
    Mit einem eleganten Ausfallschritt griff die Italienerin an, wobei sie eine Klinge auf Elizas Kopf richtete und die andere auf ihren Bauch. Eliza parierte den Angriff, indem sie ihn mit dem dicken Diamantarmband an ihrem rechten

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