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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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Gefährten. Doch wohl hoffentlich kein Blutsverwandter?«
    »Mademoiselle, wenn ich bitten darf«, sagte Alexander und deutete auf die Tür.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Ach ja? Nun, Alexander, soweit es mich betrifft, gilt mein Auftrag als erledigt, seit ich den Archivar in Ihrem Stützpunkt am Südpol abgeliefert habe.«
    »Der Auftrag bestand darin, den Archivar lebend im Hause Usher abzuliefern.« Er zuckte schwach mit den Achseln und breitete die Arme aus. »Das Haus Usher wartet noch immer.«
    »Englisch mag lediglich meine Zweitsprache sein, aber Sie glauben doch wohl nicht, dass Sie mich deshalb mit Wortklaubereien über den Tisch ziehen können.« Sie nahm sich einen Moment Zeit, ordnete ihre Gedanken und fuhr in gelassenerem Tonfall fort. »Ich habe ihn abgeliefert. Sie haben ihn verloren. Diese Angelegenheit ist einzig und allein Ihr Problem. Und mir scheint«, fügte sie mit Blick auf seine ramponierten Begleiter hinzu, »als hätten sich die Angestellten des Hauses Usher zwar wiederholt als unfähig erwiesen, aber dennoch nichts von ihrem Selbstbewusstsein eingebüßt.« Und nach einem Seufzen: »Se all’inizio non hai successo, ritenta ancora.«
    »Der Lord des Hauses besteht darauf, dass Sie unverzüglich in unsere Dienste zurückkehren.«
    Bei diesen Worten traten die beiden bandagierten Schläger vor.
    Wie niedlich.
    Dann hörte sie die Spieldose, deren Melodie nun eine Oktave höher spielte als zuvor. Der letzte Refrain.
    Alexander wollte gerade fortfahren, da ließ ihn die kleine Explosion hinterm Vorhang erschrocken zusammenfahren. Draußen ertönte ein Schrei, und im nächsten Moment schossen Sophias Hände unter ihrem kurzen Cape hervor. Die aufblitzenden Wurfsterne teilten sich, nachdem sie Alexander passiert hatten. Zwei bohrten sich in Kehlen, und eine weitere grub sich tief in die Brust des dritten Handlangers. Der letzte Mann, der für die Tür verantwortlich war, konnte sich für ein paar Augenblicke glücklich schätzen, da die tödliche Scheibe nur in seiner Schulter steckte. (Offenbar war er einen Schritt nach links getreten; Sophia tadelte sich dafür, dass sie dies nicht ausgeglichen hatte.) Dann waren die Augenblicke des Glücks vorüber, denn eine Kugel durchschlug seinen Unterkiefer.
    Den zweiten Revolver hielt Sophia auf Alexanders Stirn gerichtet. Daher blieb er wie angewurzelt stehen, während sie langsam auf ihn zuging und mit dem Daumen den Hahn spannte.
    »Wo waren wir stehen geblieben? Ach, ja, Wortklaubereien und ihre Folgen«, bemerkte sie noch immer charmant – so als servierte sie ihm in ihrer Villa einen Amaretto.
    »Aber, aber, Signora … « Er lachte leise und starrte unverwandt in den Lauf ihres Revolvers.
    Italienisch. Zu guter Letzt.
    »Alexander«, gurrte sie, und der italienische Akzent verlieh ihrer Geringschätzung einen noch schärferen Ausdruck, »es tut mir ja so leid, dass unsere Geschäftsbeziehung in diese Sackgasse geraten ist.«
    »Ich denke, Sie sollten sich einen Moment Zeit nehmen und Ihre Vorgehensweise noch einmal überdenken … «
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Sagt ausgerechnet der Mann am gefährlichen Ende der Waffe.«
    »Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie dem Hause Usher so schnell den Rücken kehren wollen, nachdem Sie bisher so großzügige Honorare erhalten haben?«
    »Sie meinen, ich handle vorschnell? Sehen Sie sich doch um.« Sophia machte keinerlei Anstalten, die Waffe zu senken. »Das Haus ist eindeutig überboten worden.«
    Langsam ließ er die Hände sinken. » Signora , denken Sie an Ihren Ru…«
    Als die Kugel seine Stirn durchschlug, riss sie ihn nicht um – stattdessen taumelte Alexander noch zwei Schritte rückwärts.
    Während er zu Boden sackte, ging Sophia bereits zu den versengten Vorhängen hinüber. Sie wandte das Gesicht ab, als sie den Behang zurückschob, damit sie den beißenden Qualm von der kleinen Aufmerksamkeit ihres gegenwärtigen Arbeitgebers nicht direkt einatmen musste. Das Glas hatte lediglich Sprünge bekommen, aber die schweren, metallenen Fensterläden waren nach außen aufgeflogen und hatten den sechsten Schergen des Hauses Usher vom Sims geschleudert. Sie warf einen Blick auf die Straße hinunter und sah seine verkrümmte Leiche. Dieser verhinderte Attentäter hätte sich höchstwahrscheinlich in ihr Appartement geschlichen und sie im Schlaf ermordet oder in einer ähnlich ungeschützten Situation erwischt – die allerdings selten waren. Aber man konnte dem Hause Usher so tapfere Bemühungen

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