Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
Ärmelaufschlägen seines schwarzen Mantels, und während er sprach, rückte er sie sorgfältig zurecht. »Mademoiselle« , hob er mit einem höhnischen Grinsen an, »da Sie gegen den Lord des Hauses eine derart unüberwindliche Abneigung hegen, warum fahren Sie dann fort, für das Haus zu arbeiten?«
»Sie kennen doch das alte Sprichwort über die Narren und das Geld«, gab sie zurück. »Wenn ein Narr den Wunsch verspürt, sein Geld für mich und meine Dienste auszugeben, werde ich gewiss keine Einwände erheben. Und nur ein Narr ist so töricht, seine Gegner zu unterschätzen.«
Alexander zog eine Augenbraue hoch. »Was glauben Sie denn, über die gegnerische Seite zu wissen?«
»Eine Behörde Ihrer Monarchin – so scheint es zumindest – hat in letzter Zeit häufiger die Pläne Ihrer Organisation durchkreuzt. Ich denke, mehr muss man über Ihren Feind nicht wissen.« Sie lachte auf, ging zu dem Tisch in der gegenüberliegenden Ecke des Appartements und nahm ihr Weinglas in die Hand. Als Sophia sich wieder zu den Männern in Schwarz umdrehte, sprach sie weiter. »Im Laufe der Jahre haben Sie mich für eine Vielzahl von Operationen engagiert, die allesamt gelungen sind, da die Vorgaben klar und eindeutig waren. Zumindest für mich. Eine Zielperson. Eliminieren. Verschwinden. Kaum Spielraum für Irrtümer.
Dieses Mal bitten Sie mich, die Zielperson lebend zu übergeben. Diese Zielperson – so wurde mir berichtet – sei nichts weiter als ein Bibliothekar eines Ministeriums. Erst meine eigenen Nachforschungen klärten mich über dieses Ministerium auf oder zumindest über das Wenige, was darüber bekannt ist. Wie ich herausgefunden habe, sind das die einzigen Leute, die Ihnen je im Weg gestanden haben, Alexander. Und nach Ihren Begegnungen mit ihnen zu urteilen, sind sie einfallsreich, scharfsinnig und vor allem hartnäckig.« Sophia leerte das Weinglas und stellte es behutsam auf einen kleinen Beistelltisch neben dem Sofa. »Haben Sie ernstlich erwartet, dieses Ministerium würde zulassen, dass der Hüter seiner Geheimnisse einfach spurlos verschwindet?«
Eine leise Welle der Euphorie stieg in ihr auf, als sie sah, dass Alexander die Zähne zusammenbiss. Seine Schläger – so musste man sie wohl nennen – standen alle in der gleichen Pose da und trugen die gleichen modischen Anzüge – glücklicherweise hatten sie auch den gleichen Schneider, der mit Schwarz wahre Wunder wirkte, denn zumindest dachte man bei ihrem Anblick nicht gleich an eine Tagung von Bestattungsunternehmern. Trotzdem stachen sie und Alexander von der hellen Umgebung des Salons so deutlich ab wie Scherenschnitte. Sophia stellte sich leicht versetzt vor Alexander und lächelte zufrieden. Jetzt hatte sie alle im Blick.
»Möglicherweise handelte es sich um eine … «, er hielt inne und schaute erneut erst über die Schulter zu einem seiner Schläger, bevor er weitersprach, »… eine Fehleinschätzung vonseiten des Lords.«
»Fehleinschätzung?« Sie lachte. »Sie haben Ihre geheime Operationsbasis in der Antarktis verloren!«
»Wir können eine neue bauen.«
»Nicht, wenn Ihre Widersacher die Antarktis jetzt genau im Auge behalten.«
Alexanders Zornesfalte vertiefte sich zusehends. »Es ist ein großer Kontinent.«
»Und während des Baus werden die Arbeiten weithin vernehmbare Störungen verursachen, die allzu rhythmisch erscheinen, als dass man sie als gewöhnliches Beben abtun würde.« Sie ließ die Zunge schnalzen und seufzte mit geheucheltem Bedauern. »Ihr hochverehrtes Haus ist aufgeflogen, mein Lieber.«
»Wie dem auch sei«, er trat vor und schmunzelte beunruhigend, »Ihr Auftrag wartet noch immer auf seine Erledigung.«
Wie sehr sie Überraschungen doch hasste. »Wie bitte?«
»Das Haus Usher hat Sie engagiert, damit Sie den Archivar des Ministeriums in unsere Gewalt bringen«, erwiderte er, und aus seinem Schmunzeln wurde ein ungeheuer zufriedenes Lächeln. »Soweit es uns betrifft, stehen Sie weiterhin in unseren Diensten.«
Sie nickte. »Haben Sie sich – abgesehen von Ihrem missglückten Versuch in Charing Cross – noch ein zweites Mal an ihn herangewagt?« Seine Antwort war Schweigen. Plötzlich verstand sie auch die Verletzungen seiner Handlanger. Sie musterte den Herrn mit dem unversehrten Gesicht, der an der Tür stand. » Signor , Sie hatten großes Glück, dass Ihre Tanzkarte an jenem Abend voll war.« Sophia richtete den Blick unverblümt auf Alexander. »Mein Beileid für den Verlust Ihres berittenen
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