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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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tauschte sie es gegen Wellingtons Ensemble aus.
    »Wer diesmal?«, brummelte Wellington, wenngleich er sie gewähren ließ. »Ein Baron irgendeiner germanischen Provinz? Oder vielleicht jemand aus dem engsten Kreise des Zarenhofes?«
    »Ein französischer Marquis, wenn Sie es unbedingt wissen müssen«, flötete Eliza. »Aber Ihnen stehen sie besser.« Als sie sich an der zweiten Manschette zu schaffen machte, wechselte sie das Thema. »Da wir gerade davon sprechen, den Schein zu wahren: Was ist eigentlich mit dem Ministerium? Vermutlich habe ich einfach nur viel zu viel Zeit in Ihrer Nähe verbracht, aber ich mache mir ein wenig Sorgen, dass uns der alte Mann auf die Schliche kommen könnte.«
    »Aus eben diesem Grunde habe ich für unsere nachmittägliche Abwesenheit einige Vorkehrungen getroffen. Sofern er sich bei einem weiteren Überraschungsbesuch nicht länger als drei Stunden im Archiv aufhält, sollten wir keine Probleme bekommen.«
    »Drei Stunden, Welly?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja nicht … «
    »Miss Braun, für mehr Spielraum blieb mir leider keine Zeit, da wir hier ja immerhin pünktlich eintreffen mussten.«
    »Vermutlich. Hoffen wir einfach, dass Dr. Sound nicht den Drang verspürt, am Wochenende Nachforschungen über das Haus Usher anzustellen. So, bitteschön!«, sagte sie mit einem Nicken. »Ja, Ihnen stehen sie sogar viel besser.«
    Offensichtlich entwaffnet von ihrem Kompliment, sagte Wellington kein Wort mehr. Während sie dem Kiesweg folgten und an einem großen Springbrunnen vorbeikamen, wo Satyrn und Nymphen sich im Wasser vergnügten, fiel Eliza auf, dass deren Schöpfer die Regeln des Anstandes gänzlich außer Acht gelassen hatte – interessant und möglicherweise recht aufschlussreich.
    Wellington hatte es allerdings nicht bemerkt – er war zu sehr damit beschäftigt, sie anzufunkeln. Als er schließlich das Schweigen brach, hatte sich sein Tonfall ihr gegenüber verändert. Er klang kälter. Wütend vielleicht? »Wir haben bloß den Schimmer einer Ahnung, worauf wir uns da einlassen, und sollten diese Leute herausfinden, dass wir keine Initianden für ihren schändlichen Verein sind, könnten die Dinge … «
    »Heikel werden?«, fragte Eliza spöttisch.
    »Ungemütlich.« Wellington rückte seinen sehr steifen, sehr korrekten Kragen zurecht. »Vergessen Sie nicht, es geht uns nur ums Auskundschaften. Wir identifizieren die Täter, decken ihre Absichten auf und sammeln Beweise, die wir Dr. Sound präsentieren können … ohne dass wir gegen die Dienstvorschriften verstoßen.«
    Bei diesen Worten biss Eliza sich auf die Unterlippe. Immer streng nach Lehrbuch, nicht wahr, Welly? Unten im Archiv konnte man sich eine solche Einstellung wahrscheinlich auch leisten.
    Während Wellington den Direktor offensichtlich für einen Ausbund an ministerialer Weisheit hielt, war Eliza bei ihren Einsätzen zu einer gänzlich anderen Einschätzung gelangt. Dr. Sounds Besessenheit hinsichtlich des schwer fassbaren Hauses Usher machte ihn manchmal blind für andere Dinge – zugegeben, in Bezug auf ihren früheren Partner war sie nicht viel besser. Dennoch, ein gutes Beispiel für Sounds Mangel an Objektivität, wenn es darum ging, über seine eigenen Pläne hinauszuschauen, saß direkt vor ihr: Wellington Books, Esquire. Sound hatte sowohl diese ungelösten Fälle als auch den Archivar in den Keller verbannt. So qualifiziert sie war, letztlich war es doch Books gewesen, der ihre Flucht aus der antarktischen Festung ermöglicht hatte. Und es war ebenfalls Books, der die Zusammenhänge zwischen Harrys Fall und der Gesellschaft des Phönix hergestellt hatte. Wieso zum Henker verkümmerte dieser scharfsinnige Mann im Archiv? Er besaß die Art detektivischer Logik, die im Einsatz gebraucht wurde – bei den Göttern, die unerlässlich war!
    Dann rief sie sich ihre Flucht aus der antarktischen Festung und ihre unglaubliche Jagd durch Charing Cross in Erinnerung. Seine absurde Angst vor Waffen war Books einzige fatale Schwäche, und diese Angst könnte für Eliza problematisch werden, falls sich das Schicksal an diesem Wochenende gegen sie wendete. Was würde passieren, wenn sie zusammen mit Agent Wellington Books in eine gefährliche Situation geriet, er ihr Rückendeckung geben sollte und lediglich mit einem abschließbaren Notizbuch bewaffnet war? Das wäre selbst für sie …
    Eine Wolke schob sich vor die Sonne, und plötzlich, je näher sie dem Havelock’schen Herrenhaus kamen, desto

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