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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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Engländer sind. Ich fürchtete schon, Havelock spiele mit dem Gedanken, ein paar verdammte Aristokraten vom Kontinent aufzunehmen oder, schlimmer noch, Kolonisten.«
    Eliza war schwer enttäuscht – gerade als sie dachte, sie hätte sich an die britische Bigotterie gewöhnt, sah sich die Agentin erneut von einer kalten Dusche erwischt. Herrjemine, das konnte ja heiter werden.
    Wellington lachte, schroff und hämisch, ein Echo Devanes. »Das will ich doch nicht hoffen. Das Letzte, was ich mir wünschen würde, wäre ein Wochenende in derartiger Gesellschaft.« Dann drehte er sich zu Eliza um. »Darf ich Ihnen meine Gattin vorstellen, Hyacinth St. John. Ich sollte Sie darauf aufmerksam machen, dass es ihr nicht an Höflichkeit mangelt, wenn sie kein Wort mit Ihnen wechselt. Sie ist buchstäblich stumm wie ein Fisch.« Elizas Augen weiteten sich, aber Wellington nahm gar keine Notiz davon, sondern richtete über die Schulter hinweg das Wort an sie, wie es ein Schlossherr seinem Hund gegenüber tun würde. »Hyacinth, erweise Lord Devane deinen Respekt und bringe mich nicht wieder in Verlegenheit, wie du es sonst so gern tust.«
    Schlagartig verspürte sie den Drang, alle – insbesondere Wellington – gehörig zu schockieren und diese ungeschickte Improvisation als einen derben Scherz zu entblößen. Doch stattdessen trat sie mit gesenktem Blick zwei Schritte vor, machte einen tiefen Knicks und sorgte dafür, dass ihre Vorzüge nicht übersehen wurden. Obgleich Eliza kein einziges Mal aufsah, spürte sie, wie Devane sie musterte. Schließlich trat sie wieder zurück an Wellingtons Seite.
    Das grässlich dröhnende Gelächter Devanes jagte ihr eine Gänsehaut über den Körper. »Meine Herren, da haben Sie wohl die perfekte Frau gefunden, St. John.« Auch wenn sie sich darauf eingestellt hatte, nur ein zu bewunderndes Anhängsel zu sein, fühlte sie sich unter Devanes Blicken nun doch unbehaglich. Wäre sie wirklich mit Wellington verheiratet gewesen, hätte sie vielleicht gehofft, er werde diesen Lord zum Duell fordern – vorausgesetzt, sie rammte dem Mann nicht schon vorher ihr neues Stilett ins Auge.
    »Das denke ich auch.« Wellington tätschelte ihre Hand, woraufhin sie lächelte und sich enger an ihn schmiegte. »Gut erzogen, aufmerksam für alle meine Wünsche, Bedürfnisse oder Sehnsüchte und obendrein still wie eine Maus.«
    Eliza tastete nach dem Nervenstrang in der Nähe des Ellbogens – eine bewährte Taktik aus dem Fernen Osten, die sich schon als lebensrettend erwiesen hatte – und drückte mit dem Daumennagel einmal kräftig zu. Wellingtons Zucken bescherte ihr eine angenehm prickelnde Genugtuung.
    Devane, der davon nichts bemerkte, blies eine lange Rauchfahne aus. Sein lüsternes Grinsen war von epischen Ausmaßen und entsprach genau dieser Art anzüglicher Inspektion, die bei der Oberschicht überaus beliebt zu sein schien – der gleichen Oberschicht, die alle Menschen der unteren Schichten abfällig belächelte, so sie auch nur wagen sollten, das Gleiche zu tun. Eliza dachte an ihre Derringers. Doch anstatt dem nachzugeben, was ihre urtümlichsten Instinkte von ihr verlangten, fügte sie sich in ihre Rolle.
    Eine kleine, dunkelhaarige Frau stand oben an der Treppe und erwartete sie. Auf den ersten Blick sah man keine Spuren von Gewaltanwendung, und doch hatte sie die Körperhaltung eines Menschen, der schon seit Langem unbarmherzig geprügelt wurde. Eliza war überzeugt, dass sich unter diesem ungeheuer züchtigen, grauen Kleid zahllose Prellungen aller Formen und Farben verbargen.
    »Meine Gattin, Olivia.« Devane deutete mit dem Kopf in ihre Richtung wie auf ein altes Möbelstück. »Bedauerlicherweise nicht stumm.«
    Ein sprudelnder Quell von Worten war sie nun allerdings auch nicht. Sie schaute nur kurz auf, schenkte ihnen einen scheuen Blick aus ihren grünen Augen und murmelte: »Guten Tag.«
    »Einst die schönste Blume in Hertfordshire«, fuhr Devane fort und musterte die schlanke Gestalt, als wäre sie ein Rennpferd, das auf der Bahn zusammengebrochen war, »doch die Blüte welkte schnell. Zumindest habe ich drei Söhne von ihr bekommen, also kein völliger Reinfall.«
    Der dicke Kloß in Elizas Kehle hätte allein durch einen gellenden Wutschrei gelöst werden können, dabei begegnete sie dieser verabscheuungswürdigen Einstellung nicht zum ersten Mal. Die Briten hielten sich für ach so zivilisiert, und dabei verwehrten sie der Hälfte ihrer Bevölkerung nahezu alle Rechte. In den

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