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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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winziges Zittern einer ihrer losen Locken. Ihre Nasenflügel bebten leicht, und sie war sichtlich bemüht, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Da erst wurde er der Stille am Tisch gewahr.
    »Richard, Sie sind ein neuer Anwärter, also konnten Sie es nicht besser wissen«, erklärte Devane und nippte an seinem Wein, ehe er fortfuhr, »und ich gebe zu, Ihre Komplimente an meine Frau schmeicheln mir. Demnach muss ich Sie wohl sehr mögen.« Nach einem weiteren Schluck Wein stellte er das Glas ab. »Doch eines sollten Sie sich merken: Meine Besitztümer sind mir allesamt lieb und teuer.«
    Wellington verstand. Nur zu gut sogar.
    »Jammerschade, dass Sie ihr zuerst begegnet sind«, fügte er noch an, beugte sich vor und zwinkerte Olivia zu.
    Er wusste, dass sie es nicht sah, aber sein Zwinkern war auch gar nicht für ihre Augen bestimmt.
    Devane lief rot an, und Wellington machte sich bereits auf ein Duell im Morgengrauen gefasst. Doch die Herausforderung sollte unausgesprochen bleiben – zumindest fürs Erste, da in eben diesem Moment die große Flügeltür aufschwang. Die Tafelgäste begrüßten den Mann mit leisem Applaus, woraufhin der untersetzte Herr ein Lächeln aufblitzen ließ, das alle Anwesenden verzauberte – ausgenommen Wellington und die Frau an seiner Seite. Sogleich bedeutete der Mann seinen Gästen, von ihrer Schmeichelei abzulassen – doch dieser Ausdruck von Bescheidenheit war unverkennbar nichts als Heuchelei. Geistesabwesend strich er sich über den buschigen Schnauzbart, während er auf der anderen Seite der Tafel entlangschritt.
    Wellington warf Eliza unauffällig einen kurzen Seitenblick zu. Sie beobachtete den Mann, wie er sich der Stirnseite der Tafel näherte, und tippte gedankenverloren mit den Fingern gegen den Griff ihres Steakmessers.
    »Nun, das ist er, nicht wahr?«, flüsterte Wellington. »Dr. Devereux Havelock?«
    Für den Moment schien sich Devanes Zorn zu legen. »Sie kennen seine Arbeit?«
    »Nicht nur das, ich bin zudem ein großer Bewunderer«, antwortete Wellington, »insbesondere seiner hohen Maßstäbe.«
    Einer der Dienstboten schob Havelock den Stuhl unter, ein anderer servierte ihm einen frischen Teller Hummersalat und füllte ihm das Glas. Dann kehrten die Diener zu ihren Plätzen zurück, wo sie mit dem Rücken zur Tafel an den Wänden standen und sich auf die kleinen, gewölbten Butlerspiegel konzentrierten, die vor ihnen hingen, damit sie den gesamten Saal diskret im Auge behalten konnten. Havelock warf einen knappen Blick über die Schulter, anscheinend unzufrieden mit der tadellosen Bedienung. Er griff in die Tasche, warf einen Blick auf seine Uhr und widmete sich schließlich dem Dinner.
    Wellington wollte den Gutsherrn sogleich in ein Gespräch verwickeln und beugte sich vor, als Devane ihn sachte aufhielt. »Immer mit der Ruhe, alter Knabe. So funktioniert das hier nicht.«
    »Was meinen Sie?«
    »Konversation bei Tisch ist ja gut und schön, aber sprechen Sie niemals Dr. Havelock an. Möglicherweise richtet er jedoch das Wort an Sie, und dann – ganz gleich, ob Sie gerade ein Stück Filet oder einen Löffel voll Mousse im Mund haben – sollten Sie tunlichst direkt darauf eingehen. Ansonsten ist dringend davon abzuraten, den Doktor beim Essen zu stören.«
    Wellington sah zu dem Mann am Kopfende der Tafel hinüber. »Gesellt sich der gute Doktor immer erst nach dem ersten Gang zu seinen Gästen?«
    Devane gab ein leises Glucksen von sich. »Messerscharf beobachtet, alter Knabe.« Dann spülte er schnell mit einem Schluck Wein nach, bevor er weitersprach. »Am ersten Abend zieht er es für gewöhnlich vor, die Leute um ihn herum genau in Augenschein zu nehmen. Es würde mich nicht wundern, wenn er bereits gegessen hätte und hier hauptsächlich aus Prestigegründen teilnimmt.«
    Ein leises Klingeln ertönte, und noch in derselben Sekunde erschien das Personal, um die Teller abzuräumen und gleich darauf den Hauptgang zu servieren. Der Geruch von Wildbret schlug an Wellingtons Nase und überflutete ihn mit alten Erinnerungen – jener Art von Kindheitserinnerungen, die er lieber aus seinem Gedächtnis gestrichen hätte.
    Demzufolge saß er ebenso still da wie die übrigen Gäste, derweil die Diener ihnen Fleisch, Wurzelgemüse und Soße vorlegten.
    Devane hatte recht, denn Havelock hielt sich tatsächlich einzig und allein an seinen Wein. Sein Essen blieb gänzlich unberührt.
    »Richard, ich muss gestehen«, ließ Devane plötzlich verlauten, »Sie scheinen mir

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