Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
nervös. Alles andere als das. Er war eins mit seiner Rolle. Dennoch konzentrierte er sich noch einmal auf den kurzen Wortwechsel zwischen ihm und Eliza in der Besenkammer …
Ehrbare Gesellschaft, Wellington Books, hier gehörst du her, versicherte ihm die vertraute Stimme.
»Richard!«, rief jemand erfreut.
Wellington hätte den Gruß beinahe überhört, aber ein unauffälliger Stups der Frau an seiner Seite brachte die Erinnerung zum Schweigen. Er spürte sein eigenes Lächeln, als jagte es ihm brennende Stiche durch den Körper.
»Ah, Lord Devane.« Er schüttelte dem Mann die Hand, trotz des inneren Drangs, vor ihm zurückzuweichen.
»Bartholomew, bitte.« Sein Blick schnellte sofort zu Eliza, und das Lächeln wurde breiter. »Und da haben wir ja auch die reizende Hyacinth St. John. Sie sehen heute Abend aus wie das pralle Leben«, fügte er hinzu und deutete auf ihren Busen, als wäre er ein modisches Accessoire.
»Ja, ich bin auch recht stolz auf mein Hab und Gut«, erwiderte Wellington und winkte einen Bediensteten heran. Er nahm zwei Champagnergläser von dessen Tablett, eines hielt er Eliza hin. Ohne aufzublicken, nahm sie das Glas und wartete. »Dieses Kleinod hier ist noch ein ungeschliffener Diamant, aber der Mühe durchaus wert.«
Wellington schnippte mit den Fingern. Eliza nippte an ihrem Champagner.
»Oh, nicht schlecht«, sagte Devane.
Wellington zwinkerte ihm zu. »Sie sollten erst einige der Kunststückchen sehen, die ich ihr beigebracht habe.« Als er diese Worte aus seinem eigenen Munde hörte, wurde ihm ganz flau im Magen. Darauf trank er schnell einen Schluck Champagner – die Bläschen beruhigten ihn ein wenig.
»Leisten Sie uns doch Gesellschaft. Wir sitzen näher an der Stirnseite der Tafel.«
»Nun, ich denke, das wäre den übrigen Initianden gegenüber nicht ganz fair«, entgegnete Wellington, während er sich umschaute. Das Vorzimmer füllte sich zusehends, und nach dem Personal zu urteilen, das sich lautlos über die Seitengänge zum angrenzenden Speisesaal begab, sollte das Festmahl wohl bald beginnen. »Ist es Ihnen erlaubt … «
Tock-tock!
Ihr zweimaliges Aufstampfen mit dem Stiefelabsatz war so laut, dass es die Gespräche im Salon schlagartig verstummen ließ. Doch nur Sekunden später hatte die Geräuschkulisse wieder ihre vorherige Lautstärke erreicht. Devane musterte Eliza für einen langen, unbehaglichen Moment, dann wandte er sich wieder Wellington zu.
»Sie müssen Hyacinth verzeihen.« Wellington seufzte.
»Muss ich das?«
»Ja, denn obgleich sie stumm ist, hat sie doch Mittel, sich zu äußern. Ein zweimaliges Stampfen bedeutet für gewöhnlich ein Nein, also spielen wir jetzt wohl unser kleines Unterhaltungsspiel.« Dann deutete Wellington auf die sich lebhaft unterhaltenden Gäste um sie herum. »Wie passend.« Er leerte seinen Champagner und wandte sich an Eliza. »Sieh mich an, Hyacinth!«
Langsam hob sie den Kopf, bis sich ihre Blicke trafen. Elizas Augen verrieten nicht das Geringste.
Wellington schauderte. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass dieses Feuer, das normalerweise in Elizas Augen brannte, zu einem tosenden Inferno geworden wäre – stattdessen blickte sie leer und starr wie eine Aufziehpuppe.
Dabei fiel ihm ein …
Das komplizierte Muster der Champagnerflöte in seiner Hand schien ihn zurückzurufen. Er blinzelte. Wie lange hatte er dort so gestanden? War bereits zum Essen geläutet worden?
Eliza, sein gehorsames Schoßhündchen, stand noch immer vor ihm, sah ihn noch immer mit ausdruckslosem Blick an.
»Hyacinth«, sagte er energisch, »möchtest du etwa dagegen aufbegehren, dass ich Lord Devanes Einladung, neben ihm zu sitzen, ausschlage?«
Nun klopfte Elizas Absatz leiser auf die dunklen Dielen. Einmal.
»Ich verstehe.« Wellington nickte, dann sagte er über die Schulter gewandt, jedoch ohne Eliza aus den Augen zu lassen: »Sie weiß, wie viel mir dieses Wochenende bedeutet.«
Ihr Absatz schlug einmal auf den Boden.
»Und ich fürchte …«, hob Wellington zu sprechen an, indes er sie mit zusammengekniffenen Augen fixierte. Eliza blinzelte und senkte dann den Blick wie ein kleines Kind, das kurz vor dem Abendessen mit den Fingern in der Keksdose erwischt worden war. »Bartholomew, mir scheint, wenn ich Ihre Einladung jetzt ablehne, wird mir meine Hyacinth recht gram sein.«
Wieder schlug ihr Absatz auf das Holz.
»Die Einladung steht, Richard.« Und wie aufs Stichwort ertönte leise eine Glocke. »Bitte nach Ihnen«,
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