Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
Vom Netzwerk:
Panzer krachte in die Rückseite des hinteren Riesen und stieß ihn gegen den vorderen. Mit ohrenbetäubendem Lärm fielen die Ungeheuer mit ihren gewaltigen Kanonen übereinander und verspritzten Artilleriegeschosse in alle Richtungen. Wellington stürzte zu Eliza und zog sie in die Sicherheit der kleinen Kammer, durch die sie gekommen waren. In geduckter Haltung verharrte er an ihrer Seite, während die Gatlings der Mechamannen in einem fort wild durch die Höhle feuerten.
    Nach dem Sturz der Riesen, der ihm lang und träge vorgekommen war, explodierten ihre inneren Gyroskope, und alle Nieten, die den Rumpf zusammenhielten, versagten sofort ihren Dienst. Als das Gepolter von Metall auf Stein verebbt war, spähte Wellington vorsichtig aus seiner Deckung. Die Motoren ließen die massiven Beine der Mechamannen weiterhin vorwärtsdrängen, doch die imposanten Kriegsmaschinen waren so hilflos wie auf dem Rücken liegende Schildkröten.
    Keine weitere Verstärkung war in Sicht. Zu sehen und zu hören waren lediglich Alarmsirenen, Feuer, Dampf, Rauch und ein Hagel von Mauerwerk aus dem Fundament des Herrenhauses.
    In der geschützten Kammer blickte Wellington auf die bewusstlose Eliza hinab. Dann nahm er ihr alle Waffen ab, bis auf die Pounamu - Revolver, die er in ihre Halfter steckte.
    An diesem Wochenende hatte sie beschlossen, auf ihr Panzerkorsett zu verzichten, da es kein bisschen mit ihrer Abendgarderobe harmoniert hätte. Für ihr sicheres Stilgefühl war er überaus dankbar.
    »Zeit zu gehen, Eliza«, ächzte er, als er sie sich auf die Schulter lud.

Kapitel 30
    In welchem unsere Helden die Flammen der Verdammnis zu spüren bekommen
    Bei jedem Schritt schmerzten seine Beine, und bei jedem Atemzug war die Luft noch dichter von giftigem Rauch und beißenden Chemikaliendämpfen durchsetzt. Das Feuer griff nun auch auf die anderen Mechamannen über – es war nur noch eine Frage der Zeit, bis dieser Sündenpfuhl von den Feuern der Hölle verschlungen wurde.
    Den Aufzug zu benutzen, den Wellington zu seiner Linken entdeckt hatte, bedeutete ein gefährliches Wagnis, aber eine Treppe war nirgendwo zu sehen. Allerdings gab es auch nur sehr wenig zu bedenken: Entweder sie starben an einer Rauchvergiftung, während er nach einer Treppe suchte, oder sie gingen das Risiko ein, in den Tod zu stürzen, weil das Kabelsystem des Aufzugs versagte. Letzteres wäre zumindest ein schneller Tod. Er versuchte, beide Szenarien in die hintersten Nischen seines Gehirns zu verbannen, als er die Winde in Gang setzte, ohne sich die Mühe zu machen, das Gitter zu schließen. Der Aufzug erzitterte und schüttelte sie ordentlich durch, doch die Drahtseile blieben gespannt, der Flaschenzug tat seinen Dienst, und ihr quälend langsamer Aufstieg zum Herrenhaus begann.
    Auf halber Höhe des Schachtes kam es unter ihnen zu der erwarteten Explosion der Mechamannen. Wellington rückte gerade von der offenen Seite des Aufzugs ab, als sich ein gewaltiger Schwall aus Rauch, Flammen und Hitze um sie legte wie die Klaue einer riesigen Bestie, die nach ihnen griff, um sie zurückzuziehen, und dennoch – unter Knirschen und Knallen der Drahtseile – zog die Winde sie höher hinauf.
    Grelles Licht blendete Wellington, doch sobald sich seine Augen daran gewöhnt hatten, verstand er auch, was es mit den Schreien und Rufen auf sich hatte, die zu ihm vordrangen. Auch das Herrenhaus selbst hatte sich in ein Inferno verwandelt, und die Ratten verließen das sinkende Schiff. Dienstboten rannten zum nächstbesten Ausgang, jedoch nicht, ohne sich an allem zu bedienen, was nicht niet- und nagelfest war. Einige loyalere Hausangestellte unternahmen den Versuch, sie daran zu hindern, oder zumindest redete Wellington sich ein, dass es bei den Scharmützeln darum ging. Er beobachtete, wie sich eine zierliche Küchenmagd das Messer eines Tischgedecks schnappte und es einem Stallburschen ins Auge stieß. Ein Butler mit schief sitzender Perücke rang auf der Treppe mit einem alten Mann, anscheinend um zwei edle Kerzenleuchter.
    Wellington hatte keine Zeit einzugreifen – er musste seine Schuld begleichen und Eliza retten.
    Die Mahnung, wie wenig Zeit ihnen noch blieb, kam in Gestalt eines langen, bedrohlichen Knarrens von Holz und Metall, untermalt mit einem leisen Klimpern von Kristall auf Kristall. Wie ein Schiff im Sturm geriet das ganze Herrenhaus in Schräglage. Der Winkel wurde mit jedem seiner Schritte steiler. Das Absacken des Fundamentes stand unmittelbar bevor.

Weitere Kostenlose Bücher