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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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hatte. Diese große Höhle, die mit Metallgerüsten und Kränen ausgestattet war, wäre eher in einer Schiffswerft angebracht gewesen als unter einem Landgut. Zu den Füßen des metallenen Riesen bildeten fünf Infanteristen eine bescheidene Kampffront, die mit den gleichen tragbaren Gatling-Kanonen ausgestattet waren wie die Wächter vor den Kerkerzellen.
    »Glück für uns«, bemerkte Eliza. »Wir haben die Waffenkammer gefunden.«
    »Und Dr. Havelocks anderes Experiment, wie mir scheint.«
    Sie legte den Finger um den Abzug des Gewehrs. »Sein anderes Experiment?«
    »Die Mechamannen der ersten Generation hat er als Typ 1 bezeichnet, und als ich die Konstruktionszeichnungen aus seiner Werkstatt an mich genommen habe, konnte ich einen Blick auf die Pläne für dieses Ungeheuer werfen: den Typ 2.«
    Und da ließ ein weiteres Stampfen die Felswände erbeben. Nun bekamen sie es also mit zwei Riesen zu tun. Eliza holte tief Luft. »Sie haben nicht zufällig irgendwelche wunden Punkte an diesem Typ 2 entdecken können, oder?«
    Wellington starrte sie nur an.
    »Man wird ja wohl noch fragen dürfen.« Sie betrachtete den Revolver, der noch ungenutzt neben ihr lag. Das war einer der Kniffe und Tricks aus der Grundausbildung für Geheimagenten: Halte immer eine Reserve am Boden, für den Fall der Fälle. »Kann ich Sie wirklich nicht überreden, eine Waffe in die Hand zu nehmen?«
    »Nun mach schon, Junge, schieß doch«, schalt ihn sein Vater. »Jeder richtige Gentleman weiß, wie man schießt.«
    Er öffnete den Mund zu einer Antwort, aber Eliza schüttelte bereits den Kopf. »Also gut, Kumpel, falls Sie Ihre Meinung ändern, lassen Sie es mich wissen – bitte möglichst, bevor wir beide getötet werden!«
    Sie beugte sich aus ihrem Schlupfwinkel vor und feuerte einen Schuss nach dem anderen ab. Zwei der Soldaten fielen, aber Wellington konnte bereits die Rufe der Verstärkung hören, die heranrückte, um ihnen den Garaus zu machen.
    Dann das Klappern eines leer geschossenen Gewehrs kurz nach dem vielsagenden Knacken zweier Revolver. Ein Heulen wurde laut, das an Havelocks Demonstration der ersten Baureihe erinnerte. Da fiel Wellington wieder ein, was ihm die Konstruktionszeichnung von Typ 2 hinsichtlich seiner Bewaffnung gezeigt hatte: Gatling-Kanonen – allerdings größer und wirkungsvoller als die Standardversion. Das Heulen wurde lauter und lauter, bis das Kanonenfeuer die Höhle erschütterte und an ihrem natürlichen Schanzwerk zehrte. Noch hielten die Stalagmiten dem Kugelhagel stand, doch vor den Riesenmechamannen konnten sie ihnen nicht ewig Deckung bieten.
    Es war ein seltsamer Zeitpunkt, um an seinen Vater zu denken, aber andererseits konnte es immerhin das letzte Mal sein, dass er Gelegenheit dazu bekam. »Du bist eine Schande für meinen guten Namen«, hatte er gesagt und höhnisch lächelnd den Revolver geladen. »Als ich in deinem Alter war, hatte ich bereits meinen ersten Hirsch erlegt. Nun mach schon!«
    Elizas Kopf machte einen Ruck, und Wellingtons Vater verflüchtigte sich, als sie rückwärts taumelte und hart auf dem Felsboden aufschlug.
    »Eliza!« , rief Wellington über das Gewehrfeuer hinweg. Er war mit einem Satz bei ihr und hockte sich neben sie.
    Behutsam drehte er ihr Gesicht zu sich, um die Verletzung in Augenschein zu nehmen. Da war so viel Blut. Viel zu viel für seinen Geschmack – zumindest auf den ersten Blick. Denn die Kugel hatte – zu seiner großen Erleichterung – ihre Schläfe nur gestreift. Erst der Aufschlag mit dem Kopf hatte ihr das Bewusstsein geraubt.
    »Wellington Books, du kannst nicht mein Sohn sein.« Die Gatlings der Riesenmechamannen liefen erneut an, die Rotation der Läufe erzeugte wieder dieses Heulen, doch Wellington konnte nur den sanften Herbstwind auf dem Anwesen seiner Familie hören. »Drück ab!«
    Er hatte Eliza erklären wollen, warum. Es gab einen durchaus triftigen Grund, warum Wellington mit Waffen nichts zu tun haben wollte. Und das hatte längst nicht nur mit der Leidenschaft seines Vaters für die Jagd zu tun.
    Der Stalagmit verlor sichtlich an Substanz. Bei einem dritten Angriff hätten sie keine Deckung mehr.
    Als er ihre Revolver aufhob, huschte ein Lächeln über sein Gesicht, da die Griffe noch warm waren. Eingehend betrachtete er das Tiki-Ornament, das er bereits in der Antarktis gesehen hatte. Ein Hei-Tiki, für jene, die klar denkend, scharfsinnig und loyal waren. Damals hatte er das Symbol als tröstlich empfunden. Und er tat es noch

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