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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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entdeckten sie eine andere Laufplanke, die dicht an der Höhlenwand entlangführte.
    »Halten Sie sich ran!«, befahl Eliza mit dem Martini-Henry-Gewehr im Anschlag. »Hoffen wir, der gute Doktor war als Architekt ebenso talentiert wie als Ingenieur!«
    Ohne auf das Beben unter ihren Füßen zu achten, hasteten Wellington und Eliza weiter durch die gewaltige Kesselhöhle, wobei sie keinen Moment die Treppe aus den Augen ließen, die Sicherheit und Freiheit versprach. Wellington hatte nur noch den Wunsch, sich auszuruhen. Seine Lunge brannte, und ihm war so verdammt heiß, doch Elizas Beharrlichkeit vermochte er nichts entgegenzusetzen.
    Sie hatten gerade den Aufgang erreicht, als ein grauenhaftes Brüllen vom Höhleneingang her ihre Fluchttreppe erzittern und einseitig absacken ließ. Die Neigung konnte nach Wellingtons Berechnungen nicht mehr als zwei Grad betragen, aber sie spürten es beide.
    »Los, weiter!«, drängte er. Der Ausgang war nur noch zwei Treppenabsätze entfernt. Sie könnten es schaffen. »Weiterlaufen!«
    »Ja doch, ja«, schoss Eliza zurück, »ich hab’s ja kapiert!«
    Immer zwei Stufen auf einmal rannten sie die Treppe hoch, und Wellingtons Beine wurden schwer wie Blei. Sein Atem ging nur noch in kurzen Stößen.
    Oben angelangt, zog Wellington die Eisentür auf und schob Eliza hindurch. Als er ebenfalls die Schwelle in die Freiheit überschritt, hallte ein lautes Knirschen durch die Erdspalte. Die Verankerungen der Treppe lösten sich aus dem Fels, und sie würde jede Sekunde abkippen. Da drang noch ein ganz anderes Geräusch an Wellingtons Ohren: das leise Ächzen von Eisen unter immensem Druck. Das überhitzte Wasser in den kleineren Heizkesseln versuchte, den angestauten Druck loszuwerden – egal wie. Doch niemand stand an den Ventilen, um mit dem Problem fertigzuwerden. Hinter Schwaden aus Dampf und Rauch konnte er die Wissenschaftler und Bediensteten erkennen. Sie bemannten nicht länger ihre Stationen. Sie versuchten, einen Weg nach draußen zu finden.
    Wellington zog sich in die relative Kühle dieser neuen Umgebung zurück, in die er seine Partnerin vorgeschickt hatte, und knallte die eiserne Tür zu. Von der anderen Seite hörte und spürte er einen dumpfen Donner, dicht gefolgt von einem metallischen Prasseln. Als handtellergroße Beulen in die Eisentür geschlagen wurden, stolperte Wellington mit stockendem Atem rückwärts davon weg.
    Die Heizkessel hatten jetzt erfolgreich ihre Verwandlung vom technischen Wunderwerk zur Bombe durchlaufen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie hochgingen.
    Wellington schaute sich um. Wo war Eliza? Es führte nur ein Weg aus dieser Kammer, und nachdem sich sein Herzschlag wieder beruhigt hatte, hörte er auch, wie ein Gewehr geladen wurde. Er ließ die gedämpften Geräusche der Zerstörung hinter sich zurück und trat hinaus ins Licht einer anderen offenen Höhle, die nicht so tief reichte wie der Hauptreaktorraum, aber trotzdem gewaltig war.
    Er senkte den Blick und sah Eliza eine letzte Patrone in ihr Gewehr schieben, den Rücken gegen einen breiten Stalagmiten gepresst. »Nun, das war knapp …«
    Sie griff mit einer Hand nach seinem Bauch, packte ihn an Hemd und Weste und riss ihn zu sich auf den Felsboden hinab. Schon schossen Kugeln durch die Luft und schlugen genau dort in die Höhlenwand, wo er noch eine Sekunde zuvor gestanden hatte. Das Beben, das durch den Boden lief, war kurz und stark, so intensiv, dass es Wellington beinah anhob. Dann kam es erneut. Und gleich noch einmal. Er wusste, dass es sich dabei nicht um Nachbeben handelte. Die Erschütterungen kamen zielgerichtet. Rhythmisch. Etwas Großes – sehr Großes – verursachte sie.
    Wellington musste nicht lange warten. Er konnte es bereits sehen – jedenfalls das meiste. Doch so hoch er den Kopf auch reckte, das Haupt dieses Mechamanns blieb seinem Blick verborgen. Und wenngleich er nur ein Drittel der Größe von Big Ben maß, wirkte er massiv genug, um das Wahrzeichen einfach niederzureißen. Er war von identischer Bauweise wie der kleinere, schnellere Mechamann der ersten Generation, doch diese größere Version war im Kopf mit einem Lenker bemannt, oder vielleicht auch mit zweien. Wellington war sich nicht sicher, da er nur einen flüchtigen Blick auf die Pläne werfen konnte, bevor er sie in Elizas Korsett gestopft hatte.
    Als er um den Stalagmiten herumspähte, der ihm als Schutzschild diente, bekam Wellington einen Eindruck davon, wohin ihre Flucht sie geführt

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