Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
ein wohlverdientes Quäntchen Vertrauen, auf das er aufbauen musste.
Darin lag des Rätsels Lösung: Was führte Agentin Eliza D. Braun im Schilde?
»Eliza!« Mit großen Schritten holte Wellington sie ein, die strenge Miene voller Skepsis. »Offen gesagt kann ich mich an keine sinnvolle Abkürzung in dieser Gegend erinnern, die uns zum Hafen führen könnte. Und nachdem ich mich Ihres Vertrauens als würdig erwiesen habe, erwarte ich selbiges nun auch von Ihnen. Wir gehen doch zurück zum Ministerium, oder?«
»Letztendlich schon«, antwortete sie, doch ihr Lächeln war viel zu boshaft für seinen Geschmack.
»Nun, Miss Braun, wir sollten wirklich ins Archiv zurückkehren. Ich denke, für heute ist die Förderung meiner Abenteuerlust ausreich…«
Plötzlich sah sich Wellington herumgeschleudert und an die nächstbeste Hauswand gestoßen. Eliza hatte das Revers seines Gehrocks gepackt und hielt ihn unter vollem Körpereinsatz fest an die Mauer gepresst. Eins ihrer Beine hatte sie zwischen seine geklemmt, was die Vermutung nahelegte, dass eine gewisse Beschädigung seiner unteren Regionen in Aussicht stand, falls er sich loszumachen versuchte.
»Zum Teufel damit, Books«, zischte sie ihm ins Gesicht. Ihre Lippen waren nur wenige Zentimeter von seinen entfernt. »Ich bin es leid, Sie mit Samthandschuhen anzufassen. Sie hätten als Bibliothekar –«
»Archi…«
Sie packte seinen Gehrock fester und fing an, ihr Bein langsam an der Innenseite seiner Oberschenkel auf und ab zu bewegen. »Sie hätten als Bibliothekar überall arbeiten können, aber stattdessen haben Sie sich für eine Karriere im Ministerium entschieden. Jetzt arbeiten Sie also im Ministerium. Na, wunderbar. Und was tun Sie sonst noch?«
Wellington wagte nicht, den Blick zu senken, aber nichtsdestoweniger spürte er das Heben und Senken ihrer Brüste an seinem Oberkörper. Sein Blut strömte in alle möglichen pikanten Regionen, und seine Atmung beschleunigte sich. Ja, die List der Frauen – sie brachte ihre weiblichen Reize zum Einsatz, das war ihm klar; aber ebenso klar war, dass diese leicht erregende und höchst pikante Situation mit einem gezielten Kraftaufwand ihrerseits äußerst schmerzhaft enden konnte.
»Nur zu, Welly«, gurrte Eliza, »erzählen Sie Ihrer Partnerin, wie lange es her ist.«
Er wollte ihr seinen ungerührten Archivar-Blick zuwerfen, aber das hätte bedeutet, dass er in Richtung des wogenden Busens hätte schauen müssen. Seine Stimme war eine halbe Oktave höher, als er stammelte: »Das ist eine ziemlich persönliche Frage, meinen Sie nicht auch, Miss Braun?«
Eliza fuhr fort, als hätte sie nicht das Geringste bemerkt. »Wann haben Sie das letzte Mal gespürt, wie Ihr Herz rast, wie Ihr Blut in Wallungen gerät? Wann haben Sie sich zuletzt vollkommen auf Ihre Sinne verlassen müssen, um den nächsten Morgen zu erleben? Wann war das letzte Mal, dass Sie tatsächlich gelebt haben?«
Elizas Wärme an seinem Körper lenkte ihn so sehr ab, dass es ihm die Sprache verschlug.
Ihre Lippen, die so weich aussahen wie warmer Samt, öffneten sich nur leicht, als sie flüsterte. »Wann war das letzte Mal, Welly? Wann haben Sie zuletzt gespürt , dass Sie leben?«
Er schluckte trocken und versuchte, den Fliederduft zu ignorieren, den ihre Haut verströmte. Aus Gründen, die sich ihm gegenwärtig entzogen, ließ ihn seine frühere allergische Reaktion auf ihren Duft jetzt im Stich. Verflixt und zugenäht. »An dem Tag, als ich mich zu einer wildfremden Frau zum Tee gesellte. Einer wunderschönen Frau, Miss Braun. Augen wie Smaragde. Haar wie Seide. Ungemein beeindruckend.«
»Und?«
»In der Woche darauf bin ich im Frachtraum eines Luftschiffes aufgewacht, auf dem Weg in die Antarktis.«
Braun nickte. »Na, das erklärt doch so einiges, nicht wahr?«
»Was wollen Sie damit sagen? Dass es eine schlechte Entscheidung war, einer schönen Frau zu folgen?«
Ihr verschlagenes Lächeln wurde ein wenig weicher, dann hob sie die Hand und schnippte leicht gegen seine Nasenspitze. »Sie haben einfach viel zu viel Zeit im Archiv verbracht, Books. Allein. Sie müssen lernen, in jeder Lage unverzüglich abzuwägen, damit Sie nicht erneut in solch einer Situation landen. Sie, mein lieber Kollege aus der Abteilung Katalogisieren, Sortieren und Ablegen, müssen sich erinnern, was es bedeutete zu leben .«
Abrupt ließ sie ihn los, trat zurück und nahm ihre berauschende Wärme mit sich fort. Wellington brauchte einen Moment, um die
Weitere Kostenlose Bücher