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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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aber während er noch das lateinische Banner darunter entzifferte, glitt die verdunkelte Fensterscheibe langsam hinab.
    Aus dem Dunkel der Kutsche schob sich ein Gewehrlauf.
    Wellington duckte sich in letzter Sekunde, bevor eine Kugel das Fenster über ihm zersplitterte.
    »Hätten Sie jetzt gern eine Waffe, Welly?«, hörte er Eliza rufen.
    »Lenken Sie einfach die verdammte Kutsche!«, schrie er zurück, als ein zweiter Gewehrschuss die Luft zerriss.
    Sie machten einen kleinen Schlenker, der ihren Gegnern einen kurzfristigen Vorsprung verschaffte. Zweimal kurz hintereinander knallte die Peitsche, und schon hatten sie wieder aufgeholt. Wellington blickte – einmal mehr – in den Gewehrlauf, der aus dem Dunkel glitt und auf ihn zielte.
    »Wellington!«, hörte er Eliza schreien, und dann wurde ihm plötzlich schwarz vor Augen.
    Bei dem Schuss stockte ihm das Herz, aber als er die Augen öffnete, konnte er keine tödliche Wunde an seinem Körper entdecken. Er spähte über die Seitenwand und sah, wie das Gewehr kurz schwankte und sich erneut auf ihn richten wollte. Funken stoben vom Lauf des Gewehrs, als der zweite Treffer es dem unsichtbaren Schützen aus den Händen schlug. Es fiel aus dem Fenster, und beide Kutschen rumpelten darüber hinweg.
    Wellington klopfte gegen das Dach und rief: »Wunderbarer Schuss, Eliza!«
    »Stimmt«, gab sie zurück. »Ein Jammer, dass er nicht von mir kam!«
    Da die schwarze Kutsche nun vor ihnen fuhr, riskierte Wellington einen Blick nach hinten. Sein Retter war ein einzelner, maskierter, ganz in Schwarz gekleideter Reiter mit nur einem Revolver, den er jetzt ins Halfter steckte. Dieser neue Verbündete gab seinem Reittier die Sporen und holte schnell auf.
    Je näher der freundliche Reiter kam, desto unbehaglicher fühlte sich Wellington.
    Er sollte keine Gelegenheit bekommen, etwas Auffälliges an dem Sattel, der Gewandung oder wenigstens dem Pferd des Unbekannten wahrzunehmen. Das Ross, das keine Kutsche zu ziehen brauchte, brachte sich schnell auf gleiche Höhe mit Wellington. Dann schoss aus heiterem Himmel eine Faust unter dem Umhang des Reiters hervor und schlug Wellington so hart auf die Nase, dass er die Orientierung verlor und seine Brille abermals zu Boden fiel. Vor Verblüffung konnte er nicht sofort reagieren, als der Reiter ihn plötzlich am Mantel festhielt.
    »Verdammter Mist!«, hörte Wellington wie durch einen Nebel, und der Hansom schlingerte heftig.
    Seine Füße flogen in die entgegengesetzte Richtung, während seine Hand einen Riemen packte, der für Fahrgäste bestimmt war, die sich gern in Sicherheit wähnten, wenn sie in munterem Tempo um irgendwelche Ecken bogen. Nun hatte Wellington eine Hand frei und packte das Handgelenk des Reiters. Dadurch wurde er nach vorn gerissen, und plötzlich fühlte er den Fahrtwind im Gesicht und sah vage die Pflastersteine und den Schmutz der Straße unter sich dahinrasen.
    Bei seinem ersten Versuch, sich loszureißen, geschah nichts, aber beim zweiten Mal zog er den Reiter weit genug aus dem Sattel, dass dieser seinen Griff lockerte. Mittlerweile waren Wellingtons Sinne – bis auf den überwältigenden Drang zur Selbsterhaltung – in heillose Verwirrung geraten, sodass er nur noch ungestüm und mit aller Kraft ziehen und zerren konnte. Auf einmal spürte er den Fahrtwind nicht mehr. Er lag rücklings auf der Sitzbank des Hansoms.
    Über seinem Kopf nahm er eine Bewegung wahr, die Kutsche wackelte, und als Wellington aufblickte, sah er den schwarzen Reiter an seinem Fenster, das Gesicht bis auf die Augen mit einem schwarzen Tuch vermummt. Und diese Augen musterten ihn wie eine Eule die Feldmaus in ihren Klauen.
    Erneut streckte der Reiter die Hand aus, aber diesmal packte er die Seitenwand der Kutsche.
    Bereits im nächsten Augenblick riss er die Hand wieder zurück und griff sich an die Kehle. Verzweifelt versuchte er, sich von der Peitsche zu befreien, die sich um seinen Hals geschlungen hatte und ihm die Luft abschnürte. Dann ruderte er wild mit den Armen und kippte aus dem Sattel.
    Wellington konnte zwar nicht hören, wie das Genick des schwarzen Reiters brach, aber als er sah, wie dieser hart mit dem Kopf auf der Straße aufschlug, bestätigte sich seine Vermutung. Der zum Feind gewordene Retter stellte nun keine Gefahr mehr dar.
    Wellington war gerade wieder zu Atem gekommen, und schon sah er sich erneut ihrer ursprünglichen Beute gegenüber: der schwarzen Concord-Kutsche. Diesmal war es kein Gewehrlauf, der ihm

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