Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
Vom Netzwerk:
entgegenkam, sondern eine kleine, perlmuttfarbene Dampfwolke. Gefolgt von einem grellen Heulen, das jäh abbrach, als sich direkt neben seinem Kopf merkwürdige Geschosse ins Holz gruben – faustgroße, gezackte Scheiben mit rasiermesserscharfen Kanten.
    »Eliza!«, rief er durch die Dachluke, ohne diese ungewöhnlichen Waffen aus den Augen zu lassen.
    »Wissen Sie, was in diesem Moment geradezu entzückend wäre?«, erwiderte sie, schnalzte mit den Zügeln und zog an der Concord vorbei. »Ein erstklassiger Schütze. Sie wissen schon: jemand, der das Schießen übernimmt, während ich den verdammten Hansom fahre? Das wäre wirklich zauberhaft! Ich weiß, Sie erwarten von mir, dass ich alles alleine mache, wo ich doch eine Frau bin und so … «
    Dann ein Geräusch wie von Elizas Stilett, nur wesentlich lauter. Wellington warf einen prüfenden Blick auf die nahende Kutsche, bemerkte ihre zusätzliche Ausstattung und schluckte schwer. Aus den Radnaben ragten Sägemesser, die die Räder des Hansoms mühelos zu Kleinholz verarbeiten könnten.
    »Verflucht und zugenäht!«, zischte er.
    »Welly«, rief Eliza, »jetzt wäre ein vortrefflicher Zeitpunkt, um sich festzuhalten.«
    Plötzlich fuhr die Kutsche einen Schlenker und steuerte auf den Bürgersteig zu. Wellington machte sich auf alles gefasst, und dennoch schlugen seine Zähne schmerzhaft aufeinander, als eine Seite des Gefährts über den Gehweg polterte, dass die Fußgänger nur so auf die Straße stoben. Die Todeskutsche setzte ihre Verfolgung unbeirrt fort, zum großen Entsetzen der Passanten, die von den Klingen gestreift wurden. Mindestens zwei Schreie übertönten den Lärm der Fahrt. Wellington wollte sich umdrehen und nachsehen, welchen Schaden die schwarze Kutsche angerichtet hatte, als er einmal mehr aus dem Sitz gehoben wurde. Jetzt fuhren sie wieder mit beiden Rädern auf der Straße. Die Concord blieb ihnen dicht auf den Fersen, schien sich allerdings für den finalen Angriff in Stellung zu bringen.
    Hufe hämmerten über das Pflaster. Holzrahmen bebten und ächzten. Die Pferde wieherten angstvoll und wütend. Als die Kutsche erneut ausbrach, sah Wellington sich wieder der enormen Fliehkraft ausgesetzt und umklammerte den Halteriemen mit beiden Händen. Schlitternd kam der Hansom zum Stehen. Ihr Pferd bäumte sich wütend auf und schlug mit den Hufen.
    Die ebenholzschwarze Concord preschte an ihnen vorbei, und die Geschwindigkeit und das größere Gewicht verhinderten, dass sie genauso geschickt zum Stehen kam wie der Hansom. Nahezu ungebremst prallten Pferde und Wagen gegen einen mit Lebensmitteln beladenen Karren. Der Kutscher der Concord sprang von seinem Sitz und brüllte wie ein Stier, seine Rösser lagen hilflos um sich tretend am Boden.
    Wellington stieg vorsichtig aus der Kutsche und ging zu dem gefederten Sitz herum, auf dem Eliza sich niedergelassen hatte, nachdem sie die ganze Zeit stehend gefahren war. Unter ihr lag der Kutscher und sah äußerst blass aus.
    »Welly, bezahlen Sie den Kutscher.« Und ohne einen Blick zurück stieg Eliza ab. »Bezahlen Sie ihn gut.«
    Abrupt drehten sich beide zu der zertrümmerten Concord herum, als Schreie durch die Straße gellten. Der einzige Fahrgast, die Frau, von der sie vor dem Haus des Doktors nur einen kurzen Blick erhaschen konnten, war aus der Kutsche befreit worden. Der Gentleman, der ihr offenbar herausgeholfen hatte, lag jetzt tot auf der Straße – mit zwei faustgroßen Wurfsternen in der Brust. Den gleichen tödlichen Waffen, denen Wellington nur knapp entgangen war. Schaulustige sprangen panisch in alle Richtungen davon, verursachten Chaos und boten dadurch genug Deckung, dass die Dame in Schwarz entkommen konnte. Eliza, dicht gefolgt von Wellington, stürzte sich ins Getümmel, aber ihr energischer Einsatz war vergeblich.
    »Verdammt!«, fauchte sie, während sie die Gassen absuchte.
    »Sie ist weg, Eliza«, stellte Wellington fest, der sich ebenfalls umsah, »und wir sollten ihrem Beispiel folgen.«
    Mit einem leisen Schnauben drehte Eliza sich um, wollte etwas erwidern, doch dann boxte sie ihm stattdessen gegen den Arm und deutete auf die Trümmer. »Anscheinend hat sich da jemand nicht allzu geschickt angestellt.«
    Drei Männer standen reglos auf der anderen Seite der zerschrammten und völlig verbeulten Concord und starrten auf den Boden. Wellington und Eliza schoben sich zwischen den verbliebenen Zuschauern durch, bis sie den verdrehten Körper des Kutschers zu Gesicht bekamen,

Weitere Kostenlose Bücher