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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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waren Bruce an diesem Morgen begegnet, als sie das Ministerium kurz vor Mittag verlassen hatten. Er fragte sich, ob Braun dem Archivar wohl bereits nähergekommen war. Überrascht hätte es ihn jedenfalls nicht – dem Getuschel der anderen Agenten zufolge war sie sogar von Thorne ziemlich hingerissen gewesen.
    Bruce ging um den Schreibtisch herum und wollte Books Hauptschublade aufziehen. Abgeschlossen. Er versuchte es mit den beiden Schubladen an der Seite. Ebenfalls abgeschlossen.
    »Kein Problem«, flüsterte er laut und griff in seine Manteltasche.
    Er verzog das Gesicht und stöhnte auf. Seine Dietriche lagen oben in seiner eigenen Schreibtischschublade. Zu riskant, jetzt wieder hinaufzugehen – Books und Braun konnten jeden Moment zurückkommen.
    Er hob die Schreibunterlage an und entdeckte eine lange Reihe von Codes. »Mist, elender!«, fluchte er und betrachtete die verschiedenen Kombinationen und Sequenzen, die für das vermaledeite Differenzgerät des Archivs verfügbar waren. Ein Code für das Zubereiten von Tee. Verschiedene Codes für Musik. »Wird dieses verdammte Gerät überhaupt fürs Archiv genutzt?«
    »Auch gut«, brummte er und ließ die Schreibunterlage wieder herunter. »Dann mach ich es eben auf die altmodische Weise.«
    Entschlossen zog Bruce seinen Mantel zurecht und verschwand in den Tiefen des Archivs.
    Als er stehen blieb, rieb er sich für einen Moment das kantige Kinn. »Achtzehnhundertneunzig«, murmelte er, »das Jahr, in dem für mich alles begann.«
    Doch er war nicht der Einzige, der es mit seltsamen, verwirrenden, schlichtweg unnatürlichen Dingen zu tun bekommen hatte. Sollte er also bei seinen eigenen Fällen kein belastendes Material gegen das Ministerium finden, würde er gewiss bei anderen fündig werden.
    Murrend hockte Bruce sich vor das Regal und nahm eine Kiste nach der anderen unter die Lupe, angefangen unten rechts.
    »Agent Hill … Agent Donaldson … Agent Thorne … Agent Thorne … « Er war sich nicht einmal sicher, wonach er eigentlich suchte. Die Fälle lagen allesamt über sechs Jahre zurück. Und zudem hatte er absolut keine Ahnung, wie dieses Ablagesystem funktionierte. »Zum Teufel«, blaffte er und griff nach der nächsten Kiste. Er musste seine Augen gehörig anstrengen, um in dem schwachen Schein der Gaslampen die kleine, an der Seite befestigte Karte lesen zu können:
    AGENT DOMINICK LOCHLEAR
    AUFTRAG : KAPKOLONIE
    FALL - NUMMER : 18901022 CCAS
    »Na gut, ist sowieso egal, wo ich anfange«, sagte er und öffnete die Kiste.
    Die Fallakte darin war dünn. Das bedeutete für gewöhnlich, dass es sich um einen Fall von der unkomplizierten Sorte handelte, der – kaum aufgenommen – bereits wieder abgeschlossen werden konnte. Die waren Bruce am liebsten. Zwei Tage Fallarbeit, und den Rest der Woche (oder zweier Wochen, je nach Situation und Sachlage) genoss er die Gesellschaft der einheimischen Damen. So hatte er es zumindest in Asien und im Südpazifik gehalten. In der Kapkolonie war er nur ein einziges Mal gewesen; und auch wenn sie ihn in mancher Hinsicht an zu Hause erinnert hatte, verspürte er nicht den Wunsch, noch einmal dorthin zu reisen. Sowohl Australien als auch Afrika stellten sich der Herausforderung, mit der eingeborenen Bevölkerung fertigzuwerden, doch die Wilden in der Kapkolonie waren ein allzu unbeugsamer Haufen.
    Im fahlen Licht des Archivs erzählte Lochlears Bericht die Geschichte von Fall 18 901 022 CCAS , und dankenswerterweise war Lochlears Handschrift bestens lesbar. Überhaupt nicht anstrengend für die Augen.
    Die Unruhen in Zululand wurden von Königin und Empire seit jeher mit besonderer Sorge betrachtet. Das ist eine bekannte Tatsache. Die jüngsten Ereignisse haben nun jedoch das Ministerium für Eigenartige Vorkommnisse auf den Plan gerufen. In der vergangenen Woche sind mehrere Helden des Zulukrieges von 1879 tot aufgefunden worden, und die Todesursachen lassen sich mit keiner konventionellen Wissenschaft erklären. Die Obduktionen an Lord Richard Castlebury, Sir Frederick Roberts und Oberleutnant Randall Morrison ergaben weder Spuren von Chemikalien noch irgendwelche tödlichen Verletzungen und auch keinerlei Brandwunden von hyperoszillierenden Ätherwaffen. Ihre Leichen waren, sowohl innerlich als auch äußerlich, auf unerklärliche Weise zu Stein geworden. Aus dem Grad der Versteinerung zogen die Ärzte den Schluss, dass Lord Castlebury, Sir Roberts und Oberleutnant Morrison vollständig fossiliert wären, wenn man

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