Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
soll. Vielleicht wird ihn dieses Schmuckstück ja zufriedenstellen.«
Der Schläger hatte seinen Partner mit zu Boden gerissen, aber die Verstärkung – um einiges massiger als die Vorhut – rückte unaufhaltsam näher. Noch zwei, dachte Eliza. Wer immer diese Leute sind, sie wollen diese Frau tot sehen.
Die beiden Neuankömmlinge hatten Elizas Panzerhandschuh anscheinend nicht bemerkt, denn der erste lief ihr direkt in die Faust. Der zweite wich ihrem rechten Haken jedoch aus und versetzte ihr einen harten Schlag. Sein zweiter Treffer schleuderte sie in die umstehenden Gäste.
Um Eliza drehte sich alles, ihre Sinne schwammen in einem Nebel der Verwirrung. Wag es ja nicht, in Ohnmacht zu fallen, Braun, ermahnte sie sich. Du bist nicht so lange aus der Übung, dass du schon vergessen hast, wie man einen Hieb wegsteckt. Reiß dich gefälligst zusammen! Innerhalb kürzester Zeit konnte sie ihre Umgebung wieder klar erkennen, da hörte sie einen panischen Schrei. Mary war vom Tisch aufgesprungen, als der Auftragsmörder sie packen wollte. Mist, verdammter!
Plötzlich schnappte eine fleischige Pranke nach dem Handgelenk des Angreifers. Eliza war bass erstaunt. Solche Geschwindigkeit bei solcher Leibesfülle hätte sie einzig einem Spieler der Rugbynationalmannschaft ihrer Heimat zugetraut. Aber nein, ein Engländer. Was für eine Schande.
»Das ist Miss Emma, die du da rumschubst!«, brüllte Buford und bog dem Mann das Handgelenk nach hinten. Falls es brach (und dem Winkel nach zu urteilen, musste es bereits gebrochen sein), so hatte das Knacken in der lärmenden Menge niemand gehört. »Sie wird bei unserem Schnurrbartwettbewerb das Urteil fällen!«
Und schon im nächsten Moment flog der Schläger in eine arglose Gruppe von Gästen, die nicht allzu glücklich darüber waren, dass ein Kerl, der noch dazu aussah wie ein Leichenbestatter, ihre Drinks verschüttete. Somit war die Verstärkung außer Gefecht gesetzt, hoffnungslos verloren in einem wütenden Meer aus Kinnhaken und Nierenhieben. Das gab Eliza Gelegenheit, ihre Konzentration wieder auf die ursprüngliche Bedrohung zu richten. Der erste Mann lag noch immer bewusstlos am Boden, aber der zweite hatte sich bereits aufgerappelt. Ohne nach einem eventuell gezückten Messer oder Revolver Ausschau zu halten, legte sie kurzerhand einen Schalter an ihrem Messingarm um, spürte das Sirren des Mechanismus und feuerte in einer fließenden Bewegung die Plures ornamentum ab.
Eine mit Kugeln versehene Bola schnellte aus dem Panzerhandschuh, wirbelte durch die Luft und wickelte sich um die Beine ihres Gegners. Fluchend verlor er das Gleichgewicht und kippte in die Arme von Josiah und Seth. Sofort stellten ihn die Männer wieder gerade hin und brachten ihn dann gemeinsam mit einem doppelten Aufwärtshaken zu Boden.
Die übrigen Gäste im Oath, die mittlerweile zu Schaulustigen geworden waren, brüllten vor Begeisterung, als auch der letzte Mann auf den Rücken krachte und die Augen verdrehte. Eliza rauschte das Blut in den Ohren, ihre Kampfeslust war geweckt. Doch die gute Ausbildung durch das Ministerium behielt die Oberhand: Schnapp dir Mary und sieh zu, dass du hier rauskommst.
Als sie sich gerade wieder zum Tisch umgedreht hatte, wurde sie von hinten umschlungen. Was wie eine herzliche, ungestüme Umarmung anmuten mochte, raubte ihr den Atem. Die Luft wurde ihr förmlich aus der Lunge gepresst, und ihre Rippen drohten zu brechen. Der Panzerhandschuh drückte schmerzhaft in ihr Korsett, und vor ihren Augen tanzten kleine Sterne.
»Keine Ahnung, wer du bist, elendes Miststück«, röchelte ihr die raue Stimme ins Ohr. Offenbar hatte sie seiner Männlichkeit gehörig zugesetzt. »Aber du machst es mir heute Abend wirklich schwer!«
Jäh warf Eliza den Kopf zurück. Der heftige Stoß gegen seine Nase verursachte ein vernehmliches Knacken, das selbst bei dem ganzen Tohuwabohu der Schlägerei zu hören war. Als er aufheulte, lockerte sich sein Griff, und Eliza schickte sofort einen soliden Tritt gegen sein Schienbein hinterher. Das und ein mit Messing bewehrter Ellbogen in die Magengrube verschafften ihr genug Bewegungsfreiheit, um sich aus seiner Umarmung herauszudrehen und ihm einen kräftigen Kinnhaken zu verpassen. Der dumpfe Aufprall, mit dem er am Boden landete, war überaus befriedigend.
Eliza drehte sich zu Mary um, die ihr artig zuwinkte. Sie hatte genau das getan, was man von ihr verlangt hatte.
»Laufen wir jetzt weg?«, fragte Mary ängstlich.
»Ja,
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