Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
nach von Olivia Devane stammen musste, wurde das Gespräch unbeirrt fortgesetzt.
»War an dieser Verfolgungsjagd nicht auch ein Reiter beteiligt?«, fragte Bartholomew. »Wurde er nicht auf offener Straße von der Frau getötet, die den Hansom fuhr?«
»Dieses Problemchen, Lord Devane, können Sie getrost außer Acht lassen«, warf del Morte verärgert ein. »Das war nichts weiter als ein Missverständnis unter Profis, und es wird gewiss nicht wieder vorkommen. Falls Sie jedoch wünschen, dass ich mich um dieses recht tollkühne Pärchen kümmere«, fuhr del Morte fort, ohne auch nur eine Sekunde ins Stocken zu geraten, während neben ihr offenbar jemand um sein Leben röchelte, »wird sich das deutlich in meiner Entlohnung widerspiegeln müssen. Schließlich wurde mir nicht gesagt, dass noch andere Parteien beteiligt sind.«
»Wir haben von den beiden auch erst am Tag der Verfolgungsjagd erfahren«, entgegnete Havelock. »Wir können nur vermuten, dass sie derselben Organisation angehören wie unser Bedlam-Kandidat.«
»Aber warum erst jetzt?«, fragte Devane. »Das ist doch fast ein Jahr her?«
»Es spielt überhaupt keine Rolle, wie viel Zeit seither verstrichen ist«, hielt Havelock dagegen. »Von Bedeutung ist einzig und allein, dass dieses unbekannte Paar Nachforschungen über seine früheren Angelegenheiten anstellt und wir ihnen eine deutliche Spur hinterlassen, der die beiden nur zu folgen brauchen, nicht wahr?«
»Als Spur würde ich es nicht bezeichnen«, warf del Morte ein. »Ihre Dienstboten werden sich nach der Schließung des Theaters um Signor Ross kümmern. Und ich habe mich heute Abend bereits um diesen armen Tropf im Irrenhaus gekümmert. Da er monatelang keinen Besuch bekommen hat, gehe ich davon aus, dass seine Verbündeten ihn nicht allzu bald entdecken werden.«
Eliza ließ das Hörrohr auf den dünnen Teppich fallen. Wellington packte sie am Arm, doch sie riss sich sofort wieder los.
»Nein, Eliza, nicht!«, flüsterte er scharf.
»Dieses Miststück hat Harry getötet!«, zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
Unwillkürlich schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass Eliza – trotz all ihrer Fehler – nach wie vor eine durchaus disziplinierte Agentin war. Selbst inmitten ihres emotionalen Aufruhrs gelang es ihr, mit leiser Stimme zu sprechen. Obwohl sie die Hände in den feinen Abendhandschuhen zu Fäusten ballte und einen starren Blick hatte, brachte sie noch immer das nötige Maß an Selbstbeherrschung auf.
»Ich weiß, Eliza. Ich kann Sie gut verstehen, aber wir dürfen nicht einfach über sie herfallen. Wenn wir das tun, endet unsere Suche hier und jetzt, und Harrys Tod – und sein Verlangen, die Wahrheit zu erfahren – werden bedeutungslos sein.« Wellington sah ihr fest in die Augen, umklammerte ihr Handgelenk und flüsterte eindringlich: »Reißen Sie sich zusammen, Agentin Braun, und führen Sie diese Ermittlung zu Ende!«
Wellington spürte ihre enorme Anspannung, aber als er sie losließ, blieb sie sitzen. Eliza schwankte leicht, und mit einigem Erschrecken sah er, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Das Muskelspiel ihres Kiefers verriet ihm, dass sie die normale weibliche Reaktion – zu weinen oder zu kreischen – mit aller Kraft unterdrückte. Seine Kollegin wirkte in diesem Moment so fragil, als könnte schon ein falsches Wort oder eine falsche Geste zum Zusammenbruch führen. Sie schluckte, nahm einen langen, zittrigen Atemzug und wischte sich die Tränen aus den Augen, bevor sie ihr übers Gesicht laufen konnten.
Vorsichtig hob Wellington den Trichter wieder ans Ohr. Doch außer dem Rascheln von Röcken war lediglich ein kaum vernehmbarer Tadel zu hören.
»Olivia, nimm dich gefälligst zusammen! Kopf hoch! Beschäme meine Familie nicht noch mehr, als du es ohnehin schon tust.« Ein abfälliges Schnauben und dann: »Um Gottes willen, wisch dir den Speichel vom Gesicht!«
»Eliza«, flüsterte Wellington, »die Mörderin verlässt die Oper.«
Ihre Augen waren trocken und hart. »Was ist mit den anderen?«
»Sie sind noch in der Loge, sehen sich die Aufführung an. Ich weiß nicht, ob sie schon fertig sind oder noch etwas zu besprechen haben.«
»Lauschen Sie weiter, Books«, sagte Eliza und ging zur Tür. »Ich komme wieder hierher.«
»Und was beabsichtigen Sie in der Zwischenzeit zu tun, Agentin Braun?«
Wie aus dem Nichts hielt sie plötzlich zwei Messer in den Händen. Sie warf einen prüfenden Blick auf die glänzenden Klingen und
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