Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
Vom Netzwerk:
wurden von dem Geschmetter der Trompeten, Tuben und Posaunen übertönt. Dieser »Ruf zu den Waffen« machte auch das Zischen des Dampfs unhörbar, der durch die beiden Sicherheitsventile schoss. Im gelblichen Schein der beiden Glaskugeln, die pulsierend zum Leben erwachten, sah er Elizas neugieriges Lächeln. Zahlreiche Zahnräder griffen ineinander, surrten und klickten im Einklang mit Verdis musikalischer Schöpfung. Das bernsteinfarbene Leuchten erhellte das Gerät so weit, dass sie eine kleine Schalttafel erkennen konnten, die gegen den Mechanismus gekippt war. Seitlich der Vorrichtung waren zwei lange Spulen angebracht, an deren Enden sich jeweils ein röhrenförmiger Hohlkörper befand. Einen dieser Zylinder reichte er Eliza.
    »Welly, was in Gottes Namen ist das für ein Ding?«
    »Alles zu seiner Zeit«, gab er zurück und nahm die Schalttafel von dem sirrenden Gerät herunter. »Im Moment müssen wir uns vollkommen still verhalten. Die Oper wird schon schwer genug herauszufiltern sein.«
    »Dieses Gerät kann Opern herausfiltern?« Eliza grinste. »Ich liebe diese Technik!«
    Wellington brachte sie mit einem Zischen zum Schweigen und zog einen kleinen Kegel aus dem Apparat. Der Draht, mit dem dieser befestigt war, führte ins Herz der Maschine. Er hielt den Kegel ans Ohr, bedeutete Eliza, ihren Zylinder auf den Boden zu stellen, und drückte eine der Bedientasten, woraufhin sich das bernsteinfarbene Leuchten etwas verdunkelte. Dann griff er in den Koffer und betätigte eine Reihe von Drehknöpfen, die auf der Bodenplatte angebracht waren, sodass sich die Zahnräder ein wenig schneller drehten, aber weiterhin exakt im Rhythmus von Macbeth tickten . Er wartete einige Takte ab, um bei Macduffs Schlachtruf im Wald von Birnam die Einstellungen zu korrigieren. Es folgten einige schnelle Dampfstöße, die abermals vom Orchester übertönt wurden.
    »Und hier«, flüsterte Wellington, als er seinen Zylinder parallel zu ihrem aufstellte, »kommt das andere Mikrofon hin.«
    Dann widmete er sich wieder seinem Koffer und justierte eine zweite Reihe von Drehknöpfen. »So, jetzt sollte es … « Der Schimmer der beiden Kugeln nahm ein kräftiges Honiggelb an und wurde einzig von Wellingtons stolzem Lächeln überstrahlt.
    »Sollte was?«, zischelte Eliza ungeduldig.
    Wellington nahm den Kegel vom Ohr und hielt ihn ihr hin. »Hören Sie selbst.«
    Eliza musterte das trichterartige Gebilde in ihren Händen, dessen gedrehter Kupferdraht ein wenig Widerstand leistete, als sie es sich ans Ohr hielt. Doch schon im nächsten Augenblick riss sie sich die Hörmuschel vom Kopf, als hätte sie sich daran verbrannt. Eliza schnappte nach Luft und starrte Wellington mit offenem Mund an.
    »Das Auralspektiv ist noch ein Prototyp, Miss Braun«, gestand er. »Doch angesichts der intensiven Musik und der Tatsache, dass die Stimmen dermaßen deutlich zu uns durchdringen, denke ich, es funktioniert geradezu vortrefflich.«
    Ihre erste Reaktion war lediglich ein leises Lachen. Wellington vermutete, dass seine Erfindung ein durchschlagender Erfolg war, zumindest für sie. Er gestattete sich ein wenig Eigenlob. Das Auralspektiv war eine wahre Meisterleistung, das wusste er. Aber dass er Eliza damit beeindrucken würde, nach dem, was sie schon alles gesehen hatte? Es fühlte sich gut an, doch er hielt seinen Jubel vorerst im Zaum. Wie erfolgreich der Praxistest tatsächlich verlief, konnte er mit letzter Bestimmtheit erst nach der Vorstellung sagen.
    Wellington zog den zweiten Hörer aus dem Auralspektiv und gesellte sich zu Eliza, die bereits die Loge unter ihrer belauschte.
    »Ich versichere Ihnen«, beharrte die männliche Stimme, die durch das Auralspektiv deutlich zu vernehmen war, wenngleich noch immer untermalt mit einem Knistern und Knacken wie von einem fernen Feuerwerk, »selbst eine Aufführung der Ouvertüre 1812 mit echten Kanonenschüssen könnte meine liebe Mutter nicht aus ihrem tiefen Schlummer reißen. Mich erstaunt allerdings ihr Durchhaltevermögen heute Abend. Normalerweise ist sie bis zum zweiten Akt fest eingeschlafen.«
    Eine zweite Stimme meldete sich zu Wort. »Aber diese Angelegenheit ausgerechnet an einem öffentlichen Ort zu erörtern?«
    »Das war schon immer eine Ihrer Schwächen, Simon«, höhnte eine dritte Männerstimme. Anscheinend hatte sich in der Privatloge der Gesellschaft des Phönix ein neuer Gast eingefunden.
    Wellington holte nebenher sein Notizbuch aus der Innentasche seines Fracks hervor, schloss es

Weitere Kostenlose Bücher