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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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doch ich litt unter der typischen
Blindheit eines besorgten Vaters und konnte nur daran denken, dass meine Kinder
womöglich in Gefahr waren.
    Als ich noch
etwa vierhundert Meter von meinem Haus entfernt war, vernahm ich im sanft
fallenden Schnee das leise Dröhnen eines Motors. Ein einzelnes schwaches Licht
leuchtete im Schneegestöber auf, und gleich darauf erkannte ich die plumpen
Umrisse eines Traktors. Ich winkte und rief dem Fahrer zu, er solle anhalten;
neue Hoffnung regte sich in meiner Brust und bot dem rauen Winterwind, der
meiner Lunge zusetzte, Paroli. Als die undeutliche Silhouette dann an Konturen
und Substanz gewann, erkannte ich Mark Anderson, der hoch oben in der
Fahrerkabine seines alten Ford thronte. Als er auf einer Höhe mit mir war,
wurde er langsamer, und ich bat ihn um Hilfe. Er lachte, spuckte durch das
offene Fenster aus, wechselte dann den Gang und gab Gas.
    Schneebespritzt
stand ich da, schrie ihm Flüche hinterher und zog den Revolver aus der Tasche.
Doch es war nur eine leere Geste. Mein ohnmächtiges Gebrüll – denn mehr war es
nicht – wurde von den weißen Massen zugedeckt.
    Ich kämpfte
mich weiter vorwärts; mein Brustkasten fühlte sich an, als würde er gleich
explodieren, und in meinem Kopf pochte es. Einmal bekam ich einen so heftigen
Hustenanfall, dass ich Blut in den Schnee spuckte. Dann vernahm ich im Flüstern
des Schneefalls ein vertrautes Jaulen, das ich als Franks erkannte, und merkte,
dass ich fast da war. Als er nicht verstummte, musste ich mir allerdings auch eingestehen,
dass Debbie ihn längst hereingeholt hätte, wenn sie gekonnt hätte.
Unwillkürlich malte ich mir die Szene aus, die mich zu Hause erwarten würde.
    Schließlich
erreichte ich mein Haus. Es lag im Dunkeln, doch vom Kamin sah ich dünne
Rauchschwaden aufsteigen. Ich ging ums Haus nach hinten, wo Frank vor der Tür
saß; die Verbände hoben sich hell von seinem braunen Fell ab. Er winselte leise
und hinkte mit traurigen Augen auf mich zu. Sein Fell war verfilzt und
klatschnass; offenbar war er bereits seit längerer Zeit draußen.
    So leise wie
möglich öffnete ich die Hintertür, doch jede Hoffnung auf ein
Überraschungsmoment wurde zunichte gemacht, als Frank sich zwischen meinen
Beinen hindurchschob und in die Küche stürmte, wo er mit so viel Schwung gegen
die Stühle prallte, dass einer umfiel. Gleich darauf hörte ich Penny schreien;
der Schrei wurde rasch erstickt, doch immerhin wusste ich nun, dass wenigstens
sie noch lebte. Außerdem wusste ich jetzt, dass Harvey hier war – und auf mich
wartete.
    Frank scharrte
an der Tür zum Wohnzimmer. Durch den Spalt unter der Tür drang das Flackern des
Kaminfeuers. Ich hätte auf Verstärkung warten können, doch das hätte nur eine
Situation geschaffen, aus der meine Familie nicht lebend herausgekommen wäre.
Außerdem konnte ich nicht einfach hier draußen stehen bleiben und auf Hilfe
warten. Die Waffe in der Hand, stieß ich mit dem Fuß die Tür auf.
    Debbie saß mit
Shane auf dem Sofa; Shane wand sich unablässig in ihren Armen. Debbie hatte
offensichtlich geweint, ihre Augen waren weit aufgerissen und rot.
    Harvey saß in
dem dem Feuer am nächsten stehenden Sessel und hielt Penny wie einen Schild vor
sich auf dem Schoß. Seine Schusswaffe hielt er neben ihrem Kopf, wenn auch auf
mich gerichtet. Als er meinen Revolver sah, drückte er ihr die Waffe an den
Kopf, an ihre wunderschöne weiche Haut. Frank, der zu Debbie gerannt war,
wandte seine Aufmerksamkeit nun Harvey zu, knurrte und fletschte die Zähne.
    »Waffe runter,
Devlin«, sagte Harvey, die eigene Waffe mit ruhiger Hand haltend.
    »Geben Sie
auf, John. Ich werde Sie hier nicht mehr rauslassen, das muss Ihnen doch klar
sein«, sagte ich, doch das Zittern in meiner Stimme verriet meine Unsicherheit.
    Frank bellte,
und Debbie zog an seinem Halsband, um ihn zurückzuhalten. Harveys
Aufmerksamkeit richtete sich kurz auf den Hund, dann wieder auf mich.
    »Fallen
lassen!«, blaffte er mich an.
    »Lassen Sie
Penny los«, sagte ich und schob mich unmerklich näher an ihn heran.
    Frank bellte
weiter, dann krümmte er sich, zerrte so heftig an seinem Halsband, dass es ihm
über den Kopf rutschte, und stürzte sich auf Harvey. Der trat nach ihm. Penny,
die sich mehr um Frank als um sich selbst zu sorgen schien, schlug wild auf
Harvey ein und rutschte dabei von seinem Knie an den brennenden Kamin. Ich gab
blind einen Schuss ab und schnappte dabei gleichzeitig nach Penny. Der Saum
ihres Kleides

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