Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
Vom Netzwerk:
her.
    Ich war schon
auf dem Weg hinaus, als ich das Foto von Mary Knox fand, das ihre Kinder
hinterlassen hatten. Es lehnte auf dem Tisch in der Diele an einer Vase mit
weißen Rosen.
    Ich fragte
mich, warum sie Kate Costello nicht gleich hier im Haus getötet hatten. Dass
sie sie mitgenommen hatten, sprach dafür, dass sie noch lebte, dass sie sie
irgendwo gefangen hielten. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, wo. Und dann
fiel mir wieder die Bedeutung des heutigen Datums ein: Silvester. An diesem Tag
war Knox verschwunden. Es konnte kein Zufall sein, dass Kate am Jahrestag
entführt wurde. Und wenn die Knox-Kinder ihren Todestag gewählt hatten, um
ihren letzten Plan auszuführen, dann hatten sie vielleicht auch den Ort
gewählt, an dem sie gestorben war. Die Theorie war dürftig, doch ich hatte
keinen anderen Anhaltspunkt, keine Ahnung, wo ich sonst suchen sollte. Wenn sie
Kate tatsächlich zu Mary Knox’ letzter Ruhestätte brachten, dann bedeutete das,
Ratsy hatte ihnen verraten, wo er ihre Leiche vergraben hatte. Es gab nur eine
Person, die das noch wissen konnte.
    Cashell öffnete mir in Boxershorts und
T-Shirt die Tür; der gleißende Schnee ließ ihn blinzeln. Sein Gesicht war
verhärmt, die Haut aschfahl.
    »Was is?«,
fragte er und lehnte sich an den Türrahmen, sodass ich im Schneefall stehen
bleiben musste.
    »Wo haben Sie
die Leiche abgeladen? Die von Mary Knox?«
    »Haun Sie ab,
Devlin«, sagte Cashell, drehte sich um und wollte die Tür hinter sich
schließen.
    Ich schob
meinen Fuß in den Türspalt, dann drängte ich mich hinein. »Ich weiß, was
passiert ist, Johnny. Ich weiß, dass Powell Ratsy Donaghey befohlen hat, sie zu
töten. Ich tippe darauf, dass Sie nur der Fahrer waren. Vielleicht wussten Sie
nicht mal, was los war; ich … es ist mir scheißegal. Aber in den letzten Wochen
sind deswegen vier Menschen gestorben, und jetzt wird noch jemand sterben, wenn
Sie mir nicht helfen.« Während ich ihn anflehte, stand er in der Diele und sah
mich an, wie man einen betrunkenen Penner ansehen mochte, der auf der Straße um
Geld bettelte. »Bitte sagen Sie mir, wohin Sie die Leiche gebracht haben.
Bitte.«
    »Schlecht
geschlafen, Inspector?«, fragte er.
    »Was?«
    »Sie sehen ein
bisschen mitgenommen aus. Kopfschmerzen?«, höhnte Cashell, schnaubte, drehte
sich um und ging fort. Ich merkte, wie ich instinktiv in die Tasche nach meiner
Waffe griff und meine Finger sich um den Griff schlossen.
    »Borderland«,
sagte eine Stimme über mir.
    Cashell
wirbelte herum, die Zähne wie ein Tier gebleckt. »Halt’s Maul!«, zischte er.
Doch Sadie Cashell kam jetzt langsam die Treppe herab. Sie ignorierte ihren
Ehemann, dessen Verbohrtheit sie ihre Tochter gekostet hatte.
    »Borderland«,
wiederholte sie und sah nur Cashell an. »Es ist zu spät, Johnny. Es ist zu viel
passiert.« Dann wandte sie sich mir zu. »Im ›Borderland‹. Da hat Johnny
gearbeitet. Gehörte zum ›Three Rivers Hotel‹. Das ›Borderland‹ war eine neue
Disco, die sie um die Zeit, als sie verschwunden ist, da angebaut haben. Sie
haben ihre Leiche mit ins Fundament geschmissen. Ich hab das Blut und den
Zement aus seiner Hose gewaschen«, erklärte sie. Sie war mittlerweile halb die
Treppe herabgekommen, und während sie sprach, schien etwas in ihr zu erlöschen.
Mit einem kaum merklichen Zusammensacken ihrer Schultern schien Sadie Cashell
um zwanzig Jahre zu altern.
    »Du dämliche
Schlampe!«, brüllte Cashell sie an, der mit einer Milchflasche in der Küchentür
stand. »Du blöde Schlampe, bist zu nichts zu gebrauchen!«
    Ich zog die
Waffe aus der Tasche und richtete sie mit übernatürlicher Ruhe auf Johnny
Cashell. Der Unterkiefer fiel ihm herab, und er ließ die Milch auf den
Linoleumboden fallen; weiße Milchflecken sprenkelten seine Beine.
    »Tun Sie’s
nicht«, sagte ich. »Tun Sie’s nicht, Johnny. Wenn ich wiederkomme und Sadie ist
was passiert, bringe ich Sie um. Machen Sie sich das klar. Ich werde keine Zeit
mit Fußtritten oder Benzin verschwenden, ich werde Ihnen mit Freuden eine Kugel
in Ihr beschissenes Herz jagen.«
    Dann ging ich
rückwärts durch die Diele und durch die Haustür hinaus, zurück in den Schnee.
    Die Straßen waren völlig leer, nur einige
Bauern brachten Heu aus ihren Scheunen auf die Weiden. Für die Fahrt zum ›Three
Rivers Hotel‹ brauchte ich zehn Minuten. Unterwegs meldete ich mich über Funk
bei Burgess auf der Wache und bestellte Verstärkung zum Hotel. Ich fragte ihn
auch nach Holmes

Weitere Kostenlose Bücher