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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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fügte er leise hinzu: »Und schaffen Sie den Gestank
nach Schweinemist hier raus.«
    Anderson war
jedoch nicht so leicht loszuwerden. Er holte etwas aus seiner Tasche, einen
samtigen braunen Gewebefetzen, an den Rändern dunkel von verkrustetem Blut, und
ließ ihn auf die Theke fallen. »Das da lag auf meinem Feld, wo wir das Tier da
angeschossen haben.«
    »Und was hat
das mit mir zu tun?«, fragte ich, während sich in meinem Kopf die Gedanken
überschlugen. Der Hautfetzen war zugleich widerlich und seltsam
mitleiderregend.
    »Powell will
mir die Belohnung nicht geben. Er sagt, das is keine Katze. Er sagt, das is von
nem Hund. Wo steckt Ihr Köter?«
    »Der ist zu
Hause, Mark. Das stammt nicht von einem Hund. Das könnte irgendwas sein. Powell
will bloß seinen Teil des Handels nicht einhalten. Macht sich gut im Fernsehen,
Belohnungen auszusetzen, solange man das nicht einlösen muss.«
    Anderson
beäugte mich argwöhnisch, das Gesicht ganz zerknittert vor Konzentration. Mit
einem schwieligen Finger rieb er sich über die weißen Stoppeln an seinem Kinn.
»Ich weiß nur, dass ich Ihren Hund seit der Jagd nich mehr gesehn hab, und
seitdem haben meine Schafe auch Ruhe. Wenn ich rausfinde, dass Ihr Hund
irgendwie verletzt is, hab ich das Recht, ihm eine Kugel zu verpassen.
Belohnung hin oder her, ich werd meine Schafe beschützen.«
    »Und ich werde
das Haustier meiner Tochter beschützen, Mark«, entgegnete ich.
    »Am besten,
Sie verpassen ihm selbst ne Kugel, bevor jemand anders das tun muss«, sagte
Anderson und ging.
    Trotz meiner Wut auf Anderson wusste ich,
dass er recht hatte, was Frank betraf. Ich beschloss, an diesem Abend meine Waffe
mit nach Hause zu nehmen. Als Penny noch ein Baby war, hatte ich beschlossen,
keine Waffe im Haus aufzubewahren, und so blieb sie in einem besonderen
Schließfach in der Polizeiwache. Waffen sind für Gardai meistens das letzte
Mittel; im Allgemeinen tragen wir sie nicht bei uns, da es im Widerspruch zum
Namen An Garda Siochana – Hüter des Friedens – steht.
    Ich ging in
den verschließbaren Raum hinter Costellos Büro, in dem sich der Safe der
Polizeiwache befand. Über dem Safe befand sich eine Stahlkassette mit einem
Vorhängeschloss. Ich öffnete sie und entnahm ihr meinen .38er-Revolver und eine
Schachtel Patronen, wickelte beides in das Wachstuch, in dem zuvor die Waffe
eingewickelt war, und steckte das Päckchen in die Innentasche meiner Jacke.
    Ich rief in Strabane an und hinterließ Hendry
die Nachricht, er solle mich zurückrufen. Der Sergeant am Empfang versicherte
mir, Hendry werde sich so bald wie möglich bei mir melden. Während ich
telefonierte, kam Williams ins Büro und plumpste auf einen Stuhl, eine dicke
Mappe im Schoß.
    »Ratsy
Donaghey, das ist dein Leben«, sagte sie. Sie legte die Mappe auf den Tisch
zwischen uns, und wir studierten sie beide sorgfältig.
    Zum ersten Mal
war Donaghey mit elf aktenkundig geworden, als er von einem hiesigen
Ladenbesitzer beim Stehlen erwischt wurde. Der Mann hatte gewünscht, dass die
Polizei die Angelegenheit verfolgte. Seitdem war Donaghey einigermaßen
regelmäßig verhaftet worden, wegen Trunkenheit, Vandalismus oder Diebstahl. Mit
vierzehn hatte man ihn für neun Monate in eine Jugendstrafanstalt geschickt,
weil er eine ältere Nachbarin wegen des Inhalts ihrer Geldbörse
zusammengeschlagen hatte. Während seines Aufenthalts dort hatte er sich ruhig
verhalten, doch danach tauchte sein Name erneut auf.
    Der Grund für
seine erste Festnahme als Erwachsener war gefährliche und schwere
Körperverletzung gewesen. Er hatte den Ex-Freund eines Mädchens, mit dem er
sich traf, mit einer zerbrochenen Bierflasche und einem Ziegelstein geschlagen,
bis der das Bewusstsein verloren hatte. Der Fall kam vor Gericht, doch
irgendwie kam Ratsy trotz seiner Polizeiakte mit einer Bewährungsstrafe davon.
Ich notierte mir das Datum und ging davon aus, dass die
Gerichtsberichterstattung dafür in einer Zeitung entsprechenden Datums zu
finden sein würde.
    Vierzig
Minuten später wurde mein Vertrauen in Bibliothekare wieder einmal belohnt, und
wir lasen die Gerichtsberichterstattung über den Fall. Der Zeitung zufolge war
der Grund für Donagheys milde Bestrafung seine wichtige Position in einer
Organisation namens » IID « und seine Rolle als Botschafter für die Region. Der Vorsitzende von IID , Joseph
Cauley, hatte sich für Ratsy verwendet und den Übergriff als einmaligen
bedauerlichen Fehltritt einer ansonsten beeindruckenden

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