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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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ihr so um die Zeit abgenommen hat, als sie verschwunden ist.
Jetzt, fünfundzwanzig Jahre später, ist der Ring wieder aufgetaucht, und
Donaghey hat dafür bezahlt. Jemand hat ihn vor ein paar Wochen in Bundoran
erwischt.«
    Ich sah, wie
Johnny Cashell versuchte, sein Pokerface aufrechtzuerhalten. »Jemand hat ihn
gefesselt, Johnny«, fuhr ich fort, »hat ihn mit glühenden Zigaretten gefoltert,
ihm einen Lumpen in den Mund gestopft und ihm dann die Arme vom Handgelenk bis
zum Ellbogen aufgeschlitzt. Wahrscheinlich hat er ihn zusehen lassen, wie ihm
das Blut zusammen mit seiner Pisse die Beine runtergelaufen ist.« Jetzt hörten
sie mir endlich zu. »Da hocken Sie mir gegenüber und denken, scheiß auf die
Bullen, Johnny«, fuhr ich fort, und die Jahre der Frustration im Umgang mit so
dummen, störrischen Menschen wie Johnny Cashell brachen sich schließlich Bahn,
»aber irgendwann hat Ratsy, die Ratte, seinem Namen mal alle Ehre gemacht und
hat demjenigen, der ihn erledigt hat, Ihren Namen und den von Seamus Boyle
verraten. Und, hast dus nicht gesehen, zwei Wochen später liegt Ihre
unschuldige Tochter tot auf der Wiese, während Sie im Pub sitzen und tönen, was
Sie doch für ein toller Hecht sind. Sie sind bestimmt sehr stolz auf Ihren
Mann, Sadie. Was für ein Fang.«
    Ich wusste,
ich war zu weit gegangen. Sadies Augen waren feucht und rot geworden, während
Johnny mich mit aschfahlem Gesicht anglotzte, die Hand mit der Zigarette auf
halbem Weg zum Mund erstarrt. Die älteste Tochter, Christine, stand in der
Diele und schaute mich ebenfalls fassungslos an. Ich bedauerte meine Worte
sofort. Der Schweiß trat mir auf die Stirn, und das Zimmer wurde unerträglich
eng.
    »Ich glaube,
Sie warten besser draußen, Inspector«, sagte Williams und funkelte mich wütend
an.
    »Ich … es tut
mir leid, Sadie. Himmel, Johnny – es tut mir leid.«
    Sadie musterte
mich mit leerem Blick. »Sie sind der mieseste Scheißkerl, den ich je gesehen
habe. Raus aus meinem Haus«, sagte sie. Dann wischte sie sich eine Träne von
der Wange und starrte über den Tisch hinweg so lange Williams an, bis ich aus
der Küche ging.
    Ich stand in dem winzigen Vorgarten und
zündete mir eine Zigarette an, dann inhalierte ich so tief, dass es mir in der
Lunge brannte. Ich spürte, dass jemand rechts neben mir stand, drehte mich um
und erblickte Christine Cashell, die mit verschränkten Armen dastand und mit
der rechten Hand eine Zigarette umklammerte.
    »War das nötig?«, fragte sie. In ihrer Miene
lag nichts von der Verachtung, die sie mir bei unserer letzten Begegnung
entgegengebracht hatte. Es schien beinahe, als hätte ich alle ihre Vermutungen
bestätigt. Egal wie viel wir von Gleichberechtigung und Dienst an der
Allgemeinheit reden, manchmal behandeln wir die Menschen unwillkürlich
schlecht, einfach, weil wir es können. Weil wir uns sagen, wir täten es im
Namen der Gerechtigkeit oder der Moral, oder was immer wir vorschieben, um von
der Tatsache abzulenken, dass wir jemanden verletzen wollen, es den Leuten
irgendwie heimzahlen wollen, dass sie unsere Tätigkeit und all die Opfer, die
wir bringen, nicht zu schätzen wissen.
    »Nein«, sagte
ich. Ich sah keinen Sinn darin, meine Gedanken mit ihr zu teilen. »Ich bin aus
der Rolle gefallen, Miss Cashell.«
    »Mein Gott,
jetzt nennen Sie mich bloß nicht Miss Cashell. Christine reicht völlig.« Sie
zog an ihrer Zigarette und blies den Rauch nach oben, hielt ihr Gesicht in die
allmählich wieder wärmende Sonne. Dann zog sie die Nase hoch. »Glauben Sie, es
hat gereicht, damit Mum ihn endlich verlässt?«, fragte sie, ohne mich
anzusehen.
    »Vielleicht.
Das war nicht meine Absicht, Christine.«
    »Ich weiß.
Trotzdem, der berühmte Silberstreif am Horizont, hm? Man kann nie wissen.«
Einen Arm hatte sie um ihren Bauch geschlungen, der andere, mit dem sie die
Zigarette hielt, hing herab. Sie bohrte eine Schuhspitze ins Gras. »Sieht so
aus, als hätten Sie Mist gebaut mit McKelvey.«
    »Ja. Sieht so
aus.« Ich schnippte meine Zigarette über die Hecke in der vergeblichen
Hoffnung, der neugierige Nachbar würde immer noch dort herumlungern.
    »Man hat Ihnen
doch gesagt, dass sie nichts mit ihm hatte. Sie hatte mit Drogen angefangen.
Das war McKelveys Ding. Sie waren nicht zusammen.«
    »Mit wem war
sie dann zusammen, Christine?«, fragte ich. »Muire hat gesagt, Angela wollte
sich an dem Abend, an dem sie gestorben ist, mit jemandem treffen.«
    »Muire wusste
nicht, was los

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