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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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Verdachts auf
Mord abholen sollte.
    »Da muss ich
erst nachfragen, Inspector«, erwiderte er, nunmehr ohne jede Spur von
Selbstgefälligkeit.
    »Tun Sie’s
einfach, Sergeant«, sagte ich. »Costello ist nicht in der Nähe. Das macht mich
zum ranghöchsten Polizisten. Ich will, dass Holmes so schnell wie möglich
festgenommen wird. Stellen Sie mich zu Williams durch.«
    Ich hörte ein
statisches Knistern, dann sprach Williams. »Was soll das?«, fauchte sie. »Sind
Sie völlig bescheuert?«
    »Caroline. Ich
kann Ihnen jetzt nicht alles erklären, aber ich glaube, Holmes ist darin
verwickelt – er war mit Yvonne Coyle in Templemore; er könnte sogar ihr Bruder
sein. Ich glaube, er weiß mehr, als er zugibt. Wir müssen ihn festnehmen.«
    »Dann rufe ich
ihn an und frage ihn, statt jemanden zu schicken, der ihn festnimmt. Ich meine,
um Himmels willen, Ben.«
    »Nein!«, rief
ich lauter als beabsichtigt. »Hören Sie, Caroline, es tut mir leid. Ich erkläre
Ihnen später alles. Ich möchte, dass Sie bei Tommy Powell in Finnside
babysitten.«
    »Was?« Ich
konnte ihre Verärgerung verstehen.
    »Hören Sie,
Powell ist Yvonne Coyles Vater. Er hatte einen Riesenbetrug laufen, von dem
Mary Knox wusste. Sie wollte gegen ihn aussagen; dann ist sie spurlos
verschwunden. Das katapultiert ihn an die Spitze der Verdächtigenliste. Und es
macht ihn auch zum Hauptziel. Wenn die Knox-Kinder es auf irgendjemandem
abgesehen haben, dann auf ihn. Ich will, dass Sie bei ihm sind für den Fall,
dass die irgendwas versuchen«, erklärte ich. »Heute ist der Jahrestag des
Verschwindens ihrer Mutter.«
    Ich unterbrach
die Verbindung und versuchte, Costello zu Hause zu erreichen, doch es nahm
niemand ab. Frustriert gab ich auf und schlitterte und rutschte wieder zurück
zur Hauptstraße. Ich musste mehrfach anhalten, um Schnee von der
Windschutzscheibe zu entfernen; die Scheibenwischer waren überfordert.
    Für die Fahrt
zu Costellos Haus benötigte ich beinahe dreißig Minuten. Noch bevor ich an der
Haustür war, wusste ich, dass etwas nicht stimmte – aus dem Schornstein stieg
kein Rauch auf, aber die Gardinen waren nicht zugezogen. Ich rutschte aus,
landete auf dem Steißbein und erweckte damit die heftigen Schmerzen in meinem Brustkorb
zu neuem Leben. Mühsam rappelte ich mich hoch und klopfte mir den Schnee vom
Mantel. Ich klingel-te mehrfach und drehte dann den Türknauf. Es war nicht
abgeschlossen.
    Ich ging ins
Haus, klopfte mir den Schnee von den Stiefeln und rief: »Sir? Mrs Costello?«
Meine Stimme dröhnte durch das ausgekühlte Haus, doch ich bekam keine Antwort.
Ich ging durch die Diele und öffnete die Tür zum Wohnzimmer.
    Emily Costello
lag vor dem Kamin. Das Dunkelrot ihrer Kopfwunde kontrastierte mit den weichen
weißen Haarbüscheln. Sie lag zusammengekrümmt da, in ihrem Nachthemd. Ihre
Augen standen offen, wurden jedoch bereits trübe. Ihre Hände schienen
ineinander verschränkt und waren ein Stück in Richtung Gesicht erhoben.
Seltsamerweise war ihre Miene sogar im Tod noch sanft und gütig. Neben ihr lag
ein Schürhaken, am geschwärzten Ende glänzte geronnenes Blut.
    Costello lag
auf dem Küchenfußboden und weinte hemmungslos. Er hatte ein Telefon in der
Hand, doch ich sah, dass die Schnur aus der Wand gerissen war.
    Verwirrt blickte
er zu mir hoch. »Sie ist weg, Ben«, sagte er. »Meine Kate ist weg.«
    Ich überprüfte
methodisch sämtliche Zimmer im Haus, eines nach dem anderen. Als ich mich davon
überzeugt hatte, dass weder Emilys Mörder noch Kate Costello im Haus waren,
rief ich mit dem Handy Burgess an und bat um Verstärkung. Ich fragte auch nach
Holmes.
    »Ihr Sergeant
ist gerade weg. Sie hat so was gesagt wie: ›Ich reiß ihm die verdammte Kehle
auf.‹«
    »Der arme
Holmes«, sagte ich.
    »Sie hat Sie
gemeint. Ihn haben wir noch nicht gefunden.«
    Costello war
zurück zu seiner Frau gekrochen. Er saß auf dem Boden des Wohnzimmers und
wiegte sie in den Armen, ihr geronnenes Blut an seinem Bauch; sein Atem ging
rasselnd.
    »Ich hab sie
gefunden, als ich zurückkam. Hatte meine Brille vergessen. Ich war nur wegen
meiner Brille zurückgekommen«, sagte er. Dann schien er zu erschrecken. Er
tastete seine Taschen, sein Hemd, seine Beine ab und suchte nach der Brille.
»Nein … Ich habe sie vergessen. Ich kam zurück und … und Kate war weg … und …«
Den letzten Satz beendete er nicht, konnte er nicht beenden. Ich hatte mich
geirrt. Knox war nicht hinter Costello her. Sie war hinter seinen Kindern

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