Borderline ein Narco-Thriller
soll der machen.“ Er hält sich die Nase zu und zeigt dabei auf Gonzales.
Der zieht erneut an dem Joint, bemüht, nichts von der betäubenden Wirkung des Marihuanas zu verpassen. Jedoch ist Geduld keine Stärke des Fahrers, der Gonzales den Rest des Joints aus der Hand schlägt, ihn am Hemdkragen packt und zum hinteren Ende des Lastwagens zerrt. Dort stößt er ihn auf die Ladefläche, wo der Verwesungsgestank kaum auszuhalten ist. Immerhin lindert das gerauchte Gras den aufkommenden Brechreiz, und so vergräbt Gonzales Mund und Nase in der Armbeuge und schlängelt sich zwischen Plane und Blech am Jeep vorbei. Dann beginnt er, das schwer beladene Fahrzeug langsam in Richtung Hebebühne zu schieben.
Nach diversen Spuck- und Hustpausen gelingt es ihnen, den Jeep abzuladen. Mit einer Mischung aus Ekel und Faszination starren sie auf den Land Cruiser, gegen dessen Scheiben sich ein Wirrwarr von grob zerhackten Körperteilen, Gesichtern und blutverschmierten Kleidungsstücken drückt.
Gonzales seufzt laut auf, als ihm der Mann mit dem Revolver die Autoschlüssel in die Hand drückt. Obwohl noch benebelt vom Marihuana, klopft ihm sein Herz vor Aufregung und Angst bis zum Hals. Mit wackligen Beinen geht er auf den Wagen zu, öffnet zitternd die Tür. Der Gestank, der ihm entgegenschlägt, ist unbeschreiblich. Er zerrt sich das Shirt vom Leib und bindet es fest über Mund und Nase. Dann steigt er ein, nickt seinen beiden Bewachern noch einmal zu und startet den Motor.
Ohne sie noch einmal anzusehen, wendet er und fährt die versandete, vom Parkplatz abzweigende Piste davon.
* * *
Etwa einen Kilometer von dem auf sie zu brausenden Auto entfernt lehnen inmitten einer Oase von grünen künstlich bewässerten Gemüsefeldern vier schwer bewaffnete Männer am schmiedeeisernen Tor der Finca von Javier Peredo. Die Stimmung ist schlecht. Ärger liegt in der Luft, denn seit dem frühen Morgen haben sie keine Nachricht von ihren verschwundenen Kameraden erhalten. Auf der Hazienda geht das Gerücht herum, dass alle tot, erschossen sind. Daher die Verstärkung am Tor. Und die sehr geringe Hemmung, ihre Waffen einzusetzen.
* * *
Auch das Tuch über dem Gesicht kann Gonzales nicht vor dem um ihn herumwabernden, infernalischen Gestank schützen. Aber er hat es nicht mehr weit, denn er sieht in einiger Entfernung bereits das bewachte Tor.
Die Gesichter von Carla und den Kindern blitzen vor seinem inneren Auge auf. Er hofft, dass der Blonde Wort hält. Sie sollen ihn in guter Erinnerung behalten.
Er drückt das Gaspedal noch einmal kräftig durch, sieht, wie die Männer auf ihn aufmerksam werden, in seine Richtung zeigen und ihre Waffen auf ihn richten. Die Frontscheibe splittert, harte, brennende Schläge werfen ihn gegen den Sitz. Gleich wird es vorbei sein. Zahltag.
* * *
Als sie den weißen Land Cruiser mit hoher Geschwindigkeit auf sich zurasen sehen, zögern die Männer nicht lange. Mit ihren AK-47 eröffnen sie das Feuer, und Sekunden später kommt der Wagen von Kugeln durchsiebt von der Strecke ab und prallt gegen einen Viehzaun.
Vorsichtig nähern sich die Männer dem Wrack, bemerken dabei den fürchterlichen Gestank. Das, was sie Momente später entdecken, wird dazu beitragen, dass sich die Stimmung auf der Finca rapide verschlechtert.
* * *
Auch zwei Kilometer entfernt sind die Schüsse auf dem Parkplatz zu hören, wo die beiden wartenden Männer eine Zigarette rauchen. Sie nehmen einen letzten Zug und lassen die Kippen zu Boden fallen. Jeder zückt eine Handgranate, und gemeinsam gehen sie zum parkenden Lastwagen. Ein kurzer Blickkontakt, und sie werfen die entsicherten Granaten, eine ins Führerhaus, eine auf die Ladefläche. Dann eilen sie zum Ford und machen sich auf den Rückweg nach Hermosillo, den Widerschein des brennenden Lasters im Rückspiegel betrachtend.
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Keine zwei Stunden, nachdem Gonzales die sich bereits zersetzende Fracht abgeliefert hat, fahren zwei schwarze Vans der Polizei mit Blaulicht auf das Gelände der Peredo-Finca. Im Gegensatz zu Gonzales lassen die Wachen diese problemlos passieren. Sie sind angekündigt. Und sie haben einen mehr als vollwertigen Ersatz für die Verluste der letzten Nacht dabei - Diego.
Eilig wird der Bewusstlose zusammen mit Jorge aus dem Wagen gehoben und in eines der Nebengebäude gebracht, wo man die beiden auf den kargen Betonboden wirft. Javier Peredo, der die Aktion von der Veranda seiner Villa aus verfolgt hat,
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