Borderline ein Narco-Thriller
lugt.
Leere vor dem Eingang.
Dafür sieht sie Josie, ihre Nachbarin, die an der Tür ihres Appartements steht, blind mit dem Schlüssel nach dem Schloss tastet, während sie heftig einen Unbekannten küsst.
Ein breites Grinsen erscheint auf Claires Gesicht, und vor Erleichterung lässt sie beinahe das Messer fallen. Für einen Moment lehnt sie den Kopf gegen das kühle Holz. Wartet, bis sie sich beruhigt hat und Josie in der Nachbarwohnung verschwunden ist. Dann wendet sie sich leise seufzend ab, legt das Messer zurück in die Schublade und geht ins Schlafzimmer, wo sie erschöpft aufs Bett fällt.
* * *
Nachdem Gabriel sich den Restlichtverstärker über den Helm gezogen hat, erkennt er den Hubschrauber, der keine hundertfünfzig Meter vor ihnen knapp über dem Boden schwebt. Aus ihrem Unterstand beobachtet er, wie der Helikopter eine Gruppe Bewaffneter absetzt, die hinter einem Felsen in Deckung gehen.
Dann ertönen links von ihm die ersten Schüsse, die Eins auf den Heli abgibt. Auch Gabriel feuert eine Salve ab, die den Black Hawk jedoch verfehlt.
„Ziel auf die Kanzel! Erschieß die Piloten“, schreit ihm Zwei ins Ohr, der kurz darauf den Felsen unter Beschuss nimmt.
Gar nicht so leicht, bei dem schwankenden Objekt, das sich schon wieder in die Luft erhebt. Gabriel legt erneut an, feuert. Funken, aber kein Volltreffer. Neben ihm zielt Eins mit dem Laservisier auf die Frontscheibe, halbe Höhe. Gabriel erkennt verärgert, dass der Heli bereits abdreht, als Eins drei trockene Schüsse hinüberjagt.
Durch ihre Nachtsichtgeräte erkennen sie, wie der Hubschrauber ins Trudeln gerät, sich jedoch vor dem Boden fängt.
„Fuck! Du hast nur einen erwischt.“
„Warte, ich hau den weg!“ Kurz entschlossen entsichert Gabriel den unter seinem M16 angebrachten Werfer und feuert dem abfliegenden Ziel gerade noch rechtzeitig eine Granate hinterher.
Bumm!
Die Maschine rotiert zweimal um die eigene Achse, ehe sie krachend auf das Feld schlägt. Jetzt müssen sie bloß noch die Kerle hinter dem Felsen erledigen. Gabriel und Zwei schwärmen aus, um sie einzukreisen.
Mit seinem Scharfschützengewehr gibt Eins ihnen Deckung und sorgt mit einzelnen Salven in Richtung Felsen dafür, dass die Männer schön an Ort und Stelle bleiben.
* * *
„Der Heli ist abgestürzt!“
Juan schlägt wutentbrannt mit der Faust auf den Felsen. Von allen Seiten trudeln nun die Hiobsbotschaften über das Funkgerät bei ihm ein. Verwundete und Tote, Gegenwehr und Rückzug. Und schlimmer, von einzelnen Teams hört er überhaupt nichts mehr. Und er? Er sitzt hinter seinem Fels und tut nichts. Er fragt sich, mit was für einer Armee sie es dazu tun haben, schnappt sich kurz entschlossen Maschinenpistole und Revolver und rennt geduckt auf das Haus zu.
Sicher nicht die beste Entscheidung in seinem Leben, wohl aber die letzte. Nach nicht einmal zwanzig Metern wird seine Schutzweste von einer Reihe Vollmantelgeschosse zerfetzt. Getroffen wird er zu Boden gerissen, ohne einen einzigen Schuss abgegeben zu haben. Als Juan im Sand zu liegen kommt, ist er bereits tot.
An anderer Stelle scheinen Juans Mitstreiter mehr Erfolg zu haben. Drei von ihnen haben es bis an die Hauswand geschafft, kauern unter einem der Panzerglas-Fenster. Mit einer Sprengladung hebeln sie die Scheibe aus den Fugen, drücken sie beiseite und dringen ins Innere des Hauses ein. Sie kennen den Grundriss, wissen, wo der Verteilerkasten für die Stromversorgung steht. Einer der Männer wirft eine Handgranate hinein.
* * *
Diego, der mit Patilla im ersten Stock verharrt, spürt die Explosion. Gleichzeitig gehen im ganzen Haus die Lichter aus.
„Hier.“ Patilla drückt ihm ein Nachtsichtgerät in die Hand und verschwindet mit gezogener Waffe aus dem Zimmer.
Umständlich hantiert Diego in der Dunkelheit mit dem ungewohnten Gerät, bis er die Umgebung nur noch in unterschiedlich schimmernden Grüntönen wahrnimmt.
Vorsichtig folgt er dem Lieutenant, hält an der Tür inne. Aus dem Erdgeschoss hört er gedämpfte Rufe und vereinzelt Schüsse.
Seine Erinnerungen regen sich. Bilder einer längst vergessen geglaubten Zeit tauchen vor seinem inneren Auge auf. Bilder aus seiner Jugend, Bilder des Sturms auf die Hazienda des Onkels durch die kolumbianische Armee. Diego schlängelt sich, immer dicht an der Wand bleibend, zur Treppe, als er von einer Explosion geblendet wird. Fluchend reißt er sich das Nachtsichtgerät vom Kopf, geht in die Knie und
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