Borderline ein Narco-Thriller
südlichen Kalifornien intensiver mit den anderen US-Behörden zusammenarbeiten solle. Auf ihren fragenden Blick eröffnete er ihr, dass er sie als Ansprechpartnerin für den Kollegen der DEA auserkoren habe. Eigentlich eine Auszeichnung, aber aus leidvoller Erfahrung weiß sie, dass es auch Anlass für unzählige Überstunden ist. Und das heißt im Klartext: noch mehr Papierkram, noch weniger Ausfahrten. Trotzdem tat sie, als ob sie sich freute. Schon allein, um ihn wieder loszuwerden. Doug aber ließ nicht locker und nahm sie gleich zu einem ersten Meeting der Einsatzgruppe mit. So schaffte sie es erst zum Ende der Schicht, die Suche abzuschließen. Bevor sie den Rechner ausschaltete, druckte sie die Daten aus und verschwand mit ihnen in den Feierabend.
Auf ihrer Couch blättert Claire sich durch die Historie der
Alina
, stellt aber bald enttäuscht fest, dass sie die Ergebnisse kaum weiterbringen. Das Schiff wurde sieben Jahre zuvor auf einer Werft in England gebaut, dann von einer spanischen Firma geleast und ins Mittelmeer und die Karibik verchartert. Vor zwei Jahren ging die
Alina
in den Besitz einer Briefkastenfirma auf den Bahamas über. Über keine der beiden Firmen fanden sich irgendwelche relevanten Einträge in den Datenbanken. Vor drei Monaten wurde die Yacht erneut verkauft. Dieses Mal an ein Unternehmen von den Cayman Islands. Den Unterlagen zufolge sind drei weitere Schiffe auf die Firma eingetragen, die an der mexikanischen Pazifikküste verchartert werden.
Claire stutzt. Aus dem Bericht geht hervor, dass der Laden auf den Caymans keine vier Monate alt ist, und dann schon vier Boote? Skeptisch schaut sie auf die spärlichen Details. Nichts über die tatsächlichen Besitzer. Selbst für das FBI war das hinter der Firma steckende Konstrukt aus Holdings nicht zu durchschauen. Der Bericht schließt mit der Feststellung, dass der zur Tarnung betriebene Aufwand vergleichbar mit dem asiatischer und mittelamerikanischer Syndikate ist. Die Erwähnung der Syndikate lässt Claire sofort an mexikanische oder kolumbianische Drogenkartelle denken. Hat Dave sich unwissentlich mit denen angelegt? In dem Fall kann sie nur zu gut verstehen, warum er abgetaucht ist.
Und Marc? Was ist, wenn er in die Schusslinie gerät? Sie muss ihn warnen. Aber zuerst ruft sie Dave an. Ältere Rechte und so. Sie greift nach dem Handy, das ihr matt einen Restakkustand von 2 Prozent anzeigt. Also steht sie auf, geht zum Schreibtisch und nimmt ihr Festnetzgerät. Vom Handydisplay Daves Nummer ablesend, tippt sie die Zahlen ein.
* * *
„Und hast du ihr geglaubt?“
Diego schüttelt den Kopf, während Pablo die Hand mit dem Telefon sinken lässt. „Nicht wirklich.“
Diese kleine Schlampe.
„Spiel’s noch mal ab.“
Pablo tippt auf die Wiedergabetaste, fährt den Cursor zum entscheidenden Teil der Aufnahme. Sie hören die Pieptöne der eingegebenen Telefonnummer. Dann ist es für einen Moment still, gefolgt von einem vernehmbaren Seufzen und einer erneuten Pause.
„Hey Dave, ich bin’s, Claire. Ich habe mir die
Alina
angeschaut. Viel haben wir nicht zu der, auch nicht den aktuellen Besitzer. Ist ziemlich verworren, auch das FBI hat erfolglos nachgeforscht. Sie vermuten, dass es sich um irgendeine Drogensache handeln könnte. Bitte ruf mich an, wenn du das abhörst, ja? Und pass’ auf dich auf! Bis bald.“
Dann ein neuerliches Piepen. Pablo stoppt die Aufnahme.
„Wann war das?“
„Gegen halb elf.“
Vor zwei Stunden. Diego überschlägt die Situation. Claire hat also die Nummer, mit der sie Dave ausfindig machen können. Wenn das Handy eingeschaltet ist. Er wird vorsichtig sein. Trotzdem, sie brauchen unbedingt die Nummer.
„Könnt ihr sie heute noch abholen?“
„Claire?“
„Ja. Holt sie da im Schlaf raus. Gebt ihr was, damit sie ruhig bleibt.“ Auch wenn die Operation überstürzt geplant ist, Pablo wird das schaffen. Diego weiß, dass er sich auf ihn verlassen kann.
„Gib mir zwei Stunden. Dann haben wir sie verladen.“
„Ruf Adrian an. Sag ihm, er soll was vorbereiten. Morgen früh auf der Ranch bei Ocotillo.“
Pablo schaut ihn verwundert an. „Morgen früh?“
„Wieso nicht? Er ist doch in der Gegend. Mit wie vielen Männern?“
„Drei, glaube ich.“
Diego nickt zustimmend.
„Das sollte reichen. Sag ihm, er soll ein paar von den Illegalen nehmen. Ist heute Nacht ein Transport geplant?“
Pablo zuckt die Schultern. „Denke schon.“
„Dann greift Adrian eine Handvoll ab. Damit
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