Borderline ein Narco-Thriller
feuchte Hindernis. „Sollte allen eine Lehre sein.“
Diego spuckt aus, springt mit einem Satz über die Pfütze.
„Passiert halt.“
31. Kapitel
„Ich fass’ es nicht!“
Jack ist auf hundertachtzig, nimmt wütend einen Bissen von dem eben gekauften Burrito, den er mit einem Schluck Soda runterspült.
Erstaunt von Jacks Ausbruch mustert Claire ihn skeptisch, setzt sich dann zu ihm an den Tisch auf dem breiten Holzsteg, direkt am Ufer der Bay. Sie legt ihren Taco beiseite und lehnt sich zurück. Obwohl hier am Wasser ein beständiges Lüftchen weht, spürt sie, wie die Sonnenstrahlen ihren Körper erwärmen.
„Einfach so - weg!“ Erbost schnippt Jack mit dem Finger vor Claires Gesicht. Kurz vor ihrem Lunchdate an dem kleinen Hafen-Imbiss hat Jack erfahren, dass der Transport mit den Überresten der verbrannten Fahrzeuge auf dem Weg nach Tijuana spurlos verschwunden ist. „Zwei Trucks, wie vom Erdboden verschluckt. Wahrscheinlich längst eingeschmolzen oder beim lokalen Metallreste-Hehler in Bares eingetauscht. The Mexican Way …“ Laut seufzend lässt er sich gegen Rückenlehne der Holzbank fallen.
Nachdenklich kaut Claire an ihrem krossen Taco, mustert ihr zorniges Gegenüber mitfühlend. „Aber wenn doch sowieso alles zerstört war …“
„Ja, wenn …“ Jack sieht sie mit bohrendem Blick an.
„Was hast du denn zu den Besitzern der
Armeria
?“ Sie versucht, das Gespräch auf sicheres Terrain zu lotsen.
Ein Versuch, der nach hinten losgeht, denn Jack pfeffert genervt den Rest des Burritos auf den Tisch. „Noch so ein Thema! Die Navy hat zwei Männer runtergeschickt, um die Besatzung zu befragen. Und was passiert? Die haben die Crew nach Hause geschickt. Und da sitzen die jetzt auf ihren philippinischen Inseln!“
Claire greift behutsam nach Jacks Hand, der erst leicht zurückzuckt, sie dann aber auf der hölzernen Platte liegen lässt. „Churros?“
Jack schaut auf, der Anflug einer versöhnlichen Miene erscheint im Gesicht. „Gern.“
Sie tätschelt seine Hand, steht auf und geht zur Theke. Kurz darauf setzt sie sich mit einer Tüte des fettigen Gebäcks wieder an den Tisch, gibt Jack eine Serviette und greift nach einer der süßen Stangen. „Ein bisschen viel Pech und Zufall, oder?“
Jack nickt, wischt sich dabei das Fett von den Lippen. „Ich weiß auch nicht, was da los ist.“ Er trinkt die Dose aus, drückt das Blech zusammen und wirft sie in den nahen Mülleimer. „Aber was anderes: Wir wissen jetzt, wer die beiden Schiffe gechartert hat.“
Claire lässt den Churro sinken und blickt neugierig zu Jack.
„Es ist ein Anwalt, auf den die Firma läuft. Und der hat nur einen Klienten: Maria Locando.“
Wer?
Claire muss die Frage ins Gesicht geschrieben stehen.
Jack schaut sie ernst an. „Für uns alte Bekannte, die Locandos. Hast du etwas Zeit?“
Sie nickt neugierig.
Nachdem Jack ihnen zwei Wasser vom Tresen geholt hat, setzt er sich Claire gegenüber an den Tisch, holt den Laptop aus einer Tasche und schaltet ihn an. Während der Rechner hochfährt, schaut Jack gedankenverloren auf die Bucht. Dann öffnet er eine der Dateien und dreht das Gerät zu Claire. Mit ihrer Hand schirmt sie die Augen gegen die blendende Sonne ab und blinzelt auf das Display.
Sie sieht ein formatfüllendes, in altmodischer Schrifttype geformtes L, dessen Längsstrich nach oben hin zu einer Art schlanken Pflanzenstiel mit darauf thronender Blüte ausläuft.
Verwundert blickt Claire zu Jack.
„Haben wir länger nicht mehr gesehen“, hebt er erklärend an.
„Das Logo der Locandos. Wie andere mexikanische Schmuggler und Drogenhändler haben sie ihre Ware schon vor langer Zeit mit dem Zeichen versehen. Tja, Vorreiter im modernen Marketing.“ Er schnaubt verächtlich aus und tippt mit dem Finger auf den Buchstaben im Logo. „Das L und die Mohnblume. Opium, Heroin, all das, womit sie vor neunzig Jahren begonnen haben. Später, unter Hector, kam noch Koks dazu. Nach ein paar Verwerfungen sind sie seit Längerem nicht mehr aktiv im Geschäft aufgetreten …“ Für einen Moment hält er inne und schaut wortlos auf die Skyline der Stadt. Dann wendet er sich wieder an Claire. „Sie entstammen ursprünglich einer weitverzweigten Sippe von Kleinbauern aus der Gegend um Teloloapan, zwischen Hauptstadt und Pazifik. War ein ziemlich hartes Leben in dieser sonnenverbrannten Einöde. Noch Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts sind die Bewohner der staubigen Dörfer buchstäblich auf den
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