Borderline ein Narco-Thriller
Rest für Claire aufbewahren. Seufzend schiebt er das maulende Mädchen aus der Dusche.
* * *
Etwa zur selben Zeit passiert fünftausend Kilometer nordöstlich ein Konvoi von drei staubbedeckten Ford Pick-ups die schwer bewachte Einfahrt von Marias Ranch. Sie werden von Patilla und zweien seiner Männer erwartet, die die Fahrzeuge zu einem Gebäude abseits des Haupthauses leiten. Eilig werden die Wagen entladen und die Waren in die grob gemauertem Scheune, die als Hangar und Kommandozentrale für den Fire Scout dient, gebracht.
Nachdem das Kokain verstaut ist, tritt Patilla aus dem Tor, zündet sich eine Zigarette an und schaut zu dem auf dem Hügel thronenden Haupthaus. Die Fenster im ersten Stock sind dunkel, auch in Marias Zimmer brennt noch kein Licht. Er greift nach dem Satellitentelefon, um den Colonel und Diego zu informieren.
Letzterer erhält die Nachricht vor seinem Abflug und fällt kurz darauf über den Gipfeln der Anden in einen tiefen Schlaf, aus dem er erst über Texas wieder erwacht.
33. Kapitel
Und wieder ein Tag zum Vergessen. Verkatert von zu vielen gestrigen Drinks in der
Sandbar
ist Claire am Morgen schlecht gelaunt, mit brummendem Schädel und einem flauen Gefühl im Magen ins Büro gefahren. Und dann? Meetings mit Doug, der Border Patrol und dem fetten George vom Heimatschutz. Widerlicher Kerl. Egal ob sie ihn am Einlass abholte, mit ihm zum Lunch in die Cafeteria ging oder im Konferenzraum aufstand und zum Projektor lief, jedes Mal konnte sie seinen auf ihren Hintern gehefteten Blick förmlich spüren. Sie biss die Zähne zusammen und brachte den Tag irgendwie hinter sich. Punkt sechs fuhr sie unter Dougs missbilligenden Blicken den Rechner runter, schnappte ihre Tasche und machte, dass sie davonkam.
In gemächlichem Tempo joggt sie die Hafenpromenade entlang und ist sie froh über die Bewegung. Auch wenn es bloß drei Kilometer bis zum Hilton sind, wo sie mit Marc verabredet ist.
Mit jedem Schritt hüpft ihre über die Schulter geworfene Tasche mit den Dinner-Klamotten sanft auf und ab. Als sie die USS Midway passiert, nimmt sie Geschwindigkeit raus und geht den letzten Kilometer entspannt zu dem hoch vor ihr aufragenden Hotel.
Es ist noch nicht halb sieben; genug Zeit, um sich in einem der Restrooms frisch zu machen. Kaum hat sie die riesige Lobby erreicht, verschwindet sie auf einer der Toiletten, schlüpft in die frischen Sachen und zieht den Lippenstift nach.
Dann schlendert sie durch die auf Kühlschranktemperatur gefrostete Halle nach draußen und setzt sich in einen der Loungesessel. Bei einer vorbeigehenden Kellnerin bestellt sie einen Eistee und streckt die Beine aus. Wie so oft seit ihrer Lunch-Verabredung mit Jack denkt sie an Dave und die merkwürdige Konstellation der zwei Schiffe.
Als Claire Marc die Terrasse betreten sieht, steht sie auf und kommt auf ihn zugelaufen. Glücklich umarmt sie ihn und drückt ihm einen Kuss auf die Wange.
Mit einem gequälten Ausdruck zuckt er zurück.
„Oh, tut mir leid! Was ist denn?“ Vorsichtig berührt ihn Claire an den Schultern, zieht neugierig den Ausschnitt seines Hemds zur Seite. Soweit, dass sie die roten Kratzspuren auf seiner Haut erkennen kann.
Claire tritt einen Schritt zurück, neigt den Kopf zur Seite und schaut ihm mit hochgezogenen Brauen prüfend ins Gesicht. „Kampf mit einem Tiger?“
„Nein, nein.“ Mit fahrigen Fingern nestelt er den Kragen zurecht. „Ich war doch in Bogotá mit meinem Neffen im Zoo. Da haben sie für Geld Äffchen auf seinem sitzen lassen. Und meiner … na ja“, er hebt entschuldigend die Hände, „der war wohl nicht ganz glücklich auf meiner Schulter.“
Was für eine miese Ausrede.
Claires Blick verfinstert sich. „Ein Äffchen, schon klar. Männlich oder weiblich?“
Damit dreht sie sich um, lässt ihn stehen und geht wütend voran ins Restaurant.
* * *
Mit einem unguten Gefühl folgt Diego Claire zu dem Fensterplatz, den er für sie reserviert hat. „Schöne Aussicht, nicht?“
Ohne das Hafenpanorama auch nur eines Blickes zu würdigen, konzentriert sich Claire auf die bereitgelegte Speisekarte. Sie lesen sich schweigend durch das Menü, als eine schwarz gekleidete Kellnerin an ihren Tisch tritt.
„Haben Sie schon gewählt?“ Lächelnd schaut sie von Claire zu Diego.
Claire, offensichtlich noch immer sauer, blättert unzufrieden durch die Karte. „Haben Sie beim Fisch auch etwas anderes, etwas … Feineres?“
Die Kellnerin räuspert
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