Borderline ein Narco-Thriller
sich, wirft einen raschen Blick zu Diego. „Wir haben kanadischen Hummer. Den servieren wir allerdings nur im Ganzen.“
Claires Antwort kommt ohne Zögern: „Dann hätte ich gerne einen. Nicht gegrillt, nur mit etwas Soße und Baguette.“
Ein ganzer Hummer?
Diego zuckt mit den Schultern. Wie es aussieht, ist die happige Rechnung gerade sein geringstes Problem.
„Für mich bitte auch.“ Er wirft einen Blick in die Weinkarte. „Dazu einen Chardonnay? Oder hier“, er tippt auf einen kalifornischen Sekt auf der Karte, „den Brut aus Napa?“ Claires Finger fährt die Karte nach unten. „Wir nehmen Roederer Cristal.“ Mit diesen Worten schlägt sie die Karte zu und mustert Diego anschließend kühl. Ein spöttisches Grinsen huscht über ihre Lippen.
Diego erwidert mit eisiger Miene ihren Blick, nickt dann der Kellnerin zu. Den Triumph überlässt er ihr nicht, auch wenn ihn die Flasche fünfhundert Dollar kostet.
„Na denn: Prost.“ Diego hebt das Sektglas, das die Kellnerin ihm gerade mit dem teuersten Champagner des Hauses gefüllt hat.
Nach kurzem Zögern stößt Claire an, nimmt einen Schluck, den sie prüfend mit der Zunge durch den Mund bewegt. „Lecker.“
Ist ja auch das Mindeste, was man für den Preis erwarten kann
, denkt er, als er das Glas erneut ansetzt. Um die Stimmung zu heben, erzählt er Claire ausschweifend von der Reise, von Bogotá, seiner Fahrt zur Pazifikküste und den weißen Traumstränden. Alles Dinge, die er vor Jahren dort selbst erlebt hat, verbunden mit einer ordentlichen Portion Inspiration und Übertreibung.
Diego macht gerade eine Pause, in der er ihre beiden Gläser nachfüllt, als Claire unvermittelt aufschaut und ihm eine Frage stellt, die ihn beinahe den Champagner verschütten lässt: „Schon mal von der
Armeria
gehört?“ Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu. „Ist ein Schiff.“
Bemüht, die Flasche heil zurück in den Kühler zu stellen, hält Diego einen Moment inne, schüttelt dann überrascht den Kopf. „Sollte ich?“
Claire wirft ihm einen zweifelnden Blick zu. „Keine Ahnung. Ich habe gehört, dass die
Alina
und die
Armeria
von ein und derselben Firma gechartert wurden.“
Ein Kribbeln läuft Diego den Rücken hinab, als er das gerade Gehörte einzuordnen versucht. Beide Schiffe registriert auf
eine
Firma? Wie hat Carlos das damals nur passieren können? Und wie kommt Claire an die Information? Wenn sie sie hat, wird auch die DEA davon wissen.
Obwohl ihn Claires Frage überrumpelt hat, verzieht er äußerlich keine Miene, schaut ihr ruhig in die aufmerksam auf seinem Gesicht ruhenden Augen. „Keine Ahnung.
Armeria
sagt mir jedenfalls nichts.“
Sie nickt langsam, scheint sich mit seiner Antwort zufriedenzugeben. Erleichtert greift er wieder nach der Flasche und füllt den Rest des Champagners in ihre Gläser. Als die Kellnerin kurz darauf mit zwei auf großen Tellern thronenden Hummern erscheint, deutet er beiläufig auf den leeren Kübel. „Noch eine, bitte.“
Jetzt ist es an Claire, erstaunt aufzuschauen. Ihm scheint, dass ihr Lächeln ein wenig versöhnlicher aussieht. Die verräterischen Kratzer erwähnt sie im weiteren Verlauf des Essens mit keinem Wort. Etwas, was ihm Hoffnung macht, den Abend doch zu einem guten Ende zu bringen.
* * *
„Zu dir oder zu mir?“Mit einem verschmitzten Grinsen schaut Marc über das Wagendach zu ihr rüber, seine Autoschlüssel lässt er dabei langsam in der Luft kreisen.
Woher er wohl die Sicherheit nimmt, dass er heute bei mir landen darf?
, denkt sie spöttisch.
Ihr fallen die Kratzer wieder ein, während sie ihn abwartend mustert. Natürlich hat sie
Lust
, ob seine lahme Erklärung nun stimmt oder nicht. Ungeschoren wird sie ihn dafür allerdings nicht davonkommen lassen. Sie hat da bereits eine Idee. Also setzt sie ein unschuldiges Lächeln auf. „Zu mir, wenn du magst.“
„Sehr gern!“
In ihrer Wohnung betrachtet Marc beeindruckt ihre neue Tür. „Fort Knox?“
Claire nickt, geht in die Küche und holt zwei Gläser aus dem Schrank. „Musste sein.“ Sie drückt Diego die Gläser in die Hand und zeigt mit dem Kopf in Richtung Kühlschrank. „Nimm dir, was du möchtest. Einen Weißwein für mich.“
Damit verschwindet sie in Richtung Schlafzimmer, schiebt die Tür halb zu und hastet zur Kommode. Eilig öffnet sie eine Schublade und wühlt sich durch ihre Wäsche. Nach kurzer Suche findet sie ein Paar halterlose Nylons. Mit denen läuft sie zum Bett und verknotet sie
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