Borderline ein Narco-Thriller
„Du bist mir doch keine Rechenschaft schuldig, oder?“
In ihren Gedanken nimmt allerdings bereits ein anderer Plan Gestalt an.
34. Kapitel
Am nächsten Morgen verlassen sie gemeinsam die Wohnung. Vor Marcs Auto umarmen sie sich kurz. Dabei kann Claire es sich nicht verkneifen, ihm mit spitzen Fingernägeln über die Kratzer zu fahren. „Ich ruf dich an.“
„Mach das.“ Er drückt ihr einen Kuss auf die Stirn und steigt ein.
Claire winkt dem abfahrenden Auto hinterher. Dann eilt sie zum Parkplatz, kramt dabei das Telefon aus ihrer Tasche. Noch bevor sie im Auto sitzt, hat sie ihren Kollegen von der DEA in der Leitung. „Jack? Du musst mir einen Gefallen tun.“
„Auch guten Morgen, Claire. Schon wieder?“
„Jack, es ist wichtig! Ich bräuchte Flugdaten von dir.“
„Du weißt, dass ich erst nachfragen muss?“
„Klar.“
„Okay. Wann, wer und wohin?“
„Hast du was zu schreiben? Warte.“ Sie öffnet die Tür und setzt sich hinter das Steuer des Chryslers. „Es geht um einen Marc Remosa. Heute alle Vormittagsflüge von hier zur Ostküste. New York, Boston und so weiter.“
„Hab ich. Wozu brauchst du sie denn?“
„Erklär’ ich dir später, okay? Hat mit den Schiffen zu tun.“
„In Ordnung, ich melde mich.“
„Mach das bitte.“ Sie legt auf, startet den Motor und fährt in Richtung Büro davon.
* * *
Vor dem Gate des United-Flugs nach Phoenix hat sich eine lange Schlange gebildet, und so bleibt Diego weiter auf der Sitzbank und scrollt sich auf dem iPad durch die News. Als Business-Kunde könnte er längst auf seinem Platz in der Boeing sitzen, hält jedoch nichts davon, sich den neugierigen Blicken der nach ihm einsteigenden Economy-Passagiere auszusetzen. Je weniger Leute ihn sehen, desto besser.
Gegenüber von ihm erhebt sich eine Frau und geht zum Flugsteig. Diego schaut ihr versonnen nach. Von ihrer sportlichen Figur und den dunklen Haaren her ähnelt sie Claire. Und da sind sie wieder, die Erinnerung an die letzte Nacht. Er weiß nicht, ob er sich jemals zuvor hat fesseln lassen. Bestimmt nicht von einer Frau. Vielleicht hat gerade das ihn so erregt.
Nachdenklich klappt er den Deckel des iPads zu und macht sich auf den Weg zu dem inzwischen fast leeren Gate.
* * *
„Ich hab was für dich.“
Sie hat gerade das Einfahrtstor der Coast Guard passiert, als Jack zurückruft. „Das ging ja schnell.“
„Will ich meinen! Die nächsten Drinks gehen auf dich.“
„Abgemacht. Was gibt’s? Irgendwelche Flüge?“
„Jedenfalls nicht an die Ostküste.“
„Bitte?“ Enttäuscht lässt Claire das Handy sinken. Wobei, sie hat eigentlich damit gerechnet. Sonst hätte sie Jack gar nicht erst gefragt.
„Warte doch mal. Dein Mr. Remosa fliegt heute. Allerdings nach Phoenix, Arizona. Wenn du zum Airport schaust, müsstest du ihn quasi abheben sehen. Der Flug geht in zehn Minuten.“
„Danke, Jack.“
„Kein Problem. Wer ist denn der Herr?“
„Wie bitte?“ Hinter ihr startet gerade ein Hubschrauber, und sie hält sich mit beiden Händen die Ohren zu, bis sich der Heli über den Hafen hinweg entfernt.
„Na, wer ist dieser Remosa?“
Claire zögert einen Moment. Soll sie Jack von ihrer Ahnung erzählen? Jetzt am Telefon? Sie beschließt, ihn hinzuhalten. „Sag ich dir später. Ich muss jetzt rein.“
Doch Jack lässt nicht locker. „Nachher? Bei den versprochenen Drinks?“
Sie seufzt geschlagen. „In Ordnung. Um acht in der
Sandbar
, Mission Beach. Dafür schaust du aber nach, ob ihr was über den Mann habt.“
„Zu Befehl!“
35. Kapitel
Keine Stunde nach dem Start landet die Turboprop-Maschine auf dem Flugfeld bei Sonoita. Gemeinsam mit einer Antidrogeneinheit der Marine verlässt der Colonel das Flugzeug und betritt den unter der sengenden Sonne flimmernden Sandboden. Während die Soldaten von zwei bereitstehenden Vans abtransportiert werden, blickt er sich suchend auf dem leeren Platz um. Im Hintergrund sieht er, wie die Maschine bereits wieder auf ihre Startposition rollt, ansonsten nur trostlose Einöde, einige vereinzelte Kakteen und herumwehender Plastikabfall.
Als er ein Hupen in seinem Rücken hört, dreht Avril sich um und erblickt einen sich über die staubige Piste rasch nähernden SUV. Abwartend bleibt er stehen, bis der Wagen direkt vor ihm hält. Der Fahrer greift über den Beifahrersitz hinweg, entriegelt und öffnet die Tür. „Colonel?“
Avril nickt stumm.
„Corporal Ramirez. Ich soll Sie zur
Weitere Kostenlose Bücher