Borderline ein Narco-Thriller
Claire. „Und den kennst du wohl auch?“
Sie erkennt den untersetzten Mann, der lachend an Deck einer Motoryacht posiert, sofort. Mit zusammengekniffenen Augen studiert sie sein Gesicht, schiebt das iPad fröstelnd zurück. Ihr dämmert nun, wer sie aus ihrer Wohnung entführt hat. Mit stockender Stimme hebt sie an. „Ja. Vom Parkplatz.“
Jack nickt mitfühlend. „Wir wissen, wer er ist: Pablo Diaz. Diegos rechte Hand.
El Loco
nennen sie ihn. Er mag’s gern etwas grober. Sehr effizient und sehr brutal.“
„Und wie geht’s weiter?“ Doug wirft Jack einen neugierigen Blick zu.
„Den Verrückten lasse ich festnehmen. Locando werden wir beobachten. Unsere Teams sind schon auf dem Weg zu ihnen.“
Claire steht auf, in Gedanken beim letzten Foto von Dave und der sie angrinsenden Teufelsfratze. Sie spürt, wie sich ihr Magen erneut zusammenkrampft.
41. Kapitel
Vorsichtig späht Ramirez mit dem Fernglas über den Holzzaun in den verwilderten Garten an der Rückseite des Hauses. Eine Ansammlung aus Bäumen, hüfthohen Büschen, dazu ein Autowrack, diverse Reifenstapel und vor sich hin rostende Fässer. Ein Parcours von vielleicht fünfzehn Metern, den sie überwinden müssen, um zur rückseitigen Veranda des heruntergekommenen Anwesens zu gelangen. Ausreichend Gegenstände, um vor Schüssen in Deckung gehen zu können. Sorgen bereitet ihm allerdings der mannshohe leere Hundezwinger. Und die Aussicht, den Biestern beim Sturm auf das Haus zu begegnen.
Er kennt die Tiere, die sie hier bevorzugt halten. Hier, im Barrio Lago, einer der weniger glänzenden Seiten dieser schillernden Stadt, nur einige Blocks von Downtown mit seinen teuren Penthouses und Büros entfernt.
Seufzend lässt er das Fernglas sinken und duckt sich neben die vier anderen Mitglieder seiner SWAT-Einheit. John und Patrick, zwei seiner ältesten Kollegen, lehnen am Zaun. Kaugummi kauend balancieren sie ihre Maschinenpistolen auf den Knien, überprüfen die Headsets in ihren Helmen.
Ramirez bemerkt einen Obdachlosen, der träge über den müllübersäten Zugangspfad auf sie zuschlurft. Der Polizist springt auf und verscheucht ihn mit fuchtelnden Armen. Fluchend zeigt der Mann ihnen den Mittelfinger, macht aber kehrt und verschwindet aus ihrem Sichtfeld.
Von irgendwoher tönt die Sirene eines Streifenwagens herüber. Ein Dauergeräusch in diesem Viertel.
Neben der vergitterten Drahttür, die sie von dem Grundstück trennt, stehen zwei weitere Männer, den tragbaren Prellbock zwischen sich auf dem Boden abgestellt, ihre Pumpguns mit einem leicht zu lösenden Riemen am Rücken befestigt. Als sie vor einer Minute eintrafen, warfen sie einen kurzen Blick auf das rostige Vorhängeschloss und nickten sich mit sicherer Miene zu. An der Hintertür würde der Zugriff jedenfalls nicht scheitern.
Im Schutz des Zauns aus mannshohen Holzlatten wartet Ramirez auf das vereinbarte Zeichen. Gleichzeitig mit ihnen ist das zweite Team auf der Newton Avenue, in Nähe der Vorderseite des Hauses, in Stellung gegangen. Acht Mann vorne, sie zu fünft hinten. Ein Einsatz der mittleren Kategorie. Eine halbe Stunde zuvor hat ihnen der Chief in der Besprechung in knappen Worten skizziert, wen sie für heute auf der Liste haben. Festnahme mindestens eines Mannes in Einzelhaus. Delikte: Drogenhandel und Mord, zu rechnen mit heftiger Gegenwehr unter Einsatz von Schusswaffen. Was für sie bedeutet: Autorisierung zu gezieltem, auch finalem Schuss nach einmaliger Warnung.
Wenige Sekunden später meldet sich, begleitet von einem elektrischen Knistern, der Chief über Funk:
Go!
Ramirez gibt das Zeichen, und einen Moment später donnert der Rammbock gegen das Tor, das durch die Wucht des Aufschlags aus seinen Angeln gehoben wird. Geduckt stürmt das Team in den Hintergarten. Mit den Waffen im Anschlaglaufen sie in Zweiergruppen vorwärts, nehmen Deckung hinter den herumliegenden Gegenständen und geben so dem nachfolgenden Team Feuerschutz. Ramirez bleibt hinter einem Verschlag zurück, die Fenster und Tür auf der Rückseite des Hauses im Visier seines Präzisionsgewehrs.
Von der Vorderseite hört er krachend die Explosion der Sprenglandung, mit der Team zwei die Eingangstür öffnet. Nur einen Augenblick später stürmen John und Patrick die Veranda, dicht gefolgt von dem zweiten Duo. Mit einem gezielten Fußtritt zertrümmern sie die morsche Holztür und dringen laut rufend ins Haus ein.
Aufmerksam beobachtet Ramirez von seiner Position aus den Angriff, jeden
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