Borderline ein Narco-Thriller
Dafür aber ein viel weniger bewachter Grenzposten. Außerdem wartet jenseits der Grenze der Jet. „In Ordnung. Wir treffen uns am Flughafen. Die Maschine geht um zehn. Also nicht bummeln.“
„Bestimmt nicht.“
Die restliche Fahrt verbringen sie schweigend. Diego schaut durch die getönten Scheiben auf das draußen vorbeiziehende Häusermeer. Wahrscheinlich für längere Zeit das letzte Mal, dass er hier so frei herumfährt, denkt er enttäuscht.
Als sie auf dem Hof der Werkstatt ankommen, klopft Diego Pablo noch einmal auf die Schulter. „Bis nachher, mein Freund.“
Pablo drückt kurz seinen Arm und macht sich daran, die Schrauben seines Sitzes zu lösen.
Diego geht in die kleine Werkhalle, wo ein Ford Galaxy bereits mit ausgebauter Sitzbank bereitsteht. Anstelle der Sitze tut sich im Boden die geöffnete Luke auf. Sie ist schmal, vielleicht fünfzig Zentimeter breit, und Diego beschleicht bei ihrem Anblick ein klaustrophobisches Gefühl. Er wischt den Gedanken rasch beiseite und begrüßt die beiden Mechaniker, die ihn neugierig mustern. Dann steuert Diego auf Alonso zu, der ihn nach Tecate bringen wird. Er ist ein langjähriger Kontaktmann Marias im südöstlichen San Diego.
Besser, sich ihm anzuvertrauen, als von einem völlig Fremden im Fußraum über die Grenze transportiert zu werden
, denkt er erleichtert.
Mit ernster Miene schütteln sie einander die Hand, ehe sich Diego in das enge Fach zwängt.
„Kein Gepäck?“ Alonso schaut ihn fragend an.
Diego schüttelt nur müde den Kopf. Bis auf zehntausend Dollar, zwei Telefone und den falschen Pass in seiner Tasche hat er nichts dabei. Die geladene Glock in der rechten der vor seiner Brust verschränkten Hände, sieht er Alonso mit flauem Magen zu, wie er die schwere Platte dicht über seiner Nase in den Boden einlässt und fest verschraubt.
Er kommt sich vor wie lebendig begraben.
* * *
Nach dem Reinfall im Barrio Lago ist Jack nicht sehr optimistisch, als er mit dem Section Chief des FBIs von San Diego telefoniert. Wie geplant haben sie die Observation gleichzeitig mit dem Zugriff auf Pablo gestartet, bisher aber kein Lebenszeichen von Locando erhalten. Von dem Hochhaus gegenüber scannten sie das großflächig verglaste Penthouse mit einer Infrarotkamera. Erfolglos, denn sie fanden keine Wärmequelle, die Rückschlüsse auf seine Anwesenheit zuließ.
Immerhin entdeckten sie in der Tiefgarage den abgestellten Escalade und statteten ihn mit einem GPS-Sender aus. Aber auch bei dem Wagen hat Jack wenig Hoffnung, dass er ihn zu Diego führen wird.
Er wird kaum so blöd sein, und hierher zurückkehren
, denkt Jack pessimistisch.
Niedergeschlagen lässt er den Telefonhörer sinken, starrt mutlos auf die an die Wand gepinnte Karte mit der großformatigen Abbildung des Grenzgebiets zu Mexiko. Locando ist abgetaucht, wahrscheinlich längst drüben. Eine böse Vermutung bohrt sich in Jacks Gedanken: Jemand muss ihn gewarnt haben.
* * *
Es ist keine Phalanx schwarz glänzender SUVs, die sich auf dem heruntergekommenen Gehöft, fünfzehn Kilometer nördlich von Hermosillo, eingefunden hat. Dabei hätte Peredos luxuriöser Fuhrpark eine derartige Kolonne locker hergegeben. Für ihre Mission allerdings wäre das viel zu auffällig.
So stehen auf dem staubigen Vorplatz Pick-ups und ein paar ältere Vans achtlos durcheinander geparkt. Seit dem frühen Vormittag sind die Fahrzeuge in loser Reihenfolge auf der Ranch eingetrudelt. Ihre Passagiere, insgesamt etwa fünfundzwanzig Mann, haben es sich im Schatten der wenigen Bäume und unter dem Dach der schief am Haupthaus lehnenden Veranda bequem gemacht. Aus mitgebrachten Kühlboxen reichen sie sich Getränke und Snacks und sind ansonsten damit beschäftigt, ihre Ausrüstung bereit zu machen. Es ist ein Arsenal an Sturmgewehren, Pistolen und Granaten, Schutzwesten und einigen Nachtsichtgeräten, das jeder Waffenmesse zur Ehren gereichen würde. Ab und zu quakt in Funkgerät, ansonsten ist es still, während sich die Männer konzentriert vorbereiten.
Am Nachmittag zerteilt von Osten her ein Knattern die Luft. Neugierig schauen einige der Männer in den Himmel. Dort sehen sie einen olivgrünen Black Hawk, der sich ihnen im Tiefflug nähert und unweit des Hauses auf einem gemähten Feld landet. Vier weitere von Peredos Männern springen mit Taschen und Waffen hinaus und laufen geduckt auf das Gehöft zu.
Juan, Peredos Capo und vor Ort mit dem Kommando betraut, bemerkt von seinem Platz auf
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