Borlik, Michael - Scary City 3 - Der Bezwinger der Dämonen
Kutsche vor den dreien hielt, stieg Mats der Gestank von heißem Teer in die Nase. Er sah zu Boden. Die Räder der Kutsche hatte zwei glühende Furchen in den Asphalt gebrannt.
»Ich habe nach euch gesucht.« Die Stimme des Kutschers kroch ihnen wie Ameisen unter die Kleider und kribbelte und juckte auf der Haut.
»Wer sind Sie?« Mats kniff die Augen zusammen, um das Gesicht des Kutschers erkennen zu können, aber der Hut und die Dunkelheit machten es unkenntlich.
»Steigt ein.« Der Mann wies auf die Tür der Kutsche, die sich daraufhin öffnete.
»Igitt«, keuchte Lucy.
Mondlicht fiel auf die Hand des Kutschers und beschien ein Gewusel aus Spinnen, Schaben und Maden. Mats schüttelte sich, als er sah, wie mehr und mehr Insekten aus dem Jackenärmel des Mannes strömten, sodass sie sich gegenseitig von der Hand stießen und auf die Straße regneten.
»Steigt ein«, wiederholte der Kutscher.
Dieses Mal gehorchten Mats' Beine ohne sein Zutun. Wie eine Marionette wurde er vorwärts gezerrt. Genauso wie seine Freunde.
»Hey, was soll das?«, schimpfte Lucy. »Was machen Sie mit uns?«
Mats stolperte in die Kutsche, wurde herumgewirbelt und von einer mysteriösen Kraft in die Sitzbank gepresst. Lucy landete direkt neben ihm. Tic auf der Sitzbank gegenüber. Die Tür fiel zu und die Kutsche fuhr los.
Mats stöhnte und keuchte, während er darum kämpfte, wenigstens einen seiner Arme wieder unter Kontrolle zu bekommen.
»Ich ... ich schaff's auch nicht«, presste Lucy hervor. »Ich kann nicht mal mit dem kleinen Zeh wackeln.«
Mats warf einen hoffnungsvollen Blick auf Tic.
»Vergiss es! Ich fühl mich vom Hals abwärts wie eingefroren.«
»Shit.« Mats warf einen Blick zum Fenster und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Die Kutsche flog mit einer Geschwindigkeit dahin, dass die Lichter der Straßenlampen und Autos wie lange, weiße und rote Fäden im Dunkel der Nacht wirkten. »Wer ist dieser Kutscher?«, hauchte er. »Und was will er von uns?«
»Jedenfalls ist er ziemlich mächtig.« Tic zog ein finsteres Gesicht. »Oder dient jemandem, der sehr mächtig ist. Ansonsten könnte er das hier nicht mit uns machen.«
Plötzlich wieherten die Pferde. Ein Ruck ging durch die Kutsche und sie stand still. Mats und seine Freunde konnten sich jedoch weiterhin nicht rühren. Gleich darauf wurde die Tür geöffnet und die Silhouette des Kutschers zeichnete sich vor der Fassade eines gläsernen, in blassviolettes Licht getauchten Wolkenkratzers ab.
»Aussteigen.« Der Kutscher winkte sie heraus und wieder gehorchten ihre Körper.
Lucy warf dem Mann einen giftigen Blick zu, was diesen jedoch völlig kalt ließ. Sobald sie draußen waren, blickte Mats sich um. In einiger Entfernung konnte er das erleuchtete Brandenburger Tor sehen, auf dem Viktoria, die Göttin des Sieges, in ihrem Streitwagen thronte.
»Was sollen wir hier?«, fragte er den Kutscher.
»Ich übernehme unsere Gäste an dieser Stelle.«
Mats drehte den Kopf nach der Stimme um. Sie gehörte einer Frau, die in der extravaganten, aus Glas und Metall gefertigten Tür des Hauses stand. Sie hatte kurzes Haar, dunkel geschminkte Augen und ein Nasenpiercing. Einen Silberring, an dem ein Totenkopf baumelte.
»Wie Ihr wünscht, Herrin.« Der Kutscher verneigte sich, kletterte zurück auf den Kutschbock und ließ die Peitsche knallen. Wiehernd setzten die Pferde sich in Bewegung.
Die Frau kam näher und der Geruch von Asche wehte Mats in die Nase. Erst jetzt fiel ihm auf, dass ihre Arme über und über tätowiert waren. Mysteriöse, schwarze Symbole, die sich von ihren Fingern bis hinauf zu ihrer Schulter wanden, wo sie unter einem Top verschwanden. Sie hatten etwas Beunruhigendes an sich. Allerdings waren sie weitaus weniger beunruhigend als die Augen der Frau. Darin lag eine Arroganz, die Mats das Gefühl gab, klein und unbedeutend zu sein.
»Du bist jünger als erwartet«, sagte sie und blieb vor ihm stehen. »Der letzte Dämonenbezwinger war sehr viel älter.«
»Wenn Sie schon wissen, wer wir sind«, meldete Lucy sich zu Wort, »wäre es nur höflich, uns zu verraten, mit wem wir es zu tun haben.«
Die Frau wandte ihr das Gesicht zu, betrachtete auch sie eine Weile. Ebenso wie den Feary, der wie eine erstarrte Schneeflocke in der Luft hing. »Ich bin Hel, die Göttin des Todes.«
»Aber dann stehen wir doch auf der gleichen Seite«, platzte Mats heraus. »Warum behandeln Sie uns wie Gefangene?«
»Gefangene?« Hel zog eine dünne, wie gemalt
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