Borlik, Michael - Scary City 3 - Der Bezwinger der Dämonen
Seite. Ein gefährliches Glitzern in den Augen. »Niemals!« Er schien seine Taktik geändert zu haben, denn jetzt griff er nicht mehr direkt an, sondern umkreiste Mats wie ein hungriger Wolf. Der wischte sich den Schweiß von der Stirn, damit er ihm nicht in die Augen laufen konnte. Kurz sah er zu Lucy rüber. Im Licht des Mondes, das durch das Fenster fiel, wirkte ihr Gesicht geisterhaft bleich. »Mach dieses Scheusal fertig«, zischte sie.
Mats' Blick kehrte zurück zu Richie.
»Du... bist so gut... wie tot, Menschenjunge!« Der Dhampir machte einen Satz nach vorne.
Dieses Mal reagierte Mats eine Sekunde zu spät. Vermutlich lag es an der Erschöpfung. Er drehte sich zur Seite, war aber nicht schnell genug. Die Nägel von Richies linker Hand bohrten sich in seine Brust. Tief drangen sie in die Haut oberhalb seines Herzens ein. Mats schrie vor Schmerz auf, riss sich los und taumelte zurück.
»Mats! Mats!«, schrie Lucy.
Richie grinste. »Menschen sind so dumm. Du hättest den Feary sterben lassen sollen.«
Mats starrte auf seine Brust. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Die Knie wurden ihm weich und er sackte zu Boden. Auf die rechte Hand gestützt blickte er zu dem Dhampir auf. War es das jetzt?, fragte er sich.
Richie kam auf ihn zu. Er bewegte sich langsam, fast schon bedächtig, so als rechnete er damit, dass Mats ihm nur was vormachte. Der schaute erneut zu Lucy rüber, sah, wie sie mit bloßen Händen am Gitter riss. Der Anblick hätte ihm ein Lächeln entlockt, wäre in diesem Moment nicht etwas in den Raum eingedrungen, dessen Gegenwart ihn erschaudern ließ. Sein Blick irrte umher, während er an die unsichtbaren Augen dachte, von denen er sich schon den ganzen Tag verfolgt fühlte, und an die Feen, die irgendetwas oder jemand aus dem Garten vertrieben hatte.
»Es ist so weit, Menschenjunge. Sag der Welt Lebewohl!« Richie hatte ihn erreicht und stand wie ein Henker über ihm.
Mats achtete jedoch nicht auf ihn, sondern starrte mit einer Mischung aus Grauen und Faszination auf den Schatten, der über dem Boden auf den Dhampir zukroch. Er hatte nahezu menschliche Umrisse. Nur dass er schwärzer als die Nacht selbst war.
Richie hob die Hand und ließ sie mit einem triumphierenden Aufschrei auf Mats herabsausen. In diesem Moment schlüpfte der Schatten in ihn. Der Dhampir erstarrte, die Klauen nur Millimeter von Mats' Kehle entfernt. Der wagte sich nicht zu rühren, starrte stattdessen gebannt in Richies Augen. Mit einem seltsam gurgelnden Geräusch flog der Dhampir herum und taumelte von Mats fort, wobei er immer wieder mit den Fäusten auf seine eigene Brust einhämmerte. Das ging einige Sekunden lang so, dann wurde er mit einem Mal ganz ruhig.
Auch Lucy hatte aufgehört am Gitter zu rütteln.
»Scharf sollen sie sein und tief schneiden sie hinein«, hallte ein krächzender Singsang durch den Raum. »Die Klingen, die ich schwinge. Für das Blutlied, das ich singe...« Mit einem Kichern fuhr Richie zu Mats herum. Sein Blick, zuvor der eines wilden Tieres, glühte jetzt in einem fiebrigen Irrsinn. Er machte zwei, drei Schritte auf Mats zu und blieb wieder stehen. »Es ist lange her, dass ich zuletzt die Kontrolle über einen Körper übernommen habe.« Die Stimme kam eindeutig aus Richies Mund, aber es war nicht die des Dhampirs. »Wir müssen reden, Mats aus dem Hause Greifenhall.«
»Was geht hier vor? Wer bist du?«
»Ich bin der, den jeder fürchtet«, hauchte Richie. »Der Schatten, der in dunklen Gassen lauert. Die Bestie im Keller, die die kleinen Kinder frisst. Ich bin ... Jack the Ripper.«
Mats schluckte. Der Ripper! »Und ... und was willst du?«
»Ich bin hier, um dir zu helfen, Mats Greifenhall. Du sollst dich für mich an Vlad rächen, darum brauche ich dich lebend.«
»Aber ich dachte ... Alle haben gesagt, du würdest nicht...«
»Unter normalen Umständen würde ich dir eher die Kehle aufschlitzen, als dich um Hilfe zu bitten. Aber Vlad ist inzwischen zu mächtig geworden, sodass du der Einzige bist, der ihn noch aufhalten kann.«
Richie ballte die Hände zu Fäusten, wobei seine Nägel sich in seine Handballen bohrten. Es musste höllisch weh tun, trotzdem zuckte er nicht einmal. »Ich will, dass Vlad bestraft wird«, kreischte er. »Ich will, dass du ihn für mich umbringst!«
Mats kroch ein Stück von ihm fort. Dabei merkte er, dass seine Brust gar nicht mehr schmerzte. Sie hatte sogar aufgehört zu bluten. Wenigstens wirkten seine Heilkräfte nach wie vor.
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