Borlik, Michael - Scary City 3 - Der Bezwinger der Dämonen
sein sollte, die Gesichter ihrer Feinde zu kennen.
In den vergangenen Wochen hatte er nachts oft wach gelegen und sich ausgemalt, wie die übrigen Dämonen aussehen würden.
Er hatte sich Bestien vorgestellt, die Säure versprühten, Münder mit rasiermesserscharfen Zähnen besaßen und mit Hunderten Tentakel um sich schlugen.
Die vier Apokalyptischen Reiter waren nichts davon, und dennoch nicht weniger Furcht einflößend.
»Alles in Ordnung?«, fragte Tic und bohrte ihm einen winzigen Finger ins Ohr.
Mats drehte den Kopf so, dass er den Feenmann auf seiner Schulter sehen konnte. »Ja«, sagte er und war selbst am meisten über seine Antwort überrascht. »Ja, ich denke schon.«
»Das sollte es aber nicht, Mats Greifenhall«, warf Hel ein. »Die vier sind die mächtigsten Dämonen, die jemals aus der Hölle entkommen sind.« Die Göttin erhob sich und der Stuhl zerfiel unter ihr zu Asche. »Und Vlad ist mächtiger, als Morczane es je war. Nicht einmal die Götter wissen, woher er seine Kraft bezieht.«
Vielleicht nicht die Götter, dachte Mats. Aber jemand anderer wusste es sehr wohl. Zumindest hatte der Ripper etwas in dieser Richtung angedeutet. Mats überlegte kurz, ob er Hel von seinem Verdacht erzählen sollte, entschied sich aber dagegen. Warum sollten sie zur Abwechslung nicht auch einmal ein Geheimnis haben!
Abgesehen davon war die Göttin längst zu einem anderen Thema gewechselt.
»Jetzt, wo nur noch ein Siegel übrig ist, müsst ihr den alten Konrad unbedingt warnen. Ich habe bereits mit ihm gesprochen, aber er glaubt, dass der Goldene Schlüssel weiterhin bei ihm sicher ist.«
»Sie glauben das aber nicht«, sagte Lucy.
Hel schüttelte den Kopf. »Vlad steht so kurz vor seinem Triumph, dass er alles daransetzen wird, das letzte Siegel in die Finger zu bekommen. Wirklich alles.«
»Wir werden mit dem alten Konrad reden«, versprach Mats und warf einen Blick auf die Uhr. Wenn sie richtig ging - vorausgesetzt, es gab so etwas wie Zeit in der Unterwelt- war es jetzt halb drei nachts. Im Moment war er noch aufgedreht genug, um die Erschöpfung nicht zu spüren, aber das würde sich sicher bald ändern. »Wir müssen langsam zurück«, bat er die Göttin. »Unsere Eltern sind bestimmt schon halb wahnsinnig vor Angst.«
»Um dieses Problem hat sich Mr Myrddin bereits gekümmert.«
»Er... er weiß, dass wir hier sind?«
»Er ist ziemlich wütend darüber, dass ihr euch weggeschlichen habt.« Hels Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ihr solltet euch für die Zukunft merken, dass es niemals gut ist, einen Zauberer zu verärgern.«
Am nächsten Morgen mussten Mats und Lucy zeitig aus den Federn. Sie hatten Frau Greifenhall versprochen, bei der Frühschicht im Hotel auszuhelfen. Ein Fehler, den Mats inzwischen bereute, während er sich völlig übermüdet durch die Hotelkorridore schleppte, um die Bettwäsche und Handtücher einzusammeln, die die Zimmermädchen vor die Türen der Suiten gelegt hatten. Um diese Aufgabe möglichst schnell hinter sich zu bringen, hatten die beiden sich aufgeteilt. Mats arbeitete alle geraden Stockwerke ab, Lucy die ungeraden.
Mats stützte sich auf den Wäschewagen, dessen rechtes Vorderrad nervtötend quietschte. Nachdem sie von ihrem Besuch bei der durchgeknallten Hel zurückgekehrt waren, hatte er kaum drei Stunden geschlafen, bevor sein Wecker ihn auch schon wieder aus dem Bett gescheucht hatte. Mit einem Seufzer blieb er stehen und hob ein paar feuchte Handtücher auf. Wenigstens hatte Mr Myrddin dafür gesorgt, dass weder Mats' Eltern noch Lucys Vater irgendetwas von ihrem Verschwinden mitbekommen hatten. So dankbar Mats ihm dafür auch war, im Moment wollte er ihm auf keinen Fall über den Weg laufen. Wer wusste schon, was passieren würde, wenn ein Zauberer seinem Ärger einmal richtig Luft machte.
»Ah, da bist du ja, Junge. Ich habe dich schon gesucht!« Mats' Mutter balancierte einen Stapel der aktuellen Morgenzeitung auf ihren Armen. »Die hätten schon vor Stunden im Hotel ausliegen müssen«, schnaufte sie und drückte ihm die Zeitungen in die Hände. »Aber der Lieferant hat sich wegen eines abgefallenen Auspuffes verspätet.« Sie rollte mit den Augen. Gleichzeitig tastete sie mit der Rechten, ob ihre Lockenpracht noch immer an Ort und Stelle war. »Die Zeitungen haben Vorrang, Mats. Du weißt, wir haben viele wichtige Geschäftsleute unter unseren Gästen, die auf den Wirtschaftsteil angewiesen sind. Um die schmutzige Wäsche kannst du dich
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