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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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dich auf deine Aufgabe, Deleu! Du bist der Bluthund von der Kripo. Tu das, was du wirklich gut kannst: Morde rekonstruieren, Leichen aufspüren und in die abscheuerregende Gedankenwelt dieses Monsters eintauchen, damit du seine Motive erkennen und seine Fehler gnadenlos bestrafen kannst.
    Gnadenlos: Das Wort schmeckte bitter, aber vielversprechend.
     
    Auf der Brottüte hatten die Kriminaltechniker Fingerabdrücke sowohl von Mevrouw als auch von Mijnheer Poulders entdeckt, aber keine vom Täter. Absicht oder nicht?
     
    Welches finstere Spiel spielst du, Dreckskerl? In der Kehle von Mevrouw Poulders steckten Brotkrümel, unverdaut und daher
post mortem
eingebracht.
     
    Kein Blut, keine Fingerabdrücke auf dem Küchentisch.
     
    Was in Gottes Namen hattest du in der Küche zu suchen?
     
    Hast du mit der Messerspitze die Brottüte aufgepult und ein Stück Brot herausgenommen?
     
    Worin bestand der Kick? Die Hungrigen zu nähren?
     
    Weder in der Küche noch auf den beiden Türklinken Fingerabdrücke.
     
    Brotkrümel! Brotkrümel in der Kehle von Mevrouw Poulders!
     
    Brot! Brot! Warum Brot?
     
    Deleu schaltete das Licht aus, blieb am Lichtschalter stehen und wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Diesmal ging es schneller. Es war auch nicht ganz dunkel hier. Typisch für eine moderne Villa: viel Licht. Licht ist Leben. War Leben. Er schloss seufzend die Augen. Als er sie wieder öffnete, fiel sein Blick auf die roten Zahlen des Radioweckers auf der Anrichte. Sie zeigten null Uhr zehn an, die vermutliche Todeszeit von Mevrouw Poulders.
     
    Keine erkennbaren Anzeichen für Einbruch, aber bedeutete das auch wirklich, dass nicht eingebrochen worden war? Deleu ging zur Verandatür und vermied es dabei, auf die braunen Flecken auf dem Küchenfußboden zu treten. Er klopfte gegen das Glas und schaltete die Taschenlampe ein. Doppelverglaste Türen, die man auch kippen konnte. Das Schloss war unversehrt, und auf den Aluminiumrahmen war kein Kratzer zu sehen.
    Wieder setzte er sich an den Küchentisch, sah, wie die Täter flüsternd die Küche erkundeten, und fühlte seine Achseln feucht werden.
     
    Hatte Mevrouw Poulders sie gehört, und hatten sie hier die Mordwaffe gefunden? Unwahrscheinlich. Die Klinge des Messers, mit dem sie ihre Opfer abgeschlachtet hatten, war nicht gewellt gewesen, sondern lang, schmal und beidseitig glatt geschliffen. Ein Stilett, zweifellos.
    Er öffnete die Schublade des Küchentischs. Messer in den verschiedensten Größen und Formen, fast alle mit Wellenschliff. Glatte Klingen hatten nur ein Riesenbrotmesser und zwei kleine Kartoffelmesser. Nein, sie hatten ihre Werkzeuge bei sich gehabt. Sie hatten alles genau geplant. Wer ein derart wahnsinniges Blutbad anrichtet, ist kein ertappter Einbrecher.
    Deleu richtete sich auf und schlich geschmeidig wie ein Leopard, der auf leisen Pfoten seine Beute verfolgt, in das luxuriös eingerichtete Wohnzimmer hinein.
    Er nahm auf dem großen Zweisitzer Platz. Das glatte Leder fühlte sich kühl an. In der Ferne raste ein Zug vorbei. Mit geweiteten Nasenflügeln schlüpfte er in die Haut des Täters. Es war nur ein Täter gewesen. Er musste sich jetzt entscheiden oder aufhören, sofort.
    Die Eltern getötet, zwei blutige Morde. Warum war das vierjährige Kind nicht brutal abgeschlachtet worden? Es war durch einen Genickbruch gestorben. Ein harter Schlag. »Wie bei einem Kaninchen«, hatte Bosmans gesagt.
    Besaß der Täter noch menschliche Regungen oder waren sie doch zu zweit gewesen und einer hatte es nicht mehr mit ansehen können? Du musst dir sicher sein, Deleu, oder aufhören.
    Ein Monster. Ein solches Massaker richtet man nicht zu zweit an.
     
    Deleu stand auf und ging am Kamin vorbei, der noch ein bisschen nach offenem Feuer roch, hinaus in den Flur. Stockdunkel, in die Haustür war kein Glas eingelassen. Er schaltete seine Taschenlampe ein. Die bizarren Schatten des Treppengeländers fielen auf die weißen Wände der kolossalen Eingangshalle. Eine ungewöhnlich große Hausspinne huschte eilends davon. Deleu drehte sich um und untersuchte gewissenhaft das Haustürschloss. Keine Kratzer. Er stieg die Holztreppe hinauf. Der hochflorige rote Treppenläufer dämpfte seine Schritte. In der Mitte knarrte eine Stufe. Deleu hielt inne, ging noch einmal ein Stück zurück und versuchte es erneut. Reiner Zufall. Er durchquerte einen schmalen Flur, von dem mehrere Türen abgingen, und betrat schließlich das Elternschlafzimmer,

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