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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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verhängnisvolle Affäre,
wo Glenn Close, die scheinbar tot in der Wanne liegt, plötzlich auffährt und Michael Douglas mit einem Brotmesser angreift. Mit einer Gänsehaut verließ er das Bad und ging hinüber ins Kinderzimmer.
     
    Dieses Zimmer war wirklich wunderschön. Die dezente Blumentapete, die reich drapierten, mit Schleifen verzierten Gardinen, der dunkelbraune Holzfußboden, alles war aufeinander abgestimmt, bis hinauf zur Decke. Die Einrichtung musste ein Vermögen gekostet haben. Das antike Metallkinderbett war aufwändig in Eierschalenweiß neu lackiert worden und passte wunderhübsch zu den zartgrünen Pastelltönen der Gardinen und der Tapete.
    Das Mädchen hatte, als sie sie fanden, dagelegen, als ob sie schliefe. Auf dem Rücken, die Hände devot auf der Brust gefaltet. Devot – das Wort hallte für einen Augenblick in ihm nach. Er fragte sich, warum. Warum hatte das Monster das Kind so ehrerbietig behandelt? Beinahe, als hätte es ihm leidgetan.
    Der Korbstuhl im Zimmer der Eltern! Er passte perfekt in dieses Kinderzimmer. Warum stand er nicht hier?
     
    Deleu kehrte ins Elternschlafzimmer zurück. In der Tatortbeschreibung hieß es, der Stuhl habe mit der Rückenlehne an der Wand gestanden. Warum? Pflegte die Kleine morgens im Zimmer der Eltern zu spielen? Doch man hatte im Schlafzimmer wieder Spielzeug noch Kinderbücher gefunden. Wer hatte den Stuhl dorthin gestellt? Wann und warum? Es waren keine Fingerabdrücke des mutmaßlichen Täters darauf gefunden worden. Nur von Mutter und Kind. Warum waren seine Fingerabdrücke nicht darauf? Was versuchte er um jeden Preis zu verbergen?
    Deleu massierte sich das Nasenbein und runzelte die Stirn. Es schien, als hätte das Monster sämtliche Spuren verwischen wollen, die im Zusammenhang mit seinen finsteren Spielchen standen. In der Tatortbeschreibung wurden dreiunddreißig Videos erwähnt, alles Familienfilme. Mevrouw Poulders nahm abends an einem Videokursus teil. Bestimmt war auf einem der Filme das Zimmer der Kleinen zu sehen.
    Deleu holte sein Notizheft heraus und schrieb: »Videos überprüfen – Kinderstühlchen«. Er steckte das Heft wieder weg und starrte durch das Fenster. Der Nachthimmel sah kalt und fern aus. Plötzlich bemerkte er einen langgezogenen Blitz. Er glaubte zunächst, es sei eine Sternschnuppe, doch der Blitz stammte von der Oberleitung der Gleise, denn er hörte das Donnern einer Lokomotive.
    Er dachte an die Abende mit Rob zurück und wie sie draußen auf der Terrasse zusammen den Himmel nach Sternschnuppen abgesucht hatten. Es war ihm immer wieder gelungen, seinen damals vierjährigen Sohn durch in die Luft geschnippte Zigarettenkippen hinters Licht zu führen. Über ein Jahr lang war es ihr festes Ritual gewesen. Wenn er eine Sternschnuppe gesehen hatte, ging Rob brav zu Bett, denn dann durfte er sich etwas wünschen. Das alles stieg wieder in seiner Erinnerung auf, als sei es gestern geschehen.
    Deleu hatte wahnsinnige Lust auf eine Zigarette, aber er beherrschte sich. Er rauchte nie an einem Tatort. Dennoch zog er schließlich das Päckchen Belga aus seinem Mantel, öffnete das Schlafzimmerfenster, lehnte sich hinaus, schaute in den kalten blauen Himmel und inhalierte tief. Während er rauchte, betrachtete er die Dachgaube links neben sich, die zu dem Zimmer der Kleinen gehörte. Er beugte sich vornüber und bemerkte, dass hinter der Dachgaube drei Dachziegel gebrochen waren. Seltsam. Wo Mijnheer Poulders doch so penibel gewesen war. Wusste er nicht, dass sie kaputt waren? Es hatte nicht in das Kinderzimmer hineingeregnet, also konnten die Dachpfannen noch nicht lange zerbrochen sein. Höchstwahrscheinlich hatten sie unter dem ersten Herbststurm gelitten, der letzte Woche böse gewütet hatte. Deleu schnippte seine Zigarettenkippe gen Himmel, folgte der Sternschnuppe, lächelte, nahm wieder sein Heftchen zur Hand und notierte sich: »Jos, beschädigte Dachziegel?«
    Er schloss das Fenster, löschte die Lichter, schaltete seine Taschenlampe ein und ging nach unten. Wieder tauchte eine riesige Hausspinne im Lichtkegel auf. Ob es dieselbe war wie vorhin? Diesmal blieb sie reglos im tanzenden Lichtkreis hocken. Deleu erschauerte. Das war schon die dritte heute Abend. Eben im Schlafzimmer hatte eine zwischen zwei Blutflecken gesessen. Sie hatte sich blitzschnell aus dem Staub gemacht, als er hereinkam. Ob diese verdammten Mistviecher Blut tranken?
     
    Er dachte an Barbara, die eine Heidenangst vor den haarigen Biestern

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