Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
Vom Netzwerk:
Sagen Sie ruhig Jos zu mir, mein Freund.«
    »Äh … niemand, Jos …« Das »Jos« kam ihm nur mühsam über die Lippen. »Ich habe es aus eigener Initiative getan.«
    »Hervorragende Idee«, lobte Bosmans. »So was brauchen wir, Leute mit Ideen, Leute, die mitdenken, und keine, die erst hinterher nachdenken. Solche Leute gehören ins Ministerium, nicht zur Kripo. Lasst euch was einfallen, Leute, seid kreativ! Wir werden es brauchen. Ich zähle auf Sie, Verstappen!«
    Verstappen antwortete mit einem kühlen Nicken.
    »Sind alle Routineaufgaben erledigt?«, fragte Bosmans.
    »Die Kondolenzkarten für die Poulders werden momentan gründlich untersucht, und die Videobänder von Mevrouw Poulders werden auf Herz und Nieren geprüft. Alle anderen Routineuntersuchungen haben bisher nicht zu einer einzigen brauchbaren Spur geführt«, antwortete Verstappen.
    Bosmans seufzte, kratzte sich in den Haaren, schaute Deleu mit seinem typischen traurigen Hundeblick an, riss sich erstaunlich schnell wieder zusammen und rief: »Okay, meine Herren, die Sitzung ist beendet!«
    Während die Ermittler einer nach dem anderen den Saal verließen, übertönte Bosmans noch einmal das Stimmengewirr: »Und denken Sie daran, wer der Presse ein Sterbenswörtchen verrät, dessen Kopf wird mir auf einem Silbertablett serviert!«
    Hier und da ertönte Gelächter.
    Deleu folgte Bosmans in dessen Büro. Als sie eintraten, klingelte das Telefon. Bosmans seufzte und nahm den Hörer ab. Es war Verreycken, Systemanalytiker bei der Kripo in Brüssel. Er wusste für alles Rat, was irgendwie mit Computern zu tun hatte.
    »Hallo, Jos, ich habe in einer gesicherten Datei eine Adresse und eine Handynummer gefunden, und zwar von einer Edelnutte an der Avenue Franklin Roosevelt in Brüssel. Es sieht ganz danach aus, als sei Poulders nicht der brave Familienvater gewesen, für den er allgemein gehalten wurde.«
    »Du bist unbezahlbar, Freddy«, seufzte Bosmans, heiser vor Aufregung. »Ich kümmere mich um alles Weitere. Ich schicke Verstappen bei dir vorbei.«
    Bosmans wählte die Nummer von Verstappens Piepser und legte auf.
    »Poulders hatte die Handynummer einer Nutte an der Avenue Franklin Roosevelt in seinem PC gespeichert. Was sagst du dazu?«
    »Das heißt noch gar nichts, Jos. Aber jede noch so kleine Spur ist besser als gar keine. Ich würde die Frau erst mal eine Weile beschatten lassen, sie und ihre wichtigsten Kunden.«
    Das Telefon klingelte.
    »Herzlichen Glückwunsch, Verstappen, damit haben Sie wohl Ihren persönlichen Rekord … Oh, Entschuldigung Mijnheer Staatsanwalt. Kleiner Scherz«, murmelte Bosmans honigsüß. »In Ordnung, in zehn Minuten bin ich bei Ihnen im Büro. – Verdammter Mist!«
    Deleu grinste und fragte: »Verspaille?«
    Bosmans knurrte und nickte bestätigend.
    »Bestimmt hat Verstappen umgehend seinen Schwiegerpapa angerufen«, lachte Deleu.
    »Den erwürge ich …« Ein lautes Klingeln erstickte seine Tirade im Keim.
    »Hallo? Ah, Verstappen, kommen Sie bitte unverzüglich in mein Büro.«
    Bosmans kramte einen Stift aus der angestoßenen Ablage, die ihm eine seiner Töchter vor vielen Jahren zum Vatertag gebastelt hatte, und kritzelte ein paar Notizen auf seinen Memoblock. Er seufzte, betrachtete seine Prosa, zerriss das Blatt und warf es achtlos in einen überquellenden Papierkorb. »Poulders ging also zu den Huren«, sagte er langsam.
    Deleu fragte sich, was Bosmans unternahm, wenn seine männlichen Hormone ihren Tribut forderten. Doch heutzutage als Untersuchungsrichter außerhalb der Ehe zum Zuge zu kommen dürfte vermutlich gar nicht so einfach sein.
    Bosmans schaute Deleu an, und der wandte etwas zu schnell den Blick ab. Es war, als hätte Bosmans seine indiskreten Gedanken erraten, und Deleu spürte, wie ihm die Schamesröte zu Kopfe stieg. Er konnte es nicht verhindern. Dieses Erröten war sein Handicap. Seit seiner Studienzeit hatte er gelernt, damit zu leben, aber meist kam es doch sehr ungelegen. Bosmans bemerkte es, ging aber taktvoll darüber hinweg. Es klopfte. »Herein!«
    »Hier bin ich, Chef«, meldete Verstappen. Aus dem Munde von Staatsanwalt Verspailles zukünftigem Schwiegersohn klang das Wort »Chef« geradezu herablassend.
    »Setzen Sie sich«, sagte Bosmans.
    Wuff, dachte Deleu und grinste. Verstappen sah es, wandte den Blick ab und folgte der Aufforderung widerwillig. Bosmans informierte ihn über Poulders’ Eskapaden und erteilte ihm den Auftrag, die Sache gründlich zu untersuchen.
    Sobald

Weitere Kostenlose Bücher