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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Flipchart und drehte sich mit dem Rücken zum Publikum. Als er den Arm hob, bemerkte irgendjemand im Saal sarkastisch: »Wo hat er denn eigentlich seine Kristallkugel?«
    »Jetzt halten Sie endlich Ihren großen Mund, Verstappen, wir müssen uns auf die Arbeit konzentrieren«, zischte Bosmans, ohne sich umzuwenden.
    »Was heißt hier Arbeit? Der Fall ist doch gelöst? Was sollen wir hier noch rumsitzen? Ich habe zu tun.«
    Verstappen stand auf, blies sich die widerspenstigen blonden Locken aus den Augen und winkte demonstrativ einigen Kollegen zu.
    »Wenn Sie durch diese Tür da gehen, Verstappen, dann, um den Verkehr zu regeln, und zwar ein für alle Mal!«, fauchte Bosmans.
    Deleu wusste, dass Bosmans seine Kompetenzen überschritt. Verstappen würde es sich nicht gefallen lassen, dass Bosmans ihn vor versammelter Mannschaft derart herunterputzte. Deleu wollte den Machtkampf nicht eskalieren lassen und sagte: »Ich habe keine Kristallkugel. Ich weiß nicht mehr als Sie. Ich habe nur eine Theorie, und zwar eine, die es zumindest verdient, überprüft zu werden. Es sei denn, jemand hätte noch Fragen oder Einwände.«
    »Und zwar relevante!«, blaffte Bosmans und schaute sich im Saal um.
    Niemand reagierte. Die Stille fühlte sich unwirklich an. Deleu schloss die Augen.
    »Er hat recht!«, rief jemand. »Wir sollten zusammenarbeiten und unsere bisherigen Theorien miteinander vergleichen, anstatt herumzudiskutieren. Was Deleu sagt, ist gar nicht so dumm. Wir sollten konstruktiv vorgehen!«
    Bosmans drehte sich um. Es war Walter Vereecken, der das Wort ergriffen hatte. Walter war ein alter Getreuer, der schon viel erlebt hatte. Ein allseits respektierter Ermittler.
    »Walter hat recht!«, rief der schielende Pierre. »Wir müssen diese Bestien finden, anstatt rumzustreiten!«
    Der schielende Pierre, der immer genau in die andere Richtung schaute, wenn man ihn ansprach, blickte sich im Saal um. Niemand lachte. Gut so.
    »Okay?«, fragte Bosmans langsam. Noch immer sagte keiner ein Wort.
    »Also, die Fakten!«
    Bosmans fasste Deleus Theorie stichwortartig auf der Flipchart zusammen. Dann schrieb er mit rotem Stift und in Großbuchstaben darunter: SPIELCHEN  – SPINNEN  – NÄGEL  – PUTZLAPPEN  – KORBSTÜHLCHEN .
    »Meine Herren, diese Elemente, die Eckpunkte von Dirks Theorie, werden wir ab sofort näher untersuchen. Bis ins kleinste Detail.«
    »Und wer untersucht was?«, fragte der schielende Pierre.
    »Verstappen ist bis auf weiteres für die Aufgabenverteilung verantwortlich.« In den Worten »bis auf weiteres« schwang unüberhörbar ein drohender Unterton mit. »Und dabei ist mir völlig egal, wer was untersucht! Und wer hinterher die Lorbeeren erntet, ist mir genauso wurst! Das hier ist Teamarbeit und kein Spielchen!«
    »Diese Spielchen des Täters, sind die irgendwie sexuell gefärbt?«, fragte jemand aus dem Hintergrund.
    »Alle Spielchen sind irgendwie sexuell gefärbt, Vanderaerden!«, fauchte Bosmans. Lautes Gelächter im Saal.
    »Okay, die bisherigen Ergebnisse!«, brüllte Bosmans. »Prinsen, was ist mit dem Hund?«
    »Wir haben das Wäldchen hinter dem Haus sorgfältig durchkämmt, Mijnheer Bosmans. Nichts. Keine Fußabdrücke, keine Überbleibsel von Gift, gar nichts. Der Regen hat alle Spuren ausgelöscht. Wir haben nichts gefunden außer ein paar explodierten Knallfröschen und ein paar abgeknickten Zweigen.«
    »Stellen Sie fest, wo die Knaller herkommen, halten Sie vor allem nach Jugendbanden Ausschau. Spielchen, Prinsen!«, sagte Bosmans.
    Ein junger Ermittler meldete sich schüchtern.
    »Ja?«, sagte Bosmans.
    »Äh, Entschuldigung, Mijnheer Untersuchungsrichter, aber dieses Korbstühlchen, von dem Mijnheer äh …«, begann der junge Mann ziemlich unzusammenhängend. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, und er errötete. »Äh …«
    »Deleu, Dirk Deleu«, half ihm Deleu auf die Sprünge. Der Grünschnabel mit dem dichten Haar, unter dem zwei große Segelohren hervorschauten, nickte Deleu dankbar zu, schob seine Kassenbrille hoch und fuhr fort: »Ich habe alle Fotoalben der Familie durchgesehen und meine mich zu erinnern, dass das Stühlchen auf einem der Bilder im Kinderzimmer zu sehen ist.«
    »Wer hat Ihnen aufgetragen, die Fotos anzusehen?«, fragte Bosmans laut. Manchmal ähnelt er eher einem Feldwebel auf dem Kasernenhof als einem Untersuchungsrichter, dachte Deleu. Bosmans war einer vom alten Schlag. Hart, aber fair.
    »Äh, niemand, Mijnheer Untersuchungsrichter.«
    »Jos.

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