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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Menschenverstand«, antwortete Martha kichernd und legte auf. Ihr verstorbener Mann hatte ihr ein paar Tricks gezeigt, wie man mit einem Draht oder einer Münze eine kaputte Sicherung überbrücken konnte.
    Martha öffnete die Haustür einen Spalt und machte sich schon mal auf die Suche nach einem Schraubenzieher, einer Kneifzange und einem Stück Draht. Sie bewahrte das Werkzeug in einem Basteinkaufskorb auf, aber wo hatte sie den bloß verstaut?
    Maggie drückte behutsam Marthas Tür weiter auf und warf einen vorsichtigen Blick in die Wohnung.
    »Komm ruhig rein, Kind, nicht so schüchtern! Ich beiße nicht.«
    Maggie war erleichtert, als sie Martha in ihrer geblümten Schürze sah, und schüttelte ihrer grauhaarigen Nachbarin die Hand. Martha war mindestens einen Kopf kleiner als sie, obwohl sie selbst nur knapp einen Meter fünfundsechzig maß.
    »Danke.«
    »Schon gut. Und außerdem habe ich ja noch gar nichts gemacht. Setz dich bitte noch einen Moment, ich suche gerade mein Werkzeug. Und mach bitte die Tür zu, es ist ohnehin schon kalt genug.«
    Martha De Vriese suchte noch fünf Minuten in drei verschiedenen Schränken herum und fand schließlich, was sie gesucht hatte. Sie winkte Maggie zu, die still in einem Sessel saß: »Komm, gehen wir mal nachsehen. Ich nehme am besten gleich den ganzen Korb mit.«
    »Geben Sie ihn lieber mir. Der ist doch zu schwer für Sie.«
    »Wie aufmerksam von dir, mein Kind«, sagte Martha De Vriese und gab Maggie den Korb.
    Auf halbem Weg zum Keller schlug sich Martha mit der flachen Hand an die Stirn und sagte: »Verdammt, mein Schlüssel, ich habe meinen Schlüssel vergessen.«
    »Ist die Kellertür denn abgeschlossen?«, fragte Maggie. »Ich dachte, sie stünde immer offen?«
    »Ja, stimmt, ich meinte auch meinen Haustürschlüssel. Habe ich die Tür hinter mir zugezogen? Dann komme ich jetzt nämlich nicht wieder rein. Ich hab’s vergessen.«
    »Warten Sie, ich gucke mal rasch nach«, sagte Maggie und rannte die Treppe hinauf.
    »Alles klar, Martha, die Tür ist angelehnt«, sagte Maggie erleichtert, als sie wieder hinunterkam.
    »Hoffentlich fällt sie nicht zu.«
    »Soll ich Ihren Schlüssel rasch holen gehen?«
    »Nein, lass nur, solange wir die Haustür nicht aufmachen und es nicht zieht, fällt meine Tür bestimmt nicht zu.«
    »Und wenn, dann trinken wir oben bei mir gemütlich zusammen ein Tässchen Tee und rufen den Schlüsseldienst an. Die Kosten übernehme ich.«
    »Sehr lieb von dir. So, da sind wir. Oje, hier ist auch das Licht ausgefallen. Leuchtest du bitte mal mit der Taschenlampe dahinten an die Wand?«
    Maggie richtete den Strahl der Taschenlampe in die Richtung, in die Martha mit ihrem knochigen Zeigefinger wies.
    »Siehst du die schwarzen Schränke dahinten?«
    »Ja.«
    »Das sind die Sicherungskästen. Sie hängen beide auf meiner Seite. Siehst du sie?«
    »Ja.«
    »So, komm, dann reparieren wir das jetzt mal.«
    Während ihre Taschenlampe geisterhafte Schemen an die weißgetünchte Wand warf, folgte Maggie mit beklommenem Herzen der regen alten Dame. Plötzlich stieß sie einen überraschten Laut aus und fasste sich mit beiden Händen an den Bauch – hatte sie da wirklich eine Bewegung gespürt, oder spielte ihr die Anspannung einen Streich?
     
    Josef Hermans fluchte mit zusammengebissenen Zähnen. Nachdem er vergeblich an der Speichertür gerüttelt hatte, stand er nun vor Maggies verschlossener Wohnungstür. Sein glühendes Herz hämmerte in seiner Brust. Er befeuchtete die glänzenden Lippen mit der Zungenspitze, und sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Das hier war mindestens genauso aufregend wie in Gestalt des Pastors an der Tür seiner nichts ahnenden Opfer zu klingeln. Den schwierigsten Teil hatte er sowieso hinter sich. Eben, als er die Treppe hinaufgestiegen war, während die beiden blöden Kühe in der Wohnung der Alten saßen, das war wirklich eine heikle Sache gewesen!
    Er öffnete seine Lederreisetasche und kontrollierte den Inhalt. Kerzen, Stilett, Filetiermesser, Kruzifix, Hammer, Nägel, Schnur, Gebetbuch, ja, alles da.
    Als er behutsam die Treppe hinunterschlich, streifte das weiße Unterkleid seines Priestergewands bei jedem Schritt kurz eine Stufe. Er grinste, als er auf halber Treppe einen gelblichen Lichtschein sah. Die Haustür der alten Kuh stand immer noch einen Spalt offen.
    Es versprach ein amüsanter Abend zu werden.
     
    Martha klopfte gegen den unteren Schaltschrank.
    »Schau, das ist deiner, sie hängen genau verkehrt

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